"Rogue One": Dreckiges Kriegsdrama im Weltraum

Von Lukas Luger   15.Dezember 2016

Für eine Filmreihe, die den Krieg prominent im Titel trägt, war "Star Wars" stets eine harmlose, jugendfreie Angelegenheit. Von Lasergeschützen Getroffene fielen wortlos zu Boden, Blut wurde nicht einmal tröpfchenweise vergossen, die Schlachten kamen stets sauber als bis ins letzte Detail durchchoreografierte Inszenierungen daher. "Rogue One: A Star Wars Story", das packende erste Spin-Off aus dem Sternenkriegeruniversum, bricht mit dieser Tradition.

Düsterer und erbarmungsloser, innerhalb der engen Parameter eines Science-Fiction-Epos auch "realistischer", präsentiert sich der chronologisch vor "Episode IV: Eine neue Hoffnung" (1977) angesiedelte Film des britischen Regisseurs Gareth Edwards. Im Mittelpunkt der von Chris Weitz und Tony Gilroy erdachten Geschichte, steht die von Felicity Jones mit Intensität und Charme verkörperte Rebellenkämpferin Jyn Erso. Die resolute junge Dame ist nicht nur notorische Gesetzesbrecherin, sondern auch Tochter des genialen Wissenschafters Galen Erso.

Diese vom gewohnt fulminanten dänischen Charaktermimen Mads Mikkelsen stark an Robert Oppenheimer, den "Vater der Atombombe", angelehnte Figur, zeichnet verantwortlich für die Konstruktion des "Todessterns". Mit Hilfe der monströsen Zerstörungswaffe will das Imperium rund um den stets röchelnden Erzbösewicht Darth Vader – der nur drei kurze, dafür starke Szenen hat – die ganze Galaxis knechten.

Die wackere Rebellenallianz hat etwas dagegen, und plant über Jyn an ihren mit seinen Lebensentscheidungen hadernden Vater ranzukommen. Gemeinsam mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe – ein blinder Asiate, sein schießwütiger Kompagnon, ein Latino-Raumschiffcaptain, dazu ein arabischstämmiger Kampfpilot – macht sich Jyn an die Mammutaufgabe, die Baupläne des Todesterns aus den Händen von Scheusal Orson Krennic (verkniffen fies: Ben Mendelsohn) zu stehlen. Eine multiethnische Rebellengruppe im Clinch mit einem von weißen, älteren Männern angeführtem totalitären Regime – kein Wunder, dass Trump-Anhänger gemeinsam mit Aktivisten des rechtsextremen "Alt-Right-Movement" in den USA massiv Stimmung gegen "Rogue One" machen.

Wenig zu meckern werden hingegen die Fans haben. Nach langatmigem Beginn überzeugt "Rogue One" als knackig inszenierter Actionfilm, der sich die Freiheit erlaubt, mehr Kriegsdrama als Weltraummärchen zu sein. Pseudoreligiöse Ausführungen fehlen ebenso wie die Jedis und allzu nostalgische Reminiszenzen an die Originalfilme, die allerletzte Szene ausgenommen. Der Ton der Protagonisten ist rau, die visuell überragenden Guerillakämpfe atmen Dreck und Nässe, der Humor ist dosiert und schwarz. "Roque One" ist der cineastische Beweis, wie viel erzählerische Potenz noch im "Star Wars"-Universum steckt!

 

Filmkritik: "Rogue One: A Star Wars Story" (USA 2016, 133 Minuten), Regie: Gareth Edwards

Benotung: 5 von 6 Sterne

Drei Fragen an Felicity Jones

"Rogue One"-Hauptdarstellerin Felicity Jones wurde 1983 in Birmingham geboren. Zuletzt war sie im Kino neben Tom Hanks in der Dan-Brown-Verfilmung von "Inferno" zu sehen.

1 Wie sehr waren Sie vor den Dreharbeiten mit "Star Wars" vertraut?

Ich war als Kind ein großer Fan. Wenn man sechs oder sieben Jahre alt ist, dann verarbeitet man die natürlich anders, als wenn man erwachsen ist. Aber ich weiß, dass ich sie sehr ernst genommen habe. Sie jetzt als Erwachsener noch mal zu sehen und festzustellen, dass mir die frühen Filme aus den 70ern immer noch so viel geben, ist etwas Wunderbares.

2 Haben Sie mit Schauspielern der vorherigen "Star Wars"-Filme sprechen können?

Wir hatten am Set häufiger Besucher, die uns beim Dreh zugeschaut haben. John Boyega und Daisy Ridley (Finn und Rey aus "Episode VII – Das Erwachen der Macht", Anm.) kamen vorbei. Und Mark Hamill (Luke Skywalker, Anm.). Die haben uns total unterstützt. Ich hab das Gefühl, es gibt da einen guten Zusammenhalt im "Star Wars"-Universum. Man teilt seine Erfahrungen.

3 Sie spielen die Rebellin Jyn Erso. Wie viel Rebellin steckt denn in Ihnen?

Als Teenager war ich definitiv eine. Da wollte ich immer mit dem Kopf durch die Wand und meinen Willen durchsetzen, spät aufbleiben, lange wegbleiben.

Felicity Jones