"Die Hölle" ist voll rauer Action und hat dennoch Seele

09.Jänner 2017

Es regnet, Taxifahrerin Özge Dogruol hinter dem Lenkrad erinnert daran, dass auch der Wiener Gürtel kein Paradies ist. Es liegt eine melancholische Stimmung über der Stadt. Bis Ruzowitzky seiner Heldin (Violetta Schurawlow) Kontur verleiht. So, wie sie ist: hart, schnell und unverblümt.

Ein Bursch fragt sie: "Was willst du, du Fotze?" Sie steigt aus und prügelt ihn. Schläge sind für die türkischstämmige Muslima zur Antwort auf Probleme geworden. Und je größer diese sind, umso härter schlägt sie zurück. Das zeigt sich, als die stille Frau, die Schurawlow gekonnt über Mimik und Blicke viel erzählen lässt, Zeugin eines Mordes wird. Wie bei Hitchcock öffnet Özges "Fenster zum Hof" einen Blick in Abgründe – sie sieht den Täter, der eine Prostituierte verstümmelt hat, er sieht Özge.

Derb, direkt, einfach witzig

Es beginnt eine Verfolgungsjagd, ein Duell zwischen Özge und dem Mörder. Etwas spät, aber doch ist so der Tenor gesetzt: raue Action, exzellent choreografierte Mann-gegen-Frau-Kämpfe und Autoverfolgungsjagden, wie es sie im österreichischen Film noch nicht gab. Trotzdem hat "Die Hölle" Seele.

Hierzulande heißt das Bärbeißigkeit, die ein weiches Herz versteckt, und ein bisserl Kottan. Das liefert Tobias Moretti als Kriminalist, sowie einen derben, direkten Machismo, den er so unbedarft abfeuert, dass er bloß witzig ist. (nb)

Die Hölle: Ö 2016, 92 Min., Regie: S. Ruzowitzky

OÖN Bewertung:

 

Zum Interview mit Stefan Ruzowitzky