Es war sehr schön, es hat uns sehr erfreut
Das Restaurant Goldenes Schiff in der Kaiserstadt Ischl ist eine gute Adresse
Wie gut, dass wir rechtzeitig reserviert haben. Denn es bleiben viel mehr begehrliche Esser stehen, als der kleine Schanigarten des Restaurants "Goldenes Schiff" in Bad Ischl Tische hat. Einheimische in kurzer Hose sitzen dort einträchtig neben elegant gekleideten Lehár-Festspiel-Gästen neben dem glucksend-kühlen Flüsschen. Wenn man "zur Operette" will, kann man es ruhig eingangs sagen, damit sich alles ausgeht.
Chef Erich Kühr, der das Restaurant als Pächter seit gut drei Jahren zu genussvollen Ehren bringt, dirigiert umsichtig, humorvoll und mit der Grandezza eines Chefs, der alles im Griff hat. Natürlich darf auch die Ischl-immanente Lederhose nicht fehlen.
Als "gutbürgerlich" wird die umfangreiche Karte angepriesen. Doch auch der Kaiser hätte seine Freude gehabt. Obendrein gibt es Stoffservietten und auch die Mitarbeiterinnen im Dirndlservieren aufmerksam.
Ohne Fehl und Tadel ist die Eierschwammerlcremesuppe (5,90 Euro), die mit wohl dosierter Einbrenn schmeichelt, statt mit Obers-Orgien den Gaumen zu bestechen.
Das gilt auch für die steirische Krensuppe (5,70 Euro), für die wir uns ein wenig mehr Schärfe gewünscht hätten. Dies gilt besonders als Entree für die gebackenen Blunzenscheiben (9,90 Euro), die auf der Karte als "kleines Gericht" angeboten sind, aber ob der Menge locker als Hauptspeise durchgehen. Flott im Pfandl serviert, ruhen sie resch auf warmem Krautsalat, der verschwenderisch bespeckt ist. Das Rösti als Zuspeis überrascht als unterste "Scheibe". Das Felchenfilet (18,50 Euro) ist der Haupttreffer. Drei üppige Filetstücke dieses Reinanken-Verwandten, gut dosiert gewürzt und auf der Haut knusprig gebraten, sitzen auf Rahm-Blattspinat. Reis mit Wildreisbeigabe lässt hübsch angerichtet und von geschmorten Kirschtomaten verschwenderisch gekrönt auch das Auge mitessen.
Die "Zirben-Parfait-Pyramide" (6,90 Euro) beweist Mut und Phantasie. Chef Kühr bestätigt, dass das Gefrorene mit Zirbengeist zubereitet wird. Wiewohl nett angerichtet mit Beeren und Schlagobers, bleibt die Pyramide ein wenig hinter der Erwartung zurück und würde mehr Zirbe vertragen. Das retten auch die Mini-Schokostückchen, die fast wie Mohn aussehen, nicht. Das Stiegl-Pils (3,90 Euro die Halbe) wird perfekt beschäumt serviert, ebenso der Sommerspritzer (2,90 Euro) mit viel Soda-Sprudel, was beileibe nicht selbstverständlich ist. Fazit: Ein gehobenes Restaurant, in dem gut, viel und gerne getafelt werden kann. Schade, dass das am Sonntag nicht (mehr) geht.
Bewertung: 5/6
Tipps für Preissensible: Samstag gibt es ganztags ein Auswahlmenü zu 10,50 Euro für zwei Gänge und 13,50 Euro für drei.