Pures Glück taugt nicht zur Romanerzählung

Von Silvia Nagl   27.August 2016

Es wird viel geschmust, viel gestreichelt, viel umarmt, im monotonen Einschlafton dahingeredet – und sehr oft und lange und gedankenschwer ins Nichts gestarrt. Das alles ist manchmal ein wenig zu viel des Guten, aber grundsätzlich ist "Agnes" ein Film, auf den man sich einlassen sollte, weil er in ruhigen Sequenzen eine sehr außergewöhnliche Liebesgeschichte zeigt.

Johannes Schmid hat "Agnes", den Bestseller des Schweizer Autors Peter Stamm, verfilmt. Bei allem Bemühen, dieser Geschichte gerecht zu werden, bleibt doch immer wieder ein gewisses Maß an Pathos, ein schwermütiges Dahingleiten. So wie sich Schriftsteller Walter im Film in dieses rätselhafte Wesen Agnes verliebt, scheint es auch dem exzellenten Kameramann Michael Bertl mit Schauspielerin Odine Johne ergangen zu sein.

Sanft streicht die Kamera über ihr Gesicht, ebenso tut es Schauspieler Stephan Kampwirth als Walter. Unaufdringlich, aber ohne Scheu kommt die Kamera den beiden bei ihren Liebesszenen sehr nahe, und hier fasziniert Odine Johne mit ihrer natürlichen Erotik. So wie sie überhaupt diesem elfenhaften Wesen, das nicht von dieser Welt zu sein scheint, Konturen gibt, auch wenn sie oft verschwommen oder durch Glasscheiben zu sehen ist. Der Film ist szenisches Erzählen – wie auch der Roman. Immer wieder werden Perspektiven getauscht: Ist das Geschehen, das Walter auf Wunsch von Agnes aufschreibt, nun Romanerzählung? Oder doch Realität? "Glück allein macht keine Geschichte", sagt Walter einmal zu Agnes. Und damit beginnt das Unglück. Eine intelligent konstruierte Liebesgeschichte in hypnotisierenden Bildern mit intensiven Darstellern.

Kino: "Agnes", D 2016; Regie: Johannes Schmid, 105 Min.

OÖN Bewertung: