"Passengers": Mit Jennifer und Chris auf der Titanic des Weltraums

Von Nora Bruckmüller   07.Jänner 2017

Funktioniert er, ist Schlaf ein Segen. Hapert er, wird er zum Albtraum. Das stimmt heute genauso wie in der Zukunft – geht es nach "Passengers", dem heiß erwarteten Science-Fiction-Werk mit den Hollywood-Stars Jennifer Lawrence und Chris Pratt ("Guardians of the Galaxy", mehr in der Box).

Pratt spielt Jim Preston, der zum ungünstigsten Zeitpunkt aufwacht, den es in der futuristischen Welt von Drehbuchautor Jon Spaihts ("Dr. Strange", "Prometheus") geben kann. Er ist einer von 5000 Passagieren eines Raumschiff-Luxusliners. Ziel ist eine Kolonie auf einem neuen Planeten. Dorthin zu reisen, dauert mehr als 300 Jahre. Doch die Hyperschlafkabine des Mechanikers öffnet sich als einzige aller viel zu früh, 90 Jahre vor Ankunft.

Der erste Akt von "Passengers" beginnt. Und Regisseur Morten Tyldum gestaltet ihn in einer Form, die im fantastischen Genre so oft erzählt worden ist, dass sie aufgebraucht scheint: als Überlebensdrama eines einsamen Menschen. Pratt kommt dabei nicht und nicht von der Stelle. Räumlich und seelisch als Figur, als Darsteller im Ausdruck. Er bleibt ein gut aussehender Mann, der witzig scheint, wenn er die Groteske eines Lebens vorführt, das man freiwillig zur Gänze in die Hände von Maschinen gelegt hat. Das Schiff fliegt per Autopilot, den Kundenservice zu erreichen dauert Jahrzehnte. Die Crew? Hologramme in einer metallenen, steril bis antiseptisch wirkenden, unflexiblen Umgebung der Automation.

Nichts der Fantasie überlassen

Man kommt nicht umhin, "Passengers" mit anderen Kino-Utopien zu vergleichen, die ihre Protagonisten mit Verlust von Kontrolle und Träumen strafen sowie im Nichts festsetzen. Und im Vergleich zu Matt Damon in "Der Marsianer" (2015) oder Bill Murray in "Groundhog Day" (1993) schaut Pratt nicht sehr gut aus. Auch, weil er das kleinste Dilemma vorkauen und in plumpe Worte fassen muss: "Ich bin im Arsch, Mann!"

Ein Ende findet dieses eher schlechte Popcorn-Kino in einem neuen Anfang, in Aurora Lane. Jennifer Lawrence spielt die zweite Passagierin, die aufwacht. Die Oscarpreisträgerin und Regisseur Tyldum verdichten "Passengers" dann zu einem Film, der dem oscarnominierten Vorgänger-Werk des norwegischen Filmemachers, dem Weltkriegs-Drama "The Imitation Game" (2015), ebenbürtiger ist. Und Pratt in einer komplexeren Rolle aufblühen lässt.

Natürlich verlieben sich Jim und Aurora, aber mit Klasse.

Das Schiff wird vom Spielplatz für Nerds zum goldenen Käfig für die Romantik losgelöster Zweisamkeit, die sich in eine von menschlichen Schwächen geprägte Hölle wandelt. Dieses fast literarische Drama schmückt Lawrence mit ihren typisch intensiven Ausbrüchen, von denen man nicht die Augen lassen kann. Aber keine Sorge – Zeit für Verkitschung bleibt keine.

Jim und Aurora sind mit einer Havarie konfrontiert, die das Schiff zur Titanic im actionreichen Science-Fiction-Stil macht. Ein Wettlauf gegen das Schicksal – viel cooler als bei Rose und Jack.

Passengers: USA 2016, 120 Min., Regie: M. Tyldum

OÖN Bewertung:

 

Zur Person: Chris Pratt

Vom Seriendarsteller zum Hollywood-Darling: Angefangen hat der 37-jährige Chris Pratt klein. Als Jugendlicher trat er im Fernsehen als Bright Abbott in „Everwood“ auf, später sah man ihn in „O.C., California“. Bekannter wurde der Ehemann von Anna Faris in „Parks and Recreation“, eine Büro-Satire ähnlich zu „Stromberg“. Sein Durchbruch folgte später und durchtrainiert mit den Kino-Hits „Guardians of the Galaxy“ (2014) und „Jurassic World“ (2015).