"Call Me By Your Name": Die schwierige, stille Liebe zweier Männer im Kino
Ein Fest des Schauspiels
Als Schwulen-Drama wird der vierfach Oscar-nominierte Film "Call My By Your Name" bezeichnet. Eine Kategorie, die der malerisch stillen, sanften Arbeit des Sizilianers Luca Guadagnino aber nicht gerecht wird.
Die Geschichte des 17-jährigen Elio, der sich 1983 in Italien in den Sommerpraktikanten seines Professoren-Vaters verliebt, den 24-jährigen Amerikaner Oliver, ist mehr. Eine universelle Geschichte über junge Menschen, die mühevoll am Fundament ihrer Identität bauen – nicht nur ihrer sexuellen.
Natürlich wäre der Film nie Oscar-würdig, würde man eine Frau und einen Mann bei ihrem zuerst zaghaften, dann intensiven Zusammenfinden begleiten, das wäre ein zu ausgereiztes Thema. Durchaus schöpft das Werk anfangs seine Spannung aus dem Aufeinandertreffen von Männern. Doch es sind die grandiosen Schauspieler Armie Hammer als Oliver und der erst 22-jährige und als bester Hauptdarsteller nominierte Timothée Chalamet, die einen den Hintergrund der Homosexualität vergessen lassen. Sie "verlieben sich" so natürlich ineinander, als würde man realen Menschen dabei mit leichtem Herzen zusehen.
Dabei schafft es Guadagnino, den Charakteren Tiefe zu verleihen. So steht Elio für die junge Tragik des Reifens an einer schwierigen Liebe, Oliver erzählt von der Ausgrenzung, die gleichgeschlechtlich Liebende bis heute erfahren. Dass ihre gemeinsame Zeit abläuft, ist von Beginn an klar. Doch ihr von der Mittelmeersonne, Grillenzirpen und rauschenden Blättern begleiteter Sommer bleibt bis zuletzt ein Vergnügen – wenn auch ein schwermütiges. (nb)
"Call Me By Your Name": USA/BRA/F/I, 132 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: