Sattlerhof: Das Genussherz in der Steiermark
Der Höhenflug des steirischen Weins ist auch auf die Initiativen der Sattlers zurückzuführen. Der Familienbetrieb vereint alle köstlichen Vorzüge unter einem Dach.
Eine Kuh, ein Kalb, zwei Schweine und ein paar Hühner. So romantisch das Bild der Landwirtschaft in den 70er Jahren erscheint, es gab auch Schwachpunkte. "Die meisten Betriebe waren nicht überlebensfähig", erinnert sich Hannes Sattler. Also spezialisierte man sich. Viele Bauern sattelten auf Weinbau um, wenngleich man vor fünf Jahrzehnten vom steirischen Weinwunder nur träumen konnte.
Die ersten Fußstapfen
Die Familie Sattler träumte nicht, sondern hatte eine klare Vision. 1967 wurde der Hof übernommen. Der Senior, ausgebildeter Weinberater, war beseelt von der Idee, Qualitätswein zu produzieren. Wein wurde damals von wenigen Großhändlern vermarktet, der Anteil an Sauvignon Blanc lag unter einem Prozent. Die Familie Sattler forcierte die Qualitätsweine und verzichtete von Beginn an konsequent auf Aufbesserungen mit Zucker und Aufsäuerung.
Die Etablierung der STK (Steirische Terroir- und Klassikweingüter) war der nächste Schritt, an dem die Familie maßgeblich beteiligt war. Mit der Riedenklassifikation wurde eine massive Veränderung im Selbstverständnis des steirischen Weines bewirkt. Eine Arbeit, die belohnt wird: Die Sauvignon-Blanc-Trockenbeerenauslese 2013 der Riede Kranachberg wurde kürzlich mit 100 Punkten vom "Wine Enthusiast" ausgezeichnet – eine Bewertung, die weltweit nur knapp 50 Weine erreichen.
Kochkunst seit Jahrzehnten
Bemerkenswert ist der Sattlerhof jedoch nicht nur für seine Weine, Glasverschlüsse und einen sanften Rebschnitt, sondern auch für eine großartige Küche. Gäste dürfen sich an einer authentischen Wirtshausküche laben, genießen aber ebenso die Vorzüge einer Haubenküche (seit 1990 durchgehend von Gault Millau ausgezeichnet) mit selbstgemachten Würsten, Lardo und Lebensmitteln aus eigener Landwirtschaft. Hannes Sattler züchtet Schafe, baut Gemüse an und geht damit wieder einen Schritt in die Subsistenzwirtschaft zurück. "So schlecht ist das nicht, wenn man alles hat und vermarkten kann", sagt er.
Die Sattlers reagieren so auf die Sehnsüchte der Gäste und leben eine kreislauforientierte Philosophie vor. Und sie setzen, wie vor 50 Jahren, genussvolle Maßstäbe, die heute auch wirtschaftlich sinnvoll sind.
Sattlerhof: Weingut, Genießerhotel, Restaurant und Wirtshaus, Sernau 2, 8462 Gamlitz, www.sattlerhof.at
Getränk der Woche
Sattlerhof
Ried Kapellenweingarten
Morillon 2017
12 % vol
21,50 Euro
Die Chardonnay-Trauben vom Kapellenweingarten hängen hoch, aber der geschmackliche Erfolg von 2017 ist zum Greifen nah und zeigt sich eindrucksvoll. Die höchste Lage des Weinguts befindet sich auf 550 Metern und bietet freien Blick zur Koralm.
Die Rebstöcke wurzeln auf fünf Hektar in Sand- und Schotterböden, sind südlich ausgerichtet und werden mit kühler Luft durchflutet. Die Trauben reifen etwas später, die Lese beginnt zirka eine Woche nach der Ernte am Sernauberg. Bedingt durch die kühlen Einflüsse gestaltet sich das Alkoholpotential etwas geringer, die Weine sind straff und präzise.
Der Morillon Ried Kapellenweingarten lagerte sechs Monate im großen Holz und zeichnet sich durch eine feine Balance von fruchtiger Frische und animierender Würze aus. Kann sofort getrunken werden, allein oder in Begleitung zu Kalbfleisch. Oder man lagert den Wein noch ein paar Jahre. Das Potential dazu hat er auf alle Fälle.
