"Ghostbusters": Furchtlos frech stürzen sich vier Frauen in die Geisterjagd

Von Nora Bruckmüller   06.August 2016

Noch bevor sie in die Kinos kam, wurde die Neuauflage von "Ghostbusters" (1984) nicht bloß kritisiert. Das Remake von Paul Feig wurde im Netz vernichtet. Der Grund: Statt männlicher gibt es nun weibliche Geisterjäger.

Dabei lag es doch auf der Hand, die Geschlechter zu tauschen. Nicht, weil wir im 21. Jahrhundert leben. Sondern weil dem Paranormalen mit der gleichen hysterischen Ungläubigkeit begegnet wird, wie vielerorts Frauen in Feldern jenseits des Haushalts.

Schöner Körper, kein Köpfchen

Der Unterschied: Paranormales ist empirisch fragwürdig, weibliche Kompetenz keineswegs. Das beweist einmal mehr das leidenschaftlich sowie pointiert spielende Frauen-Quartett im neuen Ghostbusters-Film. Kristen Wiig ("Der Marsianer") gibt die herzlich verschroben-tollpatschige Physikerin Dr. Erin Gilbert. "Gilmore Girl" Melissa McCarthy bleibt ihrem wenig zimperlichen Stil treu: Haudrauf-Mentalität und loses Mundwerk verfeinern ihren deftigen Schmäh als Dr. Abby Yates.

Leslie Jones ist als hemdsärmelige, sympathisch unerschrockene Patty Tolan die einzige ohne Titel, aber dafür mit Straßenschläue ausgestattet. Kate McKinnon versorgt als Dr. Jillian Holtzmann die Truppe mit abgefahrenen Waffen – vom Geistershredder bis zum Nuklearsprengsatz.

Dabei legt sie eine hinreißende Gratwanderung zwischen Verbissenheit und sinnbefreitem Phlegma hin, die als Hommage an Bill Murrays legendären Dr. Peter Venkman gelesen werden kann.

Er hat, wie die Ur-Geisterjäger Dan Aykroyd und Ernie Hudson, einen verrückten kleinen Gastauftritt. Generell lässt der Film mit Nostalgie Fanherzen schneller schlagen – auch was Form und Erzählung betrifft. Natürlich wird New York von einem Besessenen bedroht, der die Barriere zur Geisterwelt aufheben will. Dazwischen gibt’s schleimiges Ektoplasma, den Marshmallow-Mann und viele Widrigkeiten wie fehlende Anerkennung. Im 80er-Jahre-Stil fällt auch das Tempo aus. Es hätte flotter sein können, die Gag-Dichte ebenso höher. Dafür entschädigt Chris Hemsworth. Ihm kommt die Rolle des Ghostbusters-Sekretärs zu. Dabei ist er makellos schön, wie mit Photoshop erschaffen, aber hat nichts im Köpfchen.

Er stürzt sich mit solch unverkrampfter Selbstironie in diese überspitzte Frauen-Rolle, dass es eine Freude ist. Wie der Film eben: sexy, einfach weil es lustig ist.

Ghostbusters: USA 2016, 116 M., Regie: Paul Feig

OÖN Bewertung: