Diesen Piloten ist nichts verboten

Von Reinhold Gruber   18.November 2011

Begonnen hat alles vor acht Jahren. Damals sollte es so sein, dass sich die Wege von vier Studenten der Anton Bruckner Privatuniversität bzw. der Kunstuniversität Linz kreuzten. Mit gemeinsamen Interessen. Als es um die Idee eines Musiktheaters ging, fragte „jeder den anderen“, und das Ja führte zum ersten Stück. „Ikarus flieg“ hieß es. „Wir haben bei Schulen angefragt, ob Interesse daran besteht. Wir haben es einfach gemacht“, sagt Michaela Vaught, die mit Katharina Knoll, Judith Koblmüller und Stephan Mastnak „die piloten“ aus der Taufe hob. Es war, wie sie heute feststellt, eine ziemlich naive Herangehensweise. Allerdings eine, die auf fruchtbaren Boden fiel. Mit „La Luna Flugexpress“ und „Erna unterwegs“ wurde über die Jahre die Idee der Musiktheaterstücke, bei denen das Mitmachen durchaus erlaubt, aber nicht zwingend vorgeschrieben ist, weiterentwickelt. Damit das Mitmachen nicht zur Pseudoaktion wird, wie Vaught sagt, wurde in Workshops mit Kindern gearbeitet. Das Mitmachen wird dadurch gelehrt, dass die Kinder Teil des Geschehens sind. „Dadurch, dass sie nahe an den Geschichten sind, tauchen sie richtig in diese Welt ein. Wir machen ein Programm für Kinder, das Erwachsene genauso anspricht.“ Für alle soll etwas dabei sein.

Dieses Etwas ist im neuen Stück „nix is ned erlaubt“ sehr viel Musik. Das „rasante Konzertereignis“ hat sich aus der Improvisation entwickelt. Im Blickpunkt steht ein Streichquartett, das ganz klassisch daherkommt. Doch schnell wird klar, dass die Musiker wie Kinder sind und schnell aus ihrer Rolle fallen können. So wird ein schräges Musiktheaterstück daraus, in dem viel passiert und dann doch nicht, wie Vaught meint. Die Musikstücke würden eine Geschichte entwickeln, deren große Botschaft das Aufbrechen ist. So verschwimmen musikalische Stile ebenso wie klassische Rollen. „Es ist alles sehr unmittelbar und wirkt dadurch sehr wenig aufgesetzt“, sagt Vaught.

Verstärker sind bei den „piloten“ neuerdings David Geretschläger und Norbert Trawöger. Letzterer war als Musiker ins Gespräch gekommen und konnte nun die Kunst des schauspielerischen Improvisierens für sich erarbeiten. Auch für ihn gilt, dass nichts verboten ist, weil ja eh nichts nicht erlaubt ist.

Es ist keine vordergründige Moralbotschaft, die das Künstler-Kollektiv in seinem Stück vermitteln will. Es geht vielmehr um die Freiheit des Individuums, um die Entfaltungsmöglichkeit der Fantasie und um das Mitdenken, das auch eine Form von Mitmachtheater ist, wie Trawöger und Vaught übereinstimmend feststellen.

So würden „die piloten“ nicht primär animieren wollen, sondern sie seien darauf aus, dass das Mitdenken des Publikums von selbst entsteht.

Wer jetzt neugierig auf diese etwas schräge Form eines Musiktheaters, das im klassischen Sinn keines ist, gekommen ist, hat dazu zwei Mal Gelegenheit. Am 19. November ab 15 Uhr sind „die piloten“ mit „nix is ned erlaubt“ im Kulturzentrum Hof in Linz zu Gast, am 20. November ab 16 Uhr spielen sie im Kinderkulturcafé in der Alfons-Dorfner-Halle in Lembach/M.

Alle Infos im Internet: www.diepiloten.at