"Eldorado": Der Hölle entflohen, leben sie im Fegefeuer und hoffen auf das Paradies
In seiner Doku "Eldorado" verknüpft Markus Imhoof das heutige Elend von Flüchtlingen mit einer vergangenen Geschichte.
Es gibt eine Unmenge an Dokumentarfilmen über das Leid und Elend von in mieselsüchtigen, überfüllten Schlauchbooten im Mittelmeer treibenden Flüchtlingen, die von italienischen Hilfskräften gerettet werden. Doch die Doku des Schweizers Markus Imhoof (77) ist anders.
Denn er verknüpft seine eigene Geschichte mit derjenigen heutiger Flüchtlinge. Seine Familie hat nach dem Zweiten Weltkrieg ein italienisches Flüchtlingsmädchen aufgenommen, das ihm zur Schwester geworden ist. In Rückblenden, mit Erzählungen aus dem Off und mit Fotos erzählt er diese Geschichte. Die Kamera fängt die Gesichter der heutigen Flüchtlinge ein. Das hat man schon vielfach gesehen, doch Imhoof gelingen neue Perspektiven.
Schwer erträglich
Beispielsweise mit versteckter Kamera Einblicke in ein "Ghetto" genanntes Lager für Feldarbeiter. Erbärmliche, nicht vorstellbare Zustände. Hier werden im mafiösen Gestrick Afrikaner versklavt, die für einen Hungerlohn Tomaten ernten, die wiederum in Dosen nach Afrika exportiert werden … Diese Perversion ist schwer erträglich. Sie seien der Hölle entflohen, lebten nun im Fegefeuer und warteten auf das Paradies, haben manche der Flüchtlinge noch Hoffnung.
Trotzdem hinsehen
"Du bist der Grund, warum ich mich aufmache auf diese Reise", sagt Imhoof am Beginn zu seiner längst verstorbenen Ziehschwester, "um zu sehen, was ich eigentlich nicht sehen will." Und dieser Satz hat auch Gültigkeit für diese Doku.
Kino: "Eldorado", CH/D 2018, 95 Min.
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