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Ein von Hand geschaffenes Naturparadies

Von Roswitha Fitzinger, 14. Juli 2018, 00:04 Uhr
Ein von Hand geschaffenes Naturparadies
Blickfang Naturteich Bild: Alexander Schwarzl

Der Garten der Familie Lugerbauer in Micheldorf ist ein Mutter-Tochter-Projekt mit mehr als 1000 unterschiedlichen Pflanzen. An manchen Tagen öffnen Erika und Katrin Lugerbauer ihr grünes Paradies für Interessierte. Ein Rundgang mit Roswitha Fitzinger, fotografiert von Alexander Schwarzl

Die Schuhe sind das Erste, das dran glauben muss. Zu verlockend ist der grüne Untergrund, der nach bloßen Füßen verlangt. Das Gras ist feucht, und während die morgendliche Luft bereits erste schwüle Vorboten schickt, ist der Boden angenehm kühl, sein Nachtspeicher noch nicht aufgebraucht.

Der zweite Griff führt zur Sonnenbrille. Sie muss ebenfalls weg, weil sie die Intensität jener Farbe nur verschleiern würde, die hier den Ton angibt: Grün – in sämtlichen Schattierungen, Größen, Staudenformen, dicht an dicht, unterbrochen von einzelnen floralen Farbtupfern. Es ist das Werk und das Reich von Erika und Katrin Lugerbauer. Mutter und Tochter, die hier ihre Leidenschaft ausleben, jede für sich und doch gemeinsam. Das Miteinander muss von Harmonie geprägt sein, der Garten spricht Bände. Knapp 3000 Quadratmeter, die durch Wildheit und Natürlichkeit verzaubern und dennoch in ihrer Gesamtheit einen grünen Faden erkennen lassen.

 

Ein von Hand geschaffenes Naturparadies
Erika Lugerbauer in ihrem Bauerngarten Bild: Alexander Schwarzl

 

Ein von Hand geschaffenes Naturparadies
Katrin Lugerbauer inmitten der Staudenwiese mit Staudenknöterich (rot), Geißraute (weiß) und Königskerzen (gelb) Bild: Alexander Schwarzl

Wer die wenigen Stufen vom Haus hinabsteigt, wird magisch vom Naturteich angezogen. Die Sonne setzt die kleine Holzterrasse samt den beiden Rattanstühlen gekonnt in Szene. Über der Wasseroberfläche sind die Libellen am Tanzen, stehlen dem Stillleben die Schau, wäre da nicht Oskar. Der schwarz-weiße Kater posiert fotogen am kleinen Tischchen sitzend, ist später beim Auftauchen des Fotografen jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Typisch.

Langsam gewachsen

Zurück zum Wasser, das seit 15 Jahren mehr oder weniger dasselbe ist. "Der Teich reinigt sich durch Pflanzen. Wir haben das Wasser noch nie gewechselt, sorgen nur dafür, dass der Wasserspiegel konstant bleibt, und im Herbst kommt für einen Monat ein Netz darüber", erklärt Erika Lugerbauer. Links am Teich führt der Weg in den Schattenbereich. "Dort hat alles angefangen", erzählt Tochter Katrin und zeigt auf eine runde, bepflanzte Fläche. Angeregt durch diverse Gartenforen im Internet, hat die 31-Jährige 2002 an dieser Stelle ihr erstes Staudenbeet gepflanzt und den Grundstein für eine weitreichende Veränderung des Lugerbauer’schen Gartens gelegt.

Zuvor bedurfte es allerdings einiger Überzeugungsarbeit in der Familie, denn Stauden waren damals nicht etwas, das man einfach so mitten auf die Wiese pflanzte und in den Mittelpunkt rückte. Im Gegenteil, man setzte sie an den Rand, den Zaun entlang oder vor eine Hecke. Doch die Überzeugungsarbeit der Tochter fruchtete, die Natur tat ihr Übriges. Die Stauden wuchsen und die Zweifel verblassten. Viele der Pflanzen gibt es noch heute. "In unserem Garten ist Dynamik drin, er schaut jedes Jahr anders aus", sagt Katrin Lugerbauer. Was sich gut entwickle, dürfe sich auch ausbreiten.

Ein von Hand geschaffenes Naturparadies
Lebensraum unzähliger Insekten Bild: Alexander Schwarzl

Es sind nur wenige Schritte bis zum Apfelbaum, einem Wunder an Standhaftigkeit mit einer rissigen und knorrigen Rinde, der man das Alter ansieht. "Der Apfelbaum ist uralt. Mein Uropa hat ihn gesetzt." Seine Äste müssen gestützt werden, was jedoch der ertragreichen Ernte geschuldet ist, die erwartet werden darf. "Bei jedem Gewitter fürchte ich das Schlimmste, aber er ist stabiler, als man glaubt", sagt Katrin. Von der tiefsten Stelle des Gartens geht es kaum spürbar wieder aufwärts, auf Rasenwegen, durch überwachsene Torbögen, hier und da Sitzgelegenheiten.

Ob sie häufig in ihrem Garten sitzt, lautet eine Frage, die häufig an Erika Lugerbauer gerichtet wird. "Man lernt es", sagt sie dann. Überhaupt sei sie mittlerweile gelassener. Nicht jedes Unkraut muss sofort weg. Der Giersch etwa darf da und dort auch wachsen, wird einfach zu Limonade verarbeitet. Diesbezüglich sind Mutter und Tochter einer Meinung. Bei anderen Dingen sind sie es nicht. "Ich bräuchte keine Sessel, auch keine Deko im Garten", so Katrin, "bei mir sind die Pflanzen die Hauptdarsteller." Überhaupt sei der Garten für sie weniger ein zusätzlicher (Wohn-)Raum zum Entspannen, vielmehr ein Experimentierfeld mit dem Ziel, die Natur nachzubilden. Ihr jüngstes Projekt ist ein Kiesbeet mit Pflanzen die die Trockenheit lieben. Trotz des mageren Untergrunds, alles wächst und gedeiht, erinnert an eine wilde Wiese.

Ein von Hand geschaffenes Naturparadies
Ein Blick in einen Gartenbereich von vielen Bild: Alexander Schwarzl

Ein Jägerzaun rückt ins Blickfeld. Aus vielen Gärten ist er verschwunden, bei den Lugerbauers gibt es ihn noch. Er markiert einen Garten im Garten, in dem sich kulinarische Vielfalt ausbreitet, die die Familie zu Selbstversorgern macht. Es ist Erika Lugerbauers Reich. Irgendwann wurde der Bauerngarten zu klein. Ein Glashaus auf der anderen Seite des Grundstücks ist ihr jüngster Rückzugsort, einen weiteren Gemüsegarten gibt es hinter dem Haus. Wer durch die 3000 Quadratmeter spaziert, mag es kaum glauben, dass all das "nicht viel Arbeit" mache, wie die beiden behaupten. "Die meiste Arbeit machen der Rasen und die Gemüsebeete. Die Staudenbeete wachsen von allein, werden lediglich im Frühjahr zurückgeschnitten und auch nicht gegossen", sagt Katrin Lugerbauer. Drei Wochen ohne Regen müssten sie schon aushalten. "Dann lassen sie halt einmal die Blätter hängen." Weniger gelassen sieht das dann allerdings Mutter Erika, weil sich die Tochter in besagten Trockenperioden meist auf Urlaub befinde, sagt sie und lacht. "Deshalb haben wir ein Meldeverbot vereinbart", ergänzt die Tochter.

Ein von Hand geschaffenes Naturparadies
Eines von zahlreichen Platzerln, die zum Verweilen einladen. Bild: Alexander Schwarzl

Gelebter Naturschutz

Der Gartenrundgang wird fortgesetzt, begleitet von Zitronenfaltern, vorbei an einem Insektenhaus und Nisthilfen für Wildbienen. Es surrt und brummt. Katrin Lugerbauer hat eine Wollbiene ausgemacht, erzählt vom Verhalten der Männchen, die ihr Revier auf der Suche nach Weibchen immer wieder abfliegen und die Konkurrenz wie Hummeln und Honigbienen vertreiben. Seit 2012 ist die 31-Jährige, die an der HTL Wels Deutsch und Geografie unterrichtet, auch Imkerin und Besitzerin von sieben Bienenstöcken. Doch irgendwann den Honig in Händen zu halten, reicht der 31-Jährigen ebenso wenig, wie nur Blumen- und Staudenbeete anzulegen. In ihrem Garten werden Nisthilfen gebaut, Bienenfutterpflanzen gepflanzt, Unterschlupfmöglichkeiten für diverse Kleintiere geschaffen. Und so ist das Lugerbauer’sche Gartenparadies mittlerweile auch ein Lebensraum, in dem sich unter anderem ein Dutzend Eidechsen tummeln, man dann und wann eine Ringelnatter samt Nachwuchs sichtet sowie Igel und Dachs zuhause sind. "Nur Mäuse haben wir keine", sagt sie und ist darüber ausnahmsweise froh.

Tag der offenen Gartentür: Einige Male im Jahr veranstaltet die Familie Lugerbauer einen Tag der offenen Gartentür. Nächster Termin: 23. September, 9-17 Uhr Blog und Bücher: Den Garten der Familie Lugerbauer im Jahresablauf können Interessierte auch in einem Blog verfolgen: www.geranium.at. Weiters hat Katrin Lugerbauer ihre Leidenschaft in drei Gartenbüchern verarbeitet. Näheres ebenfalls auf der Homepage.

 

OÖN-Gartenwahl

 

Die OÖN küren den schönsten Garten des Landes. Auch Besitzer von bepflanzten Balkonen und Terrassen können sich bis Ende August bewerben.

  1. Fotos von Ihrem Garten auf nachrichten.at/gartenwahl hochladen. OÖN-Leser können unter den Einreichungen ihre Favoriten wählen.
  2. Eine Jury, angeführt von Biogärtner Karl Ploberger, wählt den Sieger.
  3. Die Favoriten werden bei einer großen Abschlussveranstaltung in Linz am 27. September bekannt gegeben, bei der auch der Gewinner gekürt wird. Als Hauptpreis kommt Karl Ploberger persönlich in den Garten des Siegers.
  4. Gewinnen: Bei einem Gewinnspiel auf nachrichten.at/gewinnspiele winken als Preise eine Gartenreise nach Sri Lanka oder eines von 100 Ploberger-Büchern.

 

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