Tatort Nachtflug

Von Von Michael Wruss   11.März 2016

Die Nacht war von jeher ein Zustand, der von exorbitanter Leidenschaft bis zur manisch gesteigerten Angst alles beinhalten kann. Die Nacht zum Träumen, zum Lieben, zum Schweben, aber genauso die Nacht als finstere Endzeit, als Bedrohung der Seele, als Ausgangspunkt des geheimnisvoll Unheimlichen.

Betrachtet man dabei die Musik, so ist es kaum erstaunlich, dass sich derart viele Komponisten immer wieder mit diesem Thema auseinandergesetzt und ihrer klingenden Phantasie die mitunter schönsten Melodien abgerungen haben. Man denke nur an Schumanns "Träumerei" und Debussys "Claire de lune".

Ganz Crossover, geht das Ensemble CrossNova bei seiner neuesten CD auf nächtliche Entdeckungsreise, löst die Grenzen zwischen vermeintlicher E-Musik und dem Unterhaltungsgenre auf und lässt dabei erkennen, dass beides nur Formen ein und desselben Gedankens sind. Und so stört es nicht im Geringsten, wenn Rainer Nova im eröffnenden Medley Mozart neben Falco stellt und von der "Königin der Nacht" bis hin zu "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen" faszinierende Anknüpfungspunkte findet. Ein Ausgangspunkt für einen spannenden und zugleich die Seele baumeln lassenden Nachtflug durch die Musikgeschichte.

Stimmungsvolle Arrangements

Und das in überaus stimmungsvollen Arrangements von Rainer Nova und Leonard Eröd, die auch für Klavier und Fagott zuständig sind. Für Sabine Nova (Violine) und Hubert Kerschbaumer (Klarinette) erfanden die beiden allerhand Nettigkeiten, die den nächtlichen Ohrwürmern erst richtig Gestalt geben. Eine faszinierende CD, die man gerne hört, die zum Miträtseln anregt, zum Mitsummen und zu noch viel mehr. Die aber vor allem musikalisch auf höchstem Niveau umgesetzt ist, sodass der Tatort Nachtflug kein tödliches Ende findet, sondern ganz im Gegenteil – knapp 65 Minuten sind halt doch ein extremer Kurzflug – entspannt nach mehr verlangt. Eine Flugverspätung wäre hier echte Wonne!