"Peter Handke – Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte": Das elfte Gebot: Du sollst Zeit haben

Von Silvia Nagl   03.Dezember 2016

So spröde und zurückhaltend sich Peter Handke auch immer wieder geben mag, Corinna Belz ist trotzdem ein fast intim zu bezeichnendes, sehr einfühlsames und behutsames Film-Porträt des österreichischen Autors gelungen, das auch der Titel eines seiner Werke sein könnte. Drei Jahre hat sie ihn immer wieder in seinem Domizil im Pariser Vorort Chaville besucht.

Es sind Bilder wie Stillleben: die auf den Holztisch hindrapierten, gut gespitzten Blei- und Buntstifte. Das langsame Putzen der Pilze und das Schwadronieren über deren Duft und Aussehen. Verblüffend, wie nahe Handke die Kamera an sich heran- und sich gleichsam von ihr verfolgen lässt, beim Schlendern im Garten, beim Schneiden der Lorbeer-Sträucher, beim Basteln des Muschel-Weges, beim Telefonieren, beim Vorlesen aus seinen Werken.... Immer wieder Monologe, bei denen er sich manchmal über verschlungene Wortpfade zu verlieren scheint. Und natürlich jene Situationen, wenn ihn plötzlich ein Wort der Interviewerin, die übrigens nie ins Bild kommt, ärgert, und er sofort aufhören möchte. Dann wieder blitzt der Schalk hervor, ein ironisches Lächeln.

Einblicke in die Person Handke gibt es durch Rückblenden, alte Fotos, durch Interviews mit seiner Frau Sophie und einer kurzen Glücksaufnahme mit der gemeinsamen Tochter Leocadie, durch ein Treffen in Wien mit Tochter Amina (aus der Ehe mit Libgart Schwarz).

Er denke immer noch über das elfte Gebot nach, sagt er einmal: Ja, "Du sollst Zeit haben" könnte es sein. Und diese Zeit sollte man sich auch für dieses Stillleben nehmen.

"Peter Handke – Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte", DE 2016, 90 Min.,

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