Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Ludwig Hirsch: „Ich wollte auch immer ein Lausbub sein“

Von Von Reinhold Gruber, 17. Dezember 2010, 00:04 Uhr
„Ich wollte auch immer ein Lausbub sein“
Ludwig Hirsch hat seine Freude mit Till Eulenspiegel. Bild: Seifert Verlag

Im vergangenen Jahr las er Weihnachtsgeschichten, heuer setzt Ludwig Hirsch seine unvergleichliche Stimme ein, um Geschichten von Till Eulenspiegel zu lesen. Und in gebundener Form sind alle seine Lieder und Texte nachzulesen.

Beim Interview in der OÖN-Redaktion in Linz war der 63-jährige Liedermacher und Schauspieler Anfang dieser Woche redefreudig, auch wenn ihn eine Bronchitis plagte.

Im vergangenen Jahr bist du offenkundig auf den Geschmack des Hörbuches gekommen, weil du auf die Weihnachtsgeschichten nun Geschichten von Till Eulenspiegel folgen hast lassen?

Hirsch: Die Plattenfirma hat darauf bestanden. Sie hat gesagt: Bitte noch einmal. Ich bin mir ganz sicher, dass es noch ein paar Hörbücher geben wird.

Warum wurde es keine Folge zwei der Weihnachtsgeschichten?

Hirsch: Noch einmal Weihnachtsgeschichten? Da hätte man gleich ein Doppelalbum machen können.

Wie kam Till Eulenspiegel zu dir?

Hirsch: Ursprünglich wollte ich die klassischen Grimm-Märchen machen, also Hänsel und Gretel, Frau Holle und Schneewittchen. Ich habe sie mir durchgelesen und war entsetzt. Humorlos, destruktiv, gemein, hinterfotzig, wirklich schrecklich diese Märchen. Dann habe ich es gelassen, weil ich das nicht wollte. Als ich in dem Buch weiterblätterte, fand ich Geschichten von Till Eulenspiegel. Da habe ich mich an ihn erinnert.

Inwiefern?

Hirsch: Meine Tante Käthe war Lehrerin und hat mir, wie ich ein kleiner Bub war, Till Eulenspiegel-Geschichten vorgelesen. Der hat mir wahnsinnig imponiert, weil er ein Lausbub war. Ich wollte auch immer ein Lausbub sein.

Du gibst durch die Form, wie du liest, diesem Schelm ein Gesicht; aber auch die Zeitlosigkeit der Geschichten fasziniert. Hast du das auch so empfunden?

Hirsch: Natürlich. Das ist im Mittelalter geschrieben, und man könnte die Geschichten genauso heute ansiedeln. Ich fand es jedenfalls spannend, und schauen wir einmal, was daraus wird.

Kann man diese Geschichten noch an junge Menschen von heute heranbringen?

Hirsch: Ich könnte es mir schon vorstellen, weil meine Tante hat es an mich auch herangebracht, als ich ein Bub war.

Aber das waren andere Zeiten?

Hirsch: Ja, aber Lausbuben gibt es immer noch. Ich glaube, ich bin auch immer noch ein Lausbub.

Wann ist man ein Lausbub?

Hirsch: Ein Lausbub streichelt, tut ein bisschen einlullen, ein bisserl Bussi geben und am Schluss in den Hintern zwicken. Das mache ich in vielen Liedern genauso wie es der Eulenspiegel in seinen Geschichten macht.

Würde der Eulenspiegel nicht auch genügend Stoff für Lieder hergeben?

Hirsch: Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es einen inspirieren könnte. Aber ehrlich gesagt, suche ich mir lieber meine eigene Geschichten.

Nach welchen Kriterien hast du die Geschichten ausgesucht?

Hirsch: Ich habe viel Zeit dafür aufgewendet, ziemlich viel gelesen. Irgendwann fanden sich die nettesten, angenehmsten, witzigsten Geschichten, und die habe ich dann genommen.

Wie geht man dann an diese Lesegeschichten heran, denn du liest und spielst gleichzeitig, machst den Eulenspiegel ein wenig zu deiner Figur. Wie viel Zeit hast du dafür aufgewendet?

Hirsch: Ich muss ehrlich sagen, das passiert mir einfach. Ich setze mich einfach hin und lese es. Natürlich immer mit diesem hauchdünnen, kleinen Sich-selbst-über-die-Schultern-Blinzeln. Das ist sehr wichtig und so funktioniert es auch. Hoffentlich.

Hilft dir dabei der Schauspieler?

Hirsch: Ja. Die richtige Atmosphäre, das machen die Schauspieler gerne.

Wann hast du gemerkt, dass dir dieses Hörbuch wieder gelungen ist – beim Lesen oder beim Anhören?

Hirsch: Ich bin mir da immer selbst nicht so sicher, muss ich dir ehrlich sagen. Aber ich glaube dann den Leuten, die sagen: Es ist okay, es ist in Ordnung. Ich höre mir gar nicht so gerne zu.

Hast du es schon gehört?

Hirsch: Nein. Aber natürlich werde ich es mir anhören. Zu Weihnachten fahre ich mit meiner Frau zu ihrer Mutter nach Deutschland und dann werden wir die CD im Auto anhören.

Damit die Fahrt kurzweilig wird ...

Hirsch: Schauen wir einmal. Hoffentlich wird die Fahrt nicht langweilig.

Im neuen Buch „Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen“ sind alle deine Texte und Lieder verewigt. Ist da auch der Verlag zu dir gekommen?

Hirsch: Ja, die haben mich auch damit konfrontiert.

Was hast du dir gedacht?

Hirsch: Ja, macht’s das! Ich habe mich gefreut, weil es sehr sorgfältig gemacht wurde. Da stimmt wirklich jeder Satz, jedes Wort. Ich war ein bisserl unsicher, wie ich mir die Geschichten durchgelesen habe, weil da keine Musik dabei war. Ich bin das mit Musik gewohnt. An das habe ich mich erst gewöhnen müssen. Das hat eine Zeit lang gedauert, die Texte ohne Musik wahrzunehmen. Aber mittlerweile funktioniert es. Man muss halt eine eigene Schiene finden, wie man es interpretiert. Wie beim Eulenspiegel.

Wenn man sich auf die Worte konzentriert, bist du dann für dich zum Schluss gekommen, dass es schon gut ist, was du da geschrieben hast?

Hirsch: Na ja. Es gibt Geschichten in dem Buch, wo ich mir denke, die hätte ich nie schreiben sollen. Die waren völlig unnötig.

Zum Beispiel?

Hirsch: Ich würde sagen all die Geschichten, wo ich mit dem erhobenen Zeigefinger arbeite. „Marmor, Stein und Eisen bricht“ zum Beispiel war nicht notwendig. Das entstand damals so aus der Friedensbewegung. Zurück zur Sicht auf die Texte. Man muss oft anders betonen, die Sätze oft anders schachteln, anders gruppieren, miteinander verbinden. Mittlerweile schaffe ich es auch ohne Musik. Gott sei Dank.

Wenn du dich mit dem konfrontierst, was du geschrieben hast, werden immer Erinnerungen wach. Das ist klar. Es gibt aber auch Klammern. In deinen Liedern gibt es Themenbögen. Ob es nun Beziehungsgeschichten sind, die Tiere, die Leute, die am Rande stehen – das sind Themen, die immer wieder gekommen sind. Ist dir das bei deinen Texten aufgefallen, dass es so Zyklen gibt, in denen man immer wieder auf Themen stößt, die das Leben bestimmen?

Hirsch: Ja. Das ist genauso wie du es sagst. Genauso würde ich es schreiben.

Wenn man dann noch weiß, dass gewisse Lieder und Texte Bestand haben, macht dich das zufrieden, um nicht zu sagen stolz?

Hirsch: Ja, wenn es sich um Texte handelt, die heute aktueller denn je sind. Es freut mich schon. Wenn wir zum Beispiel ein Tourneeprogramm vorbereiten, dann höre ich mir oft alte Sachen an, und unter diesen Liedern und Geschichten sind immer wieder einige dabei, die jetzt noch absolut ihre Gültigkeit haben. Manche, wie der „Herr Haslinger“ haben sogar mehr Gültigkeit als damals, wo ich es geschrieben habe. Das macht mich schon auch stolz. Das liegt auch daran, dass man nicht zu sehr mit dem Zeigefinger arbeiten darf, die Probleme nicht auf den Tisch dreschen darf. Es geht mir eher darum, zwischen den Zeilen lesen zu lassen. Es hat mich auch nie interessiert, meine Probleme auf den Tisch zu legen. Auch das würde sich irgendwann überwuzeln. Es hat mich immer interessiert, in fremde Figuren, in fremde Situationen hineinzuschlüpfen, einfach Märchen zu erzählen. Aber keine Grimm-Märchen, um Gottes Willen (lacht). Das kommt sicher von der Schauspielerei.

Wirst du jetzt nur mehr Hörbücher machen?

Hirsch: Nein, im Herbst 2011 möchte ich in Klausur gehen, wieder Lieder schreiben und dann ins Studio gehen, um eine neue CD aufzunehmen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 24.11.2011 14:10

fazit:
es wird ihm sicherlich jetzt besser gehn...

lädt ...
melden
pepone (60.622 Kommentare)
am 24.11.2011 14:47

ich habe noch viele langspielplatten von ihm die ich wieder mal auflegen werden ...

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen