Der Pasch ist der Herzschlag des Salzkammerguts
Seltsam schauen sie drein. Die Gesichter verzerrt, der Blick in das Nirgendwo des sogenannten „Narr’nkastls“ gerichtet. Es ist der Ausdruck höchster Konzentration.
Und: Die vier Männer da auf der Wiese dreschen die Handflächen gegeneinander, dass es nur so knallt. In einem Rhythmus, der sich irgendwie in sich selbst einwickelt, wiederholt, viertelt, sechstelt, gegen sich selbst anrennt.
Paschen nennt sich das, und die Beriga Pascher aus Bad Goisern sind das Aushängeschild dieser hohen Kunst. Einer Kunst, die sich besonders hier im Salzkammergut extrem verfeinert hat. Als wär der Pasch das Herzklopfen des Salzkammerguts.
„Des hamma mir scho als Buama tau“, erzählt in prächtigster Goiserer Mundart Erwin Engleitner (*1958), Chef der Beriga Pascher. Im Gespräch mit den OÖNachrichten redet er über seine Leidenschaft. Ein fest hier verwurzelter Brauch, der über die Generationen weitergegeben wird. „Wie ma mitn Våttan ins Wirtshaus auf a Kracherl gangan san, san de zsammgsessn, haum G’stanzln gsunga, Steirer, Landler aufgschpüt und pascht, und då hau i hoit mitpascht.“ Auch heutzutage gibt’s kein Problem mit dem Nachwuchs, die Pasch-Saat ist längst fruchtbar in den nächsten Generationen aufgegangen.
Wobei es schwer ist, den bei den Beriga Paschern üblichen „Sechsterer“ (siehe Infokasten) zu lernen: „Ein Wahnsinns-Pasch, gibts eigentlich nur bei uns.“ In Gmunden „drent“ wären zwar ein paar, die es probieren, richtig funktionieren tut’s nicht. Engleitner: „Der innere Soizkammaguatla, der håt des im Bluat und Gfüh! Des rennt so rund. Zum Zualosen ist des wås Gigantisches.“ Und die von Engleitner initiierten, seit dem 1991er-Jahr als Gruppe bestehenden Beriga Pascher entwickeln dazu sogar auch noch ganz eigene Rhythmen.
Apropos: Beriga leite sich ab von „vom Berig åba“ (vom Berg herab) und „hat nix mit bärig zu tun, bärig is da Hinterseer.“ Und das ist ja eine ganz andere Geschichte.
Erwin Engleitner fasziniert die starke Tradition, die hier über die Jahrhunderte hinweg auch im Alltag gelebt wird. Da geht einem das Herz auf. Auch angesichts der Traum-Landschaft, in der sich diese Ausdrucksformen entwickeln konnten: „I bi obern Hallstättersee daheim, i siag då åbi, a Wahnsinn. I bin a vü hidau in meine Almhütten. Bei meine Viecher, in da Stille, då kann i åbschaltn.“ Bevor es zum nächsten Termin geht, denn die Beriga Pascher sind auch international, gar bis Shanghai gefragt.
Wie das Paschen entstanden ist, dazu gibt’s mehrere Ansichten. Engleitner führt es auf die Holzknechte zurück: „Ist beim Holzhacker-Tanz guad zum Hean: tack, tack, tack, tack, tack. Friera, wias nu mit de Håckan ghåckt haum.“ Und das wurde ins Paschen übersetzt. Die Goiserer Klarinettenmusi erklärte mir einmal, das Paschen gehe auf’s „Någln und Sensenschmieden“ zurück. „Någln ist wichtig“ hieß es, eindeutig zweideutig grinsend, bevor flott zum „Schleunigen“ aufgespielt wurde.
Jaja. Nicht nur die Lederhosen haben da große Klappen...
Im Buch „Gstanzln aus dem Salzkammergut“ (Herbert Seiberl/Johanna Palme) findet man „Gebote für Ansingen und Paschen“. Diese Gebote sollen aberg angeblich nur für jene gelten, die die obligaten 1000 Halbe Bier in Paschrunden noch nicht hinter sich haben...
Miteinand’ im Wirtshaus singen
„Zsammsitzen, was trinken, essen, aufspielen und gemeinsam bekannte Lieder singen!“ – das klingt doch urgemütlich. Sollte man zumindest meinen. Doch der uralt-ewigen Tradition des Wirtshaussingens stehen nicht alle so positiv gegenüber. Zumindest erzählt das Volker Derschmidt. Das Volksmusik-Urgestein ist auf eigenen und auch auf den Spuren seines Vaters Hermann Derschmidt ein wesentlicher Impulsgeber für das Aufgreifen und Lebendighalten oberösterreich-typischer Volkskultur.
„Einmal beim Lindbauer haben wir im Stüberl spontan begonnen zu singen und aufzuspielen, die Leut’ am Nebentisch haben begeistert mitgemacht. Aber der Wirt hat uns nachher gesagt, dass wir das in Zukunft unterlassen sollen, weil’s gestört hätt’!“
Heutzutag’ müsse man das als „Musikantenstammtisch“ deklarieren und anmelden. Kaum zu glauben in einer Zeit, in der einem die akustische Umweltverschmutzung als Radio/CD-Dauerberieselung rundum aufgedrängt wird.
Jedenfalls: Am vorletzten Mittwoch im Mai gibt’s ab 19.30 Uhr im Linzer Gasthof „Auf der Wies“ so einen „Stammtisch“ mit offenem Singen. Und wer an alten Jodlern interessiert ist: Am 25. 6. wird in der Welser Waldschänke Weiss Volker und Hermann Derschmidts neu in einen Band gebündeltes Jodel-Kompendium präsentiert. (gunn)
OÖ. Volksliedwerk: 0732/7720-14082; www.ooe-volksliedwerk.at
Zehn Gebote des Paschens
waunn i mi so konzentriern muass, schau ia ins noankastl. des is jo nix schlechz, oda?
so deppat san mir ned!
mag für die oön zielgruppe raiba-kirche-övp.... stimmen:
"Seltsam schauen sie drein. Die Gesichter verzerrt, der Blick in das Nirgendwo des sogenannten „Narr’nkastls“ gerichtet"
doch ich verwehre mich für sowas und möchte nicht dass jemand meiner freunde so einen blödsinn sieht!!!
ich müsste mich schämen