Da ist die Wurm drin
Die zwei Schwestern, Irene und Barbara, geben dem Gustergut ihre vorzügliche Handschrift mit.
Schnaps, Most und Wein. Diesen köstlichen Dreiklang können nur wenige Bauern in Österreich spielen. Die Geschwister Wurm vom Gustergut aus St. Florian zählen definitiv dazu. Doch allein mitzuspielen reicht den Schwestern nicht. Es muss eine hochwertige Musik sein, die auf die Geschmacksknospen trifft.
Das Gustergut war immer ein Ort, dessen Produkte in den höchsten Tönen gelobt wurden. Äpfel oder Birnen presste man seit Jahrhunderten zu Saft. Durch den Vater wurde die Produktpalette um vorzüglichen Schnaps erweitert. Mit dem Einstieg der zwei Schwestern, die den Hof vorerst noch gepachtet haben, steigt man die geschmackliche Tonleiter um ein paar Stufen weiter nach oben.
Vielfältige Landwirtschaft
Seit 1324 ist der Hof urkundlich erwähnt, von der Familie Wurm werden die Felder, Wälder und Gärten in der fünften Generation bewirtschaftet. 42 Hektar sind es aktuell. Erdäpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschken oder 21 Sorten Äpfel. Hinzu kommen noch Weintrauben, Dirndln und Marillen. "Wir haben keine Riesenmengen, aber eine super Qualität", sagt Irene Wurm. "Und wir können es steuern, wann wir ernten. Bei den Rubinetten gehe ich dreimal durch."
Die Vielfalt bietet Chancen und Risiken. "Wir haben ein großes Sortiment und sind breit aufgestellt. Allerdings benötigt man dafür auch mehr Ressourcen", sagt Schwester Barbara, die seit zwei Jahren im Betrieb mitarbeitet. Vor sechs Jahren ist Irene Wurm aus der Werbebranche zurück zum elterlichen Hof gekehrt, um dort ihre Philosophie von klaren, edlen Produkten zu verwirklichen.
Wein ist eines davon. Drei Sorten gibt es aktuell. Neben Muskateteller werden Sauvignon blanc und Rheinriesling als Versuch angebaut. "Burgundersorten interessieren mich auch, vor allem der Grauburgunder. Beim Pinot noir überlegen wir, diesen als Rosé auszubauen. Aber man muss nicht alles herausfordern. Ein Schritt nach dem anderen", erklärt Irene voller Tatendrang, die weitere Visionen wie einen Pet Nat im Blickfeld hat.
Kostbare Qualität
Hinter den Zukunftswünschen stecken eine gehörige Portion Ehrgeiz und ein klarer Blick. Wie die Etiketten, die neu gestaltet wurden und Offenheit mit Tradition verbinden, zeigen. "Wir sind beide geradlinig, lieben natürliche Töne, die Einfachheit, und haben die Basis zu Hause. Das alte Design hatten wir fast zwanzig Jahre", resümiert Barbara. Dass neben den Etiketten auch der Inhalt fein gelingt, spürt man bei den Produkten. Apfelsaft gibt es reinsortig, alternativ erfrischend mit Rhabarber, oder mit Thymian und Minze vermischt. Most gelingt nach wie vor vorzüglich. "Wir kämpfen noch immer gegen ein negatives Most-Image an", erklärt Irene. Aber vom reschen, fehlerhaften Most sind die Wurm-Produkte weit entfernt. Feine Säure, angenehme Fruchtigkeit und dezent herbe Note animieren Schluck für Schluck.
Prickelnder Most
Noch edler ist der Birnenschaumwein, der nach traditioneller Flaschengärmethode produziert wird. Der Schaumwein weist angenehme Hefetöne auf, die Birnenaromatik ist nobel zurückhaltend und dringt nicht plump in den Vordergrund. "Frizzante und Cider lass’ ich den anderen, ich mag es nicht so gern, wenn Getränke mit Kohlensäure versetzt sind. Ich will die Feinheit von den Früchten erhalten und nicht verfälschen", sagt Irene Wurm. Klingt köstlich. Und schmeckt auch so.