Der Mann, dem Bode Miller blind vertraut

Von Marlies Czerny   14.Februar 2011

„Weißt“, sagt der „Tschunti“, wie ihn Miller und der Rest der Ski-Welt nennen, „du bist der erste Journalist in 26 Jahren, mit dem ich mich so richtig z’sammsetz’.“ Denn eines haben Bode Miller und sein Hohenemser Head-Servicemann Guntram Mathis gemeinsam: Die Medien jucken sie wenig. „Ein Witz, was die oft schreiben.“

Wir befinden uns 100 Meter vom Kandahar-Zielraum entfernt, in der Skistall-Stadt, einem Dorf aus Containern. Dazwischen parkt das neue Headcenter, ein Wohnmobil, wo Mathis mit Miller Pläne schmiedet, die Head-Köpfe hirnen. Zu 80 Prozent lebt Miller in seinem eigenen Camper und nicht im US-Team-Hotel, der steht ein Stück weiter oben nahe dem Wald fernab des Trubels. Mathis: „Die Tür steht mir dort immer offen.“

Mathis ist einer der wichtigsten Hintermänner Millers, einer der Serviceleute, die nächtelang schwitzen und schleifen. Hinter der knappen Aussage „Das Set-up stimmt nicht“ steckt viel Arbeit. In der Super-Kombi doppelt so viel. Auf der einen Seite legt Mathis Hand an den 2,15 Meter langen Abfahrtsskiern an, auf der anderen an den 50 Zentimeter kürzeren Slalom-Carvern.

Fast täglich kommt Miller im Skistall vorbei, nach dem WM-Super-G haben sie gelacht über das Malheur mit dem Stock. Die beiden diskutieren, analysieren Ski, Schuh und das Bindeglied dazwischen, die Gesprächsbasis sei freundlich, ausgeglichen, „am Schluss hat Miller recht.“

60 Paar Ski hat Mathis mit, Miller bringt jeden Tag eine neue Idee. „Er ist ein genialer Typ, denkt 24 Stunden als Skifahrer.“ Tschunti bezeichnet Bode als Freund. Als einen, mit dem man um die Häuser zieht? „Was er nachts macht, weiß ich nicht. Da bin ich ja im Skistall“, sagt Mathis, er grinst. Der wahre Sonnenschein in Millers Leben ist aber Tochter Neesyn Dacey, er kennt die Dreijährige: „Er ist zu 1000 Prozent für sie da. Kinder sind Millers Welt. Aber dann kommt das Skifahren.“

Olympiasiegerin Anita Wachter, die Ehefrau von Head-Rennchef Rainer Salzgeber, sitzt neben uns, ihre beiden Töchter kraxeln herum, malen ein Bild. Dass Miller oft respektlos sei, wie erzählt wird, findet sie nicht: „Wenn er nicht grüßt, meint er das sicher nicht so. Es ist ja wahnsinnig, wie viele Menschen etwas von ihm wollen.“

Mathis kommt mit dem Boss gut zurecht, das ist gut so. „Ich bin mehr mit ihm zusammen als mit meiner Frau“, erzählt er. Seine Veronika hat nichts dagegen, sie kennt den Ski-Zirkus. Sohn Marcel, 21 Jahre jung, klopft im Weltcup an. Ob er Miller nächstes Jahr noch als Konkurrenten hat, davon geht Mathis „100-prozentig aus“. Aber, so überlegt er doch: „You never know.“ Man weiß ja nie bei Miller.

Sie starten für Österreich

Benjamin Raich (32)

Wohnort: Arzl im Pitztal (T)
Ski: Atomic
Größte Erfolge: Vier Olympia-Medaillen (davon 2 Goldene), 9 WM-Medaillen (davon 3 Goldene), Gesamt-Weltcup-Sieger in der Saison 2005/06.
Saison-Platzierungen in der Super-Kombi: 5., zwei Mal nicht am Start.
Medaillenchancen: Seine 14. Medaille bei einem Großereignis liegt bereit.

Romed Baumann (25)

Wohnort: St. Johann (T)
Ski: Salomon
Größte Erfolge: Olympia-Fünfter im RTL 2010, WM-Vierter Abfahrt und Super-G-Sechster 2011, 1 Weltcupsieg (Super-Kombi Sestriere 2009).
Saison-Platzierungen in der Super-Kombi: 13., 3., ausgeschieden.
Medaillenchancen: Sechster im Super-G, Vierter in der Abfahrt – jetzt soll eine Medaille her.

Björn Sieber (21)

Wohnort: Schwarzenberg (V)
Ski: Atomic
Größte Erfolge: Erste WM-Teilnahme, ein 15. Platz bei der Super-Kombi in Wengen 2011
Saison-Platzierungen in der Super-Kombi: 15., nicht genannt, 20.
Medaillenchancen: Der WM-Neuling hat selber einen Top-Ten-Platz als Ziel ausgegeben.

Joachim Puchner (23)

Wohnort: St. Johann im Pongau
Ski: Atomic
Größte Erfolge: Erste WM-Teilnahme, Weltcup: 4. Platz bei der Abfahrt in Chamonix 2011.
Saison-Platzierungen in der Super-Kombi: 20., nicht genannt, 19.
Medaillenchancen: Wie Sieber hat auch er sich einen Top-10-Platz als Ziel gesetzt.