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Zwetschkenknödel als Identitätsträger

Von Roman Sandgruber, 26. August 2017, 00:04 Uhr

Es ist Zwetschkenzeit, Knödelzeit, Zwetschenknödelzeit. Eigentlich ist in Österreich immer Knödelzeit. Aber die Zwetschkenknödel sind etwas Besonderes.

Sie sind ein österreichischer Identitätsträger: Einfach und billig in der Zubereitung, doch köstlich und voller Symbolik.Vor allem in den harten Zeiten nach dem Krieg waren sie geschätzt. Damals im Internat, als das Essen für die hungrigen Buben meist recht knapp bemessen und nicht immer bekömmlich war, waren Zwetschkenknödel ein wahres Fest. Und im Unterschied zu vielen anderen Gerichten gab es sie in Überfülle. Es konnten sogar Wettessen veranstaltet werden. Einer der Mitschüler, eher schmalbrüstig und klein, schaffte mit 62 Knödeln den Internatsrekord und hat das sogar ohne größere Bauchbeschwerden überstanden.

Wer keinen Knödel isst, hat den ganzen Tag Hunger. Zwetschkenknödel waren in der Nachkriegszeit, die auch die Hochblüte des österreichischen Heimatfilms war, so populär, dass eines dieser Filmchen ganz dieser Speise gewidmet wurde. Und so schwingt im "Zwetschkenknödel-Blues" von Hans Lang und Erich Meder aus dem Film "Die Wirtin vom Wörthersee" (1952) der Zeitgeist der 1950er-Jahre mit, als im Kino die Welt noch wirklich heil war: Die Knödel rund, die Herren noch runder, und die Mädel bekochen sie. "Man nehme Kartoffel und koche sie mit Salz", sang Maria Andergast ihr Kochrezept: "Man schält sie, passiert sie und mischt sie mit Mehl und Schmalz. Zum Ganzen ein Ei noch, weil das dem Teig sehr nützt. Und knetet und knetet und knetet, bis man schwitzt. Zerstückelt und wickelt da Pflaumen noch hinein ..." Dass sich Knödel auf Mädel reimen, wenn auch etwas unrein, bot eine willkommene Gelegenheit: "Zwetschkenknödel machen Mädel so gern. Zwetschkenknödel finden edel die Herrn. Nur die Damen halten sich zurück, denn sie sagen, man wird davon so dick – von fünfzig Stück."

Die Zwetschken sind Zuwanderer aus dem Orient. Ihr Name leitet sich von Damaskus ab. Doch sie sind so heimisch geworden, dass sie die österreichische Parteienlandschaft perfekt abbilden: In unreifem Zustand sind sie noch grün, gelbe Sorten sind eher bedeutungslose Varianten. Die Schalenfarbe variiert je nach Sorte zwischen blau, schwarzblau und türkis. Das Fruchtfleisch ist grüngelb bis rot. Doch der Kern soll giftig sein. Aber man muss ihn ja nicht schlucken. Bei Pilzbefall werden sie unansehnlich.

Man kann die Zwetschken natürlich auch zu Schnaps und Slibowitz verbrennen, um auf diese Weise mehr Geist zu schaffen. Aber das ist eher ein falscher Weg. Denn die Knödel sind eine viel nahrhaftere und schmackhaftere Lösung, aber in Maßen. Drum Mahlzeit, Österreich! Wohl schmeckt’s!

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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4  Kommentare
4  Kommentare
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teja (5.824 Kommentare)
am 28.03.2018 17:14

Gekocht oder gebacken?

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oblio (24.742 Kommentare)
am 24.11.2017 08:43

Hausgemachte Zwetschkenknödel
machen wir: natürlich zu Hause!
Auf der Fahrt von Kitzbühel zurück
nach Linz waren wir in einem eher
kleinen Gasthaus, wo es einen sehr
köstlichen, warmen Zwetschkenstrudel
mit Walnüssen gab.
Da lass ich jeden Z-Knödel stehen!!

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oblio (24.742 Kommentare)
am 24.11.2017 08:48

Naja, ich bin halt eher ein Strudelfan!
Strudeln in zig Varianten!

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famos (1.060 Kommentare)
am 27.08.2017 16:54

Hat irgendjemand einen Tipp, in welchem Gasthaus man hausgemachte Zwetschenknödel bekommt?

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