"Wir müssen diese Partie gewinnen"

WELS. Tennis-Daviscup: Gerald Melzer eröffnet heute (11 Uhr) auf der Welser UTC-Anlage das Duell mit Rumänien – Im Anschluss trifft Superstar Thiem auf die Nummer 707 der Welt.
Carpaccio, Tafelspitz-Bouillon mit Grießnockerl, Zander, Lachsforelle, Entenbrust, Backhenderl, Topfenknödel, Schoko-Mousse und vieles mehr. Was die Tennis-Daviscup-Asse beim Captain’s Dinner vom "Wirt am Berg" serviert bekamen, sollte ihnen ausreichend Energie für drei intensive Wettkampftage mitgegeben haben. Heute um 11 Uhr (ORF Sport + live) eröffnet der Weltranglisten-133.
Gerald Melzer, der den Vorzug gegenüber Sebastian Ofner (Nr. 138) erhielt, in Wels gegen Dragos Dima (Nr. 489) Österreichs Duell mit Rumänien. Im Anschluss trifft Superstar Dominic Thiem (Nr. 7) auf den um exakt 700 Plätze schlechter klassierten Bogdan Borza (Nr. 707).

Es geht um den Klassenerhalt in der Europa-Afrika-Zone I, der mit einem (erwarteten) Sieg geschafft wäre. Im Falle einer Niederlage würde sich noch eine zweite Chance auftun – und zwar neuerlich mit Heimvorteil im Play-off (20. bis 22. Oktober) gegen den Verlierer der Begegnung Israel – Ukraine.
Vor 15 Jahren 0:5 verloren
"An so etwas wollen wir gar nicht denken. Es steht außer Frage, dass wir diese Partie gegen Rumänien gewinnen müssen", spricht Thiem Klartext. Immerhin fehlt auf Seiten des Gegners der einzige Top-100-Akteur im Single, Marius Copil (Nr. 83). Damit sollte die Basis für eine perfekte Revanche gelegt sein. Vor 15 Jahren triumphierte Rumänien mit 5:0. Damals waren die heutigen Kapitäne Stefan Koubek und Andrei Pavel noch aktiv ins Geschehen involviert.
"Diesmal muss es kein 5:0 werden, ich bin auch mit einem 3:2 zufrieden", sagt Koubek. Österreichs Rekord-Daviscupper Jürgen Melzer – als Sparringpartner in Wels – warnt vor übertriebenen Erwartungen: "5:0? Die Rumänen rechnen im Doppel sicher mit einem Fixpunkt, sie haben mit Horia Tecau den US-Open-Sieger in ihren Reihen." Der Champion ist Neunter der Doppel-Weltrangliste, sein voraussichtlicher Partner Nicolae Frunza 544. Ihnen gegenüber stehen Philipp Oswald (Nr. 71) und Thiem (Nr. 281), die noch nie gemeinsam gespielt haben. Klingt nach einer spannenden Sache auf dem Centre Court, der sich in der Vorbereitung noch ein bisschen weich präsentierte.
Die Fans stört das nicht. Mehr als 3000 werden heute nach Wels pilgern und die ÖTV-Equipe lautstark anfeuern. Wird das Wetter mitspielen? Heute schon. Heiter bis wolkig, kein Niederschlag, leichter Nordwestwind und Temperaturen von 9 bis 17 Grad – das sind rosige Aussichten.

Daviscup, Europa-Afrika-Zone I, Play-off auf der Welser UTC-Anlage in der Pulverturmstraße 7 (Sandplatz): Österreich – Rumänien.
Heute, 11 Uhr: Gerald Melzer – Dragos Dima, Dominic Thiem – Bogdan Borza.
Samstag, 14 Uhr: Thiem/Philipp Oswald – Horia Tecau/Nicolae Frunza.
Sonntag, 11 Uhr: Thiem – Dima, Gerald Melzer – Borza.
Weltgruppe, Semifinale, in Brüssel: Belgien – Australien. In Lille: Frankreich – Serbien.

Krasse Gegensätze in der rumänischen Tennis-Szene
Horia Tecau hat zwar am Samstag den Doppel-Titel bei den US Open erobert, der prominenteste Rumäne sitzt allerdings auf der Bank. Und zwar Andrei Pavel, dem der Ruf eines echten Sir vorauseilt. „Ich habe gegen ihn zwar nie gewonnen, aber zum Streiten wird es nicht werden“, sagt Österreichs Teamchef Stefan Koubek vor dem heutigen Duell mit Rumänien in Wels.
Der 43-jährige Pavel, der in der Einzel-Weltrangliste im Oktober 2004 sogar bis auf Platz 13 vorgestoßen war, hat im Jahr 2000 in St. Pölten einen von insgesamt drei Turniersiegen gefeiert. In Pörtschach stand er 2006 im Finale.
Nach der Scheidung im Tief
Österreich ist also ein guter Boden für ihn. „Wir sind zwar Außenseiter, aber nicht hier, um uns abschießen zu lassen. Möge der Bessere gewinnen“, sagt Pavel, der seit kurzem auch dem Trainerstab der Weltranglisten-Zweiten Simona Halep angehört. Der mit Tamira Paszek befreundete Mann aus Constanta hat in der jüngeren Vergangenheit nicht viel zu lachen gehabt. Durch die Scheidung von seiner Frau Simone ist ihm nicht nur viel Geld abhanden gekommen, sondern auch ein 14-Zimmer-Palast in den USA, berichten rumänische Medien. Zampano Ion Tiriac, lange Jahre Manager von Boris Becker und mittlerweile 78, soll Pavel in dessen Not aufgefangen haben. Eine großzügige Geste.
Wesentlich schlechter ist der Ruf des besten rumänischen Spielers der Geschichte. Ilie Nastase, ehemalige Nummer eins der Welt und zweimaliger Grand-Slam-Triumphator in den 1970er-Jahren, hat es mit seinen Ausrastern so weit gebracht, dass er in Wimbledon „Persona non grata“ ist. Dort knallen sie dem 71-Jährigen mit gutem Grund die Tür vor der Nase zu, obwohl er beim Rasenklassiker 1972 und 1976 das Finale erreicht hat. Im April 2017 war Nastase als Kapitän des rumänischen Damen-Teams im Duell mit Großbritannien komplett aus der Rolle gefallen. Er warf mit Schimpfwörtern nur so um sich, beleidigte die englische Spielerin Johanna Konta sowie die sportliche Leiterin Anne Keothavong als „fucking bitches“. Eine Suspendierung durch den Weltverband war folgerichtig.
Serena Williams beleidigt
Seinen Mund konnte Nastase, der im Februar 2008 als Präsident des rumänischen Tennisverbandes zurückgetreten ist, noch nie halten. Leidtragende war auch Serena Williams, über deren Schwangerschaft Nastase Folgendes gesagt hatte: „Mal sehen, was für eine Farbe ihr Baby hat: Schokolade mit Milch?“ Ohne Worte.
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