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Erni Mangold: Ein Mädchen von 87 Jahren

Von Nora Bruckmüller, 06. Juni 2014, 00:04 Uhr

Erni Mangold, 87, ist einer der größten Publikumslieblinge des Landes. Vor der Oberösterreich-Premiere ihres Films "Der letzte Tanz" am 16. Juni sprach sie mit was ist los? über Gleichstellung, Sexszenen und das Geheimnis ihrer Jugendlichkeit.

Erni Mangolds neuester Film wird von einer spannenden Geschichte getragen. In der "Der letzte Tanz" spielt sie eine bettlägrige, alte Frau, die eine innige Beziehung zum Zivildiener (Daniel Sträßer) auf der Geriatrie-Station entwickelt und einmal Sex mit ihm hat. Das Gesetz sieht diese Handlung als Vergewaltigung, die beiden Protagonisten als Geschenk körperlicher Liebe.

Was hat Ihnen beim Lesen des Drehbuchs gesagt: "Diese Rolle will ich spielen"?

Erni Mangold: Es ging dabei weniger um die Rolle. Es ging mehr um den Regisseur: Houchang Allahyari. Er hat sich für mich interessiert, und ich wollte einmal unter seiner Regie einen Film drehen. Das Drehbuch hat mir gefallen. Obwohl ich die Geschichte mit diesem jungen Mann ein bisschen schwierig fand. Aber ich habe mir gedacht: Darüber kann man sprechen. Also habe ich ja gesagt.

Apropos "schwierig": Sie haben einmal gesagt, dass Sie für "Der letzte Tanz" Ihre erste sexuelle Szene gedreht haben. Gab es in Ihrer langen Karriere gar keine ähnlichen Szenen?

Nein! Nein, nie. Es war im Grund das erste Mal (lacht). Ich habe gewusst, dass sie sehr schwierig sein wird, weil es dabei um eine Sache geht, die teilweise Menschen, besonders ältere, nicht verstehen – weil ein junger Mann so etwas macht. Aber als ich den fertigen Film gesehen habe, war ich sehr froh. Denn es ist mir geglückt, zu zeigen, wie ich es mir vorgestellt habe, dass dieser Akt wie ein Geschenk des jungen Mannes an sie ist.

Faszinierend an der Art, wie Sie Ihren Charakter gestalten, ist Ihr Esprit und Ihre Mädchenhaftigkeit. War das Ihr Wunsch, das so aktiv zu zeigen?

Es war schon ein bisschen mein Wunsch. Aber der Houchang Allahyari hat gleichzeitig dieses Spitzbübische, diese Merkwürdigkeit eingebaut. Ich glaube, ich habe es sehr gut umgesetzt. Der Witz ist aber der: Er hat mich auch deswegen besetzt, weil er findet, dass ich noch sehr jugendlich sein kann. Er sagte mir bei einer bestimmten, kleinen Szene, bei der ich Daniel Sträßer die Hand küsse, ich wirke wie eine 16-Jährige.

Haben Sie eine Idee, wie Sie sich diese Lebendigkeit bis heute erhalten haben?

Erhalten kann man sich gar nichts! (lacht) Aber ich bin ein natürlicher Mensch, schaue nach vorn und habe versucht, viele Dinge in meinem Leben zu meistern, die oft nicht leicht waren. Was das betrifft, habe ich die Dinge, die mir wehgetan haben, gut bearbeitet.

Im Film spielen Sie eine bettlägrige, gebrechliche Frau, im realen Leben sind Sie das mit 87 Jahren aber nicht. Empfinden Sie dafür Dankbarkeit?

Eine Dankbarkeit empfinde ich gerade nicht. Ich tue sehr viel dafür. Ich turne, mache Krafttraining, gehe viel zu Fuß und achte auch, weil ich gern koche, halbwegs gut auf mein Essen – das hat schon alles seinen Sinn. Andererseits habe ich zwei künstliche Hüften, bei einem Unfall bei einer Probe habe ich mir eine Armsehne verletzt. Ich bin also ganz schön beschädigt – so ist es nicht. (lacht)

Wenn man so ein Alter hat wie Sie, im Beruf mitmischen will und kann: Wie sieht es im deutschsprachigen Raum mit möglichen Rollen aus?

Ein Vorteil ist, dass viele in diesem Alter bereits gestorben sind und man immer wieder alte Menschen braucht. Und ich auch Menschen spiele, die nicht ganz so alt sind, wie ich. 2013 habe ich beispielsweise für eine Tatort-Episode eine ehemalige Zirkusdame gespielt – die war noch sehr gut beieinander, wie die Köchin, die ich bald verkörpere. Es gibt aber eine Sache, die muss ich erzählen....

Bitte, worum geht es?

Im Februar hatte ich in München ein wunderschönes TV-Angebot mit zwölf Drehtagen, was auch okay ist. Ich wurde vom Arzt der Versicherung untersucht. Es wurde festgestellt, dass ich völlig gesund bin. Später kam ein Anruf von meinem Agenten, der sagte, dass mich die Versicherung in München nicht auf Kreislauf und Herz versichern will. Es hieß – obwohl der Arzt noch mal sagte, dass alles gut ist – ich sei bereits 87 "und drüber". Ich wurde umbesetzt!

Wie beurteilen Sie das?

Auf der einen Seite ist es eine Frechheit, auf der anderen Seite ist es eine Diskriminierung, wenn man so alt ist, wie ich. Als würde man vor der Grube stehen und man wartet nur noch, dass man reingestoßen wird.

Apropos Diskriminierung: Es scheint, als würde Sexualität im Alter noch immer ein Tabuthema sein. Wie sehen Sie das?

Wenn ein alter Mensch Liebe und Streicheleinheiten möchte, das hat mit Sex nicht so viel zu tun, dann ist das nicht schlimm! Aber man schaut ja auch alte Frauen, die junge Männer haben, noch immer schief an.

Und wie beurteilen Sie den Umgang mit Homosexuellen?

Es ist abstoßend und schrecklich, dass diese Gleichstellung noch immer nicht stattfindet. Wenn Homosexuelle heiraten wollen: Ja, Maria! Sollen sie doch. Es ist ja nicht schlimm!

 

Hintergrund

Der Film:  „Der letzte Tanz“ feierte bei der Diagonale seine Uraufführung. Dort wurde er als bester Spielfilm ausgezeichnet. Erni Mangold, die neben Daniel Sträßer eine Hauptrolle spielt, erhielt für ihre Leistung den Schauspielpreis.

Karriere: Erni Mangold wurde am 26. Jänner 1927 in Großweikersdorf im Gasthaus der Großeltern geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg stürzte sie sich ins Wiener Nachtleben und zog mit Helmut Qualtinger um die Häuser. Zu spielen begann sie in Josefstadt-Theater in Wien. Später war sie in Hamburg, Düsseldorf und der Schweiz auf der Bühne zu sehen. Bisher war sie Teil von mehr als hundert TV- und Filmproduktionen. Heute legt sie pro Jahr für ihre Auftritte ca. 30.000 Kilometer zurück – mit dem Auto.

OÖN-Filmnacht: Premiere Am 16. Juni präsentiert Regisseur Houchang Allahyari zusammen mit seiner Hauptdarstellerin Erni Mangold seinen Film „Der letzte Tanz“ in der OÖNachrichten-Filmnacht im Linzer Moviemento-Kino, 20 Uhr. Die OÖN verlosen 30x2 Karten. www.nachrichten.at/gewinnspiele

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