"Mortal Engines – Krieg der Städte": Ein Film verliert sich im Gigantischen
"Mortal Engines – Krieg der Städte" ist ein Fantasy-Film, dem Kino-Ikone Peter Jackson zu gewaltigem Schauwert verholfen hat. Bei der Handlung wäre weniger aber mehr gewesen.
Zehn Jahre nachdem sich Peter Jackson die Rechte an dem Buch "Mortal Engines" gesichert hatte, sollte mit dem aktuellen Kinostart endlich alles gut werden.
Theoretisch klingt auch alles nach einem aufregenden Kino-Ereignis, was die Arbeit des Neuseeländers (57) prägt, mit der er seit seiner Hobbit-Trilogie erstmals wieder in Erscheinung tritt.
Wie auch bei der "Herr der Ringe"-Reihe ist ein fantastischer Roman über Außenseiter, die ihre Welt retten, die Vorlage – wiederum von einem Briten geschrieben.
Natürlich ist "Mortal Engines"-Autor Philip Reeve kein J. R. R. Tolkien. Aber da sich in seinem Werk motorisierte, schnell fahrende Städte in einem postapokalyptischen Europa gegenseitig jagen, ist das durchaus Stoff mit Potenzial zu gewaltigem Schauwert.
Praktisch ist genau das dem Team um Drehbuchautor und Produzent Jackson auch gelungen. Vor allem Christian Rivers, der lange für Jackson arbeitete und bei dieser 100 Millionen Dollar teuren Produktion sein Debüt als Langfilm-Regisseur feiern darf.
Moloch aus Dreck und Metall
Und Rivers, oscar-prämiert für die Spezialeffekte von "King Kong", lässt sich nicht lumpen. Es ist eine Freude, zu sehen, wenn Gigantisches von noch Gigantischerem übertroffen wird. So meint man, dass Heldin Hester Shaw, gespielt von Hera Hilmar (20), nicht in einem noch größeren Moloch aus Metall, Dreck und Dampf leben könnte, als in der fahrenden bayerischen Kleinstadt, die sich durch eine weitläufige Steppe pflügt, die einmal Mitteleuropa war.
Doch da die Ressourcen weltweit knapp werden und die auf diesem Höllengefährt zusammengepferchte Zivilisation Rohstoffe hortet, wird sie zur Beute ernannt – von London. Ja, der Stadt London, die auf der Leinwand daherkommt, als hätte man die Fläche der echten Metropole einfach zur Höhe erklärt. Die Viertel stapeln sich, oben thront die St.-Pauls-Kathedrale, im "Bauch" donnert es in einem Maschinenraum so groß wie die Titanic. Die Musik peitscht, die Schnitte sind extrem schnell.
Doch der Teufel liegt hier nicht in den Details. Die stimmen, weil man Jacksons Liebe dafür noch längst erkennt, wenn man bei den Verfolgungsjagden schon an "Mad Max – Fury Road" denkt und bei den abgekapselten Räumen an das Finale von "Tribute von Panem".
Was hier stottert, ist der Plot. Im Kern will Hesta Londons Stadtchef Valentine (Hugo Weaving) erledigen, weil dieser die Reste der Welt okkupieren will. An ihrer Seite: Freiheitskämpferin Anna Fang (Jihae) und Historiker Tom Natsworthy (Robert Sheehan). Anstatt davon kompakt zu erzählen, werden unzählige Themen – von Geopolitik bis Minions – angerissen, zu viele Wendungen eingeführt, die einen nicht in die Geschichte ziehen, sondern davon entfernen. Weniger wäre hier weit mehr.
"Mortal Engines – Krieg der Städte": NZL/USA, 2018 128 Min., Regie: C. Rivers, im Kino
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: