"Monsieur Pierre geht online": Im Internet ist Monsieur Pierre 50 Jahre jünger

Von Silvia Nagl   12.August 2017

Es ist fast rührend, wenn Monsieur Pierre versucht, ein analoges Foto in den Laptop zu schieben, um es hochzuladen. Es ist eben nicht so einfach für einen 79-Jährigen, sich mit diesem Computer-Zeug anzufreunden.

Monsieur Pierre ist seit zwei Jahren Witwer. Er lebt in einer düsteren Wohnung in Paris, ernährt sich von Dosen-Ravioli und Aufgewärmtem, das ihm seine Tochter Sylvie (Stéphane Bissot) ab und zu bringt. Am liebsten schaut er sich alte Super-8-Filme von seiner geliebten Madeleine an, mit der er 50 Jahre verheiratet war, nippt dabei an seinem Cognac. Seit ihrem Tod geht er nicht mehr aus dem Haus.

Seine Tochter schenkt ihm einen Laptop, damit er zumindest ein wenig Abwechslung hat. Als Internet-Lehrer kommt ihr Alex, der arbeitslose, neue Freund ihrer Tochter, gerade recht.

Somit beginnt eine eigenartige Beziehung: Der gelangweilte, frustrierte Junge und der schrullige Alte sprechen zwar dieselbe Sprache, aber mit der Computersprache ist der Alte nicht vertraut. Doch schnell lernt er, sich bei einer Dating-Plattform anzumelden. Er schummelt mit seinem Alter, macht sich 50 Jahre jünger und lädt das Foto seines Lehrers hoch. Prompt meldet sich eine junge Frau, mit der er einen intensiven E-Mail-Verkehr beginnt. Als sie sich mit ihm treffen will, kann er – mit Geld – Alex überreden, für ihn einzuspringen. Doch Alex verliebt sich tatsächlich in die bildhübsche Frau (Fanny Valette). Und Pierre weiß nicht, dass Alex der neue Freund seiner Enkelin ist...

Das aufgebaute Lügengebäude ist ständig vom Einsturz bedroht. Wie alle Beteiligten versuchen, heil diesem Wirrwarr zu entkommen, hat Regisseur Stéphane Robelin dramaturgisch gut aufgebaut und flott und liebenswert inszeniert. Die Cyrano-de-Bergerac-Thematik, dass nämlich einer der verführerische Literat und der andere der fesche Liebhaber ist, vermag bestens zu unterhalten. Auch wenn es eine Sauerei ist, das weibliche Opfer derart zu betrügen!

Die Geschichte aber steht und fällt mit dem großartigen Pierre Richard, der noch immer sein junges, spitzbübisches Lächeln hat und hier zum ernstzunehmenden Charakterdarsteller gereift ist. Sehenswert!

 

"Monsieur Pierre geht online", Fr/B/D 2017, 99 Min.

OÖN Bewertung:

 

 

Mehr über Pierre Richard hier