Sarah Wieners Gerichte, die die Welt veränderten
Die Fernsehköchin kombiniert Geschichte mit Kochkunst und erzählt heute davon in Seewalchen
Was servierten Frida Kahlo und Diego Rivera ihren Hochzeitsgästen? Und was speisten Ronald Reagan und Michail Gorbatschow 1987 bei ihrem Treffen, das das Ende des Kalten Krieges einleitete? All diese Fragen interessierten die deutsch-österreichische Spitzenköchin Sarah Wiener schon immer. Aber die Antworten dazu zu recherchieren, war ihr zu aufwändig. Als ihr der Verlag "edition a" Unterstützung dabei anbot, nahm sie diese gerne an. So kam das Buch "Gerichte, die die Welt veränderten" zustande, in dem sich Wiener in 33 Stationen durch die Weltgeschichte kocht. Heute, 16. Oktober, stellt sie ihr neues Buch um 19 Uhr in der Bandlkramerey der Familie Tostmann in Seewalchen vor.
OÖN: Ihr neues Werk ist nicht nur ein Kochbuch, sondern auch ein Nachschlagewerk für große geschichtliche Ereignisse. Ist Geschichte ein Steckenpferd von Ihnen?
Sarah Wiener: Ja, Geschichte war schon in der Schulzeit eines meiner Lieblingsfächer. Am meisten interessierten mich dabei die persönlichen Schicksale der handelnden Personen. Auch mit meinem aktuellen Buch möchte ich eine persönliche Komponente in einige große Ereignisse der Geschichte bringen. Mit Kulinarik funktioniert dies meiner Ansicht nach sehr gut, weil auch hier die menschliche Seite hinter den trockenen Fakten wirklich gut zum Vorschein kommen kann.
Ihre Liste an alten Rezepten reicht bis 52 vor Christus zurück, also bis zum Festmahl Caesars nach seinem Sieg über die Gallier. Dazu gab es wohl kein Originalrezept, oder?
Nein, davon war natürlich kein Originalrezept mehr auffindbar, aber man weiß, dass damals bei Festen gern Wildschwein gegessen wurde, und dass die Saucen mit vielen Kräutern zubereitet wurden, weiß man auch. So habe ich mir ein Rezept überlegt, das jenem der damaligen Zeit sehr nahe kommt. Das Rezept, das ich im Buch vorgestellt habe, stammt aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Viele Originalrezepte wäre unseren Gaumen heute wohl ohnehin nicht mehr zumutbar. Da es lange Zeit noch keine Frischhaltemöglichkeiten gab, wurde Fleisch extrem stark gewürzt, um es genießbar zu machen. Das würde uns heute wohl kaum schmecken.
Wie groß war das Rechercheteam, das Ihnen geholfen hat, die Speisen von 33 Stationen der Weltgeschichte zu finden?
Das war für vier bis fünf Leute des Verlags ein Jahr lang ein Full-Time-Job. Sie haben in Bibliotheken recherchiert, in alten Fernsehbeiträgen und Magazinen gesucht und sogar bei Nachlassverwaltern nach historischen Rezepten gefahndet.
Gibt es Gerichte in dem Buch, die Sie auch in Ihrem Berliner "Restaurant im Hamburger Bahnhof" anbieten würden?
Mal sehen. Der Hamburger Bahnhof hat ja seine eigene Handschrift. Aber ich koche einiges natürlich privat und für Freunde. Besonders mag ich Titos Topfenstrudel, und die Himalayische Hühnernudelsuppe, die Edmund Hillary vor der Mount-Everest-Besteigung aß, finde ich simpel und großartig.
Buchtipp: "Gerichte, die die Welt veränderten", Sarah Wiener, edition a, 24,90 Euro
Die Hobbyköchin hat die Welt nicht verändert.😉