"Eine Geschichte von Liebe und Finsternis": Das Ende ändern wollen

Von Silvia Nagl   12.November 2016

Mit ihrem Regie-Debüt hat Oscar-Preisträgerin Natalie Portman ("Swan") großen Mut bewiesen. Als Vorlage hat die in Jerusalem geborene Portman den mehr als 800-Seiten-Wälzer "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" des israelischen Autors Amos Oz (geboren 1939) genommen. In dessen biographischer Erzählung spielt sie selbst seine Mutter – mit großer Hingabe und Melancholie, die einem manchmal die Kehle zuschnürt und sich schwer auf das Gemüt legt.

Geschickt wird zwischen Vergangenheit und erzählerischer Gegenwart ab 1945 gewechselt, in Rückblenden erzählt und die Erinnerungen des Buben Amos - hervorragend Amir Tessler – mit der Geschichte des entstehenden Staates Israel verwoben. Dazwischen Zitate aus dem Buch – und immer wieder auch das Auftauchen des "alten" Amos, der aber leider nicht der echte, sondern ein Schauspieler ist. "Wenn ich mir die Geschichte ausgedacht hätte, hätte sie ein anderes Ende genommen", sagt der alte Amos. Denn seine Mutter hat den Freitod gewählt, sie konnte den Holocaust und die Unruhen in Palästina in den 40ern nicht verkraften. Ein wichtiger, fesselnder, berührender Film. Eine Verbeugung vor einem großen Autor.

Kino: "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis", ISR/USA 2015; 95 Min.

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