Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wiener Unternehmer bietet Kochkurse mit Heuschrecken

Von nachrichten.at/apa, 24. Jänner 2018, 09:34 Uhr
Bild 1 von 12
Bildergalerie Diese "Promis" ziehen ins Dschungelcamp
Bild:

Genuss oder Grauslich? Haubenkoch Sebastian Müller zaubert aus Heuschrecken, Heimchen oder Mehlwürmer feine Kreationen wie Salzheuschrecken-Tartar oder Wurm-Karamell-Schmarrn. 

Für viele Menschen bedeutet der Kontakt mit Insekten reinen Ekel. Christoph Thomann strahlt, wenn er Heuschrecken, Heimchen oder Mehlwürmer sieht - vor allem dann, wenn Haubenkoch Sebastian Müller daraus feine Kreationen wie Salzheuschrecken-Tartar oder Wurm-Karamell-Schmarrn bereitet. Ekel? "Das ist alles nur im Kopf", will der Verkäufer von Speiseinsekten Vorurteile nehmen. Wien. Vor vier Jahren begann der Wiener über das Thema nachzudenken. "Das war ein Blick über den Tellerrand", sagt Thomann, Gründer von "Zirp Insects". Seither vertreibt er die "nussig-knusprig" schmeckenden Mehlwürmer, Heuschrecken sowie Heimchen (Grillen) und arbeitet mit seinem Team daran, Speiseinsekten bekannter zu machen und Leute aufzuklären. Mit Events wie etwa regelmäßigen Kochkursen im Studio von Ernährungsexpertin Hanni Rützler in Wien will man kulinarisch zeigen, dass Insekten "richtig gut schmecken können". Mit Kreationen wie Mehlwürmer-Pesto auf Weißbrot, Bienen-Drohnen-Suppe, Heimchen-Gemüse-Rösti oder Buffalo-Karamell-Schmarrn mit Birnen lockt er Interessierte hinter den Herd.

Die Klientel, die Thomanns Produkte kauft oder Kochkurse bucht, ist vielfältig, besteht jedoch zu einem großen Teil aus junge Menschen. "Die einen sind offen und immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Alternativen", berichtet der 31-jährige Unternehmer am Rande eines dieser Kochevents. Die anderen zeigen sich verschlossen, da sind die Vorurteile und der Ekel, diese Tiere zu essen, zu groß. Bei der Frage der Abneigung nimmt sich der Unternehmer auch nicht aus. "Auch ich hatte am Anfang Unbehagen, als ich die erste Heuschrecke probierte", gibt Thomann zu. Deshalb geht der Wiener auch in Kindergärten und Schulen, um den Menschen von klein auf die Angst davor zu nehmen. Denn außerhalb von Europa ist das Essen von Heuschrecken nichts Ungewöhnliches. Zwei Milliarden Menschen weltweit essen regelmäßig Insekten.

Speisen, in denen die Tiere komplett verarbeitet wurden, wie etwa den Heimchen-Spinat-Knödel, kommen bei den Kochkursen am besten an, sagt Sebastian Müller, der bereits im Palais Coburg und im Schwarzen Kameel gekocht hat, lächelnd. "Du schmeckst es nicht und du siehst es nicht", bringt er es auf den Punkt. Für in grobes Salz gebratene Heuschrecken, die das Rote Rüben-Tartar zieren, bedeutet es für einige Kochkursteilnehmer doch Überwindung bei der Verkostung. "Ihr könnt die Flügel auch weglassen", rät Thomann, dennoch bleibt das eine oder andere Insekt am Teller unberührt.

Und wie schmeckts?

Das Verarbeiten der Insekten ist am ehesten mit dem von Garnelen oder auch Hühnerfleisch zu vergleichen. Egal, ob salziges oder süßes Gericht, Insekten seien vielfältig einsetzbar, da sie "relativ neutral" schmecken. "Die Würze macht es aus", klärt Müller auf. Die Zutat übernimmt den Gesamtgeschmack, sagt der gebürtige Berliner. Die Garzeit ist relativ kurz. Müller rät, der Kochanleitung auf der Verpackung der Speiseinsekten zu folgen. "Dann funktioniert das auf jeden Fall ganz gut", ist er zuversichtlich.

Ziel ist es, vor allem Sportler und fitnessaffine Menschen, die auf die Ernährung achten, mit den Produkten anzusprechen. Der Proteingehalt - elementar für den Muskelaufbau - ist bei Insekten deutlich höher als bei anderen Fleischsorten. Grillen haben etwas über 60 Prozent Proteinanteil, bei Rind sind es nur knapp 20 Prozent. Insekten sind reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralien. Deshalb sind auch Müsliriegel mit Insekten sowie Patties für Burger in Planung, verspricht Thomann. "Für Menschen, die hier natürlich einen Wandel bewirken wollen - nicht nur was eine globale Sicht betrifft, sondern auch für ihren eigenen Körper was Gutes tun wollen." Vorsicht ist nur geboten, wenn man auf Hausstaubmilben, Krusten- oder Schalentiere allergisch ist, dann können allergische Reaktionen die Folge sein.

 

In der Gastronomie haben Speiseinsekten noch nicht Einzug gehalten. Lediglich im australischen Pub Crossfield's in Wien bietet man Thomanns Produkte - gegrillte Heuschrecken - an. "In Österreich ist es noch ein bisschen schwierig. In anderen Ländern wird es schon ein einfacher", spricht Haubenkoch Müller vor allem das Angebot in skandinavischen Ländern an. "Viele trauen sich noch nicht. Die Spitzengastronomie ist sowieso schwierig. Es müssten einfach die Ersten ein paar Schritte machen." In Finnland etwa wurde im November erstmals Insektenbrot auf den Markt gebracht. Ein Laib enthält ungefähr 70 fein gemahlene Grillen.

Ein Grund, weshalb die Gastronomie noch mit dem Angebot nachhinkt, sieht Haubenkoch Müller im mangelnden Wissen über die Verarbeitung. Kochtechnisch gebe es noch zu wenig Erfahrung. "Also: Die Insekten zu grillen, zu frittieren, zu braten ist kein Problem. Das wird schon überall gemacht", meint Müller. Aber für komplexere Kreationen wie etwa ein Burger-Patty mit Insekten, braucht es eine längere Anlaufzeit. "Da muss man wirklich Pionierarbeit leisten."

Das Unternehmen "Zirp" bezieht die Speiseinsekten von einem Züchter in Vorarlberg, der seit vergangenem Jahr die Zulassung dafür hat, Insekten als Lebensmittel zu züchten. Dabei muss er die gleichen Vorgaben erfüllen wie für andere Lebensmittel. "Wir züchten noch nicht selbst", sagt Thoman, "aber das ist auch im Plan in den nächsten Jahren". Der Grund: Ein Kilo getrockneter Heuschrecken hat einen stolzen Preis von 300 Euro. Mehlwürmer sind laut Thomann sogar einfach zu züchten, da gibt es mittlerweile Zuchtstationen für zu Hause, mit der man pro Woche etwa einen halben Kilo ernten kann. Die Tiere brauchen wenig Platz und wenig Futtermittel. "Man kann ihnen alles verfüttern, Obst, Gemüse, Bananenschalen", so Thomann.

Für helle Begeisterung bei den Teilnehmern des Insekten-Kochkurses sorgen übrigens Bienendrohnenlarven, die normalerweise von den Imkern als Abfall entsorgt werden. Nach dem Abkochen der Waben schwimmen die Larven im Kochtopf an der Oberfläche und werden mit einem Sieb herausgefischt. In einer eher herb schmeckenden Selleriecremesuppe bildeten die Larven einen angenehm süßen Kontrast. Eine Teilnehmerin bringt es auf den Punkt: "Als ob eine Honigblase im Mund zerplatzen würde!"

Appropos Insekten verzehren, davon können aktuell auch die Teilnehmer des RTL-Dschungelcamps ein Lied singen:

mehr aus Essen & Trinken

Das sind die 10 besten Frankfurter-Würstel

Butter, der Luxus aus Lochen

Sind Wein und Bier vegan?

Wein-Wissen: 30 Jahre Pannobile

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

4  Kommentare
4  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Selten (13.716 Kommentare)
am 25.01.2018 12:42

Statt an die ins ungesunde Maß wachsende Weltbevölkerung Insektenprotein zu verfüttern und über den Methanausstoß von Mastvieh zu lamentieren, wäre es besser, in manchen Erdteilen die Ein- oder wenigstens Zweikindpolitik einzuführen.

Nicht nur das Mastvieh furzt und rülpst, sondern auch die Menschheit, was aber neben allem anderen, womit sie die Erde schädigt, noch das kleinste Problem ist.

lädt ...
melden
antworten
pepone (60.622 Kommentare)
am 24.01.2018 13:46

wenn ich nicht weiß was drin ist werde ich es sicher essen , natürlich NUR wenn auch schmeckt ...sollte mir jemand genau erklären welche Zutaten verwendet werden , weiß ich nicht ob ich es so einfach schlucken könnte .
ich glaube der Kopf spielt eine große Rolle .

Krokodilfleisch , Schlangen und anderes habe ich ohne Zucken genossen . zwinkern
was mir sonst noch serviert wurde , hmmmm ... grinsen

lädt ...
melden
antworten
MajaSirdi (4.833 Kommentare)
am 24.01.2018 17:36

Ich frage mich nur: Warum müssen wir Insekten essen?
Die hälfte aller erzeugten Nahrungsmitteln werden entsorgt und jetzt auf einmal ist Nahrungsmittel-Knappheit das es Insekten sein müssen - Unverständlich!

Was habe ich nicht alles gegessen in den 70, 80ern im Nahen Osten und Nordafrika bis hin zum Hindukusch , die spannendsten Geschmäcker durfte ich erleben auf eigenartigen Zubereitungsarten und ich lebe heute noch ohne Epidemie...

Aber die Konzerne jaulen vor, die Politik je nach Scheckhöhe nach und die Qualitätsmedien je nach Förderung berichten mehr oder weniger in das Gewissen der Leser...

Hätte die Politik den Menschen in Afrika und anderen Ländern nicht die Lebensgrundlage genommen um Fleischabfälle dorthin zu exportieren, so könnte man ohne dieser Insekten-Debatte sehr gut leben!!!

Schlangen, Krokodile, Strauße, Emus und sehr vieles mehr an Fleisch und das gut zubereitet - besser zubereitet als im Dschungelcamp sind ein sehr schmackhaftes Lebensmittel ohne zu würgen...

lädt ...
melden
antworten
MajaSirdi (4.833 Kommentare)
am 24.01.2018 17:49

Es wird noch soweit kommen das natürliche "Ausscheidungen" nach Verdauungsvorgang gesammelt wird um als Pastetten oder in anderer Form angeboten wird...
Die Verrücktheit der Geldgeilen Konzerne kennt keine Grenzen, der Hausverstand diverser Menschen wird im Vorfeld durch die Qualitätsmedien-Werbung ausgeschaltet um den "Dreck" an die Konsumenten zu verkaufen!

Mit "Trafo-Öl" wurden auch schon Muscheln & Sardinen Konserven aufgefüllt um die Gier der Erzeugerkonzerne zu stillen - auf kosten von sehr vielen Menschenleben.

Geht einmal zu einer Kompostieranlage und schaut was da weggeschmissen wird und da erübrigt sich solche Diskussionen um Insekten als Nahrungsmittel...

Wer schon einmal Stierhoden oder andere Innereien gegessen hat weiß was ein Gourmet Essen ist, da hält kein Steack mit zwinkern

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen