Regale voller Romantik
Wer je vor einem langen Wochenende einkaufen musste, wird sich eines nie wieder vorstellen können: dass ein Supermarkt romantisch sein könnte.
Doch er kann, weil es das Kino gibt und den Film "In den Gängen". Darin inszeniert der Leipiziger Regisseur Thomas Stuber die aufkeimende Liebe zwischen Marion (Sandra Hüller) und Christian (Franz Rogowski), sie arbeitet bei den Süßwaren, er ist neu bei den Getränken und lernt, mit Gabelstaplern zu fahren. Stubers Supermarkt ist für Marions und Christians Begegnungen Kulisse und Motor zugleich. Ein Ort, an dem sich im echten Leben jeder schnell nimmt, was er braucht und verschwindet, wird auf der Leinwand zu einer Umgebung, in der die Zeit still zu stehen scheint, Christian auf Marion wartet und ihr mehr gibt, als sie es vom Leben gewohnt ist.
Hüller überzeugt als goscherte Frau, Rogowski als liebenswürdiger, stiller Mann. Es geht weniger um das, was sie sagen, sondern gekonnt mit ihren Gesichtern erzählen – und Stuber mit der Inszenierung. Er lässt Gabelstapler zur Musik tanzen, spielt mit Kunstlicht, Regalen, durch die gespäht wird und Palmentapeten, die an die goldene Zeit des Konsums erinnern.
Ein schöner Film, der deshalb so ans Herz geht, weil er nie nur süß und leicht ist, sondern auch schwer und bitter, wie harte Arbeit, dem der Film neben der Liebe ein klares Denkmal setzt. (nb)
"In den Gängen": D 2018, 125 Min., T. Stuber
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