Bellefleur und mehr: Alte Apfelsorten neu belebt
LINZ. Heinrich Metz ist in seinem Element: Mit dem Messer schneidet der Gmundner Obstbau-Experte Äpfel unterschiedlicher Größen, Farben und Aromen in Spalten. "Da, kostet’s!", sagt er. Und alle greifen zu.
Zwölf altehrwürdige Sorten hat Metz aus seinem Obstgarten zur Pressekonferenz von Umwelt-Landesrat Rudi Anschober (Grüne) mitgebracht. Ein Bellefleur ist darunter, gelbschalig, mittelgroß. Ein Bissen, schon entwickelt sich am Gaumen die weinig-würzige Säure des feinzelligen Fruchtfleisches. Oder eine schön gerundete Ananasrenette, von mandarinenartigem Geschmack. Oder die grün-gelbliche Alkmene mit dem fein-säuerlichen Fruchtfleisch, das beim Hineinbeißen so schön "knack" macht. Nicht zu vergessen der Boskoop, ein X-Large-Apfel, mattgelb mit roter Sprenkelung. Säuerlich ist sein Aroma. "Aber Vorsicht, er enthält viel versteckten Zucker und sollte von Diabetikern gemieden werden", sagt Metz.
Vorgestellt hat Metz seine Eigenbau-Sorten gestern im Rahmen der Kampagne "Oberösterreich blüht auf", mit der sich das Umweltressort für mehr Vielfalt in der Natur einsetzt. Nicht nur um Bienen, Falter, Vögel geht es – sondern auch um unsere Apfelsorten. Wer kennt schon noch Brünnerling, Croncels, Boikenapfel? Dann schon eher Berner Rose und Kronprinz Rudolf. Aber auch sie sind rar geworden. Denn im Supermarkt findet man in der Regel nur noch fünf "Allerweltssorten".
14,1 Kilo Äpfel verzehrt der Österreicher pro Kopf und Jahr, mehr als von jedem anderen Obst. Doch die gängigen Sorten sind Inzucht-Produkte. Sie entstammen dem Gen-Pool von nur sechs Ur-Sorten – Golden und Red Delicious, Cox Orange, Jonathan, McIntosh und James Grieve. Gerade sie sind sehr anfällig für Schorf und Mehltau und haben diese Eigenschaft auf ihre Abkömmlinge vererbt. "Entsprechend hoch ist der Pestizideinsatz", sagt Metz. Beispiel Südtirol: Dort müssen die Golden-Delicious-Plantagen bis zu 20 Mal pro Jahr gespritzt werden. 2015 wurden in Österreich 220.000 Tonnen Äpfel geerntet, nur acht Prozent waren "bio". Dabei ist der Anteil gesundheitsfördernder Stoffe bei den "ungespritzten" Sorten bis zu 25 Mal höher, "außerdem lösen sie, anders als ihre Inzucht-Verwandten, keine Allergien aus", so Metz. Dass das Fruchtfleisch seiner Äpfel mittlerweile schon ins Braun umfärbt, spricht für ihre Qualität: "Schnell braun heißt gesund!" Indiz für den hohen Gehalt an Vitalstoffen.
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