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Wir Oberösterreicher

Von Lothar Schultes, 23. April 2011, 00:04 Uhr

Die Eisenbahnbrücken in Linz und Steyregg waren die ersten Jugendstil-Bauten in Oberösterreich. Doch bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges kamen zahlreiche Juwele hinzu. Auch der Jugenstil-Künstler Gustav Klimt malte einen Großteil seiner mehr als 50 Landschaftsbilder in Oberösterreich.

Der Begriff „Jugendstil“ geht auf die 1896 in München gegründete illustrierte Kulturzeitschrift „Jugend“ zurück. In Frankreich heißt die Epoche hingegen treffend „Art Nouveau“, um das Neuartige des Stils gegenüber dem vergangenheitsorientierten Historismus zu betonen. In Wien waren die Sezession und die Zeitschrift „Ver Sacrum“ (Heiliger Frühling) die Hauptträger der neuen, vor allem vom Linzer Hermann Bahr propagierten Richtung, deren Zentrum das Ausstellungsgebäude am Karlsplatz wurde.

Gegenüber dem vom Floralen bestimmten französischen und belgischen Jugendstil ist die österreichische Variante, von Gustav Klimt, Kolo Moser, Otto Wagner und Josef Hoffmann geprägte, strenger und abstrakter (Letzterer trug den treffenden Spitznamen „Quadratl-Hoffmann“).

Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende Not setzten der Blütezeit des Stils ein abruptes Ende. In Oberösterreich waren die Eisenbahnbrücken von Steyregg und Linz die ersten „modernen“ Bauten.

1902 übersiedelte der Otto Wagner-Schüler Mauriz Balzarek nach Linz, wo er zunächst Innenausstattungen schuf. Er entwarf 1906 das (nicht ausgeführte) Büro des Statthalters und den (wieder hergestellten) Empfangssaal der Allgemeinen Sparkasse mit einem Fries des Malers Maximilian Liebenwein, der gleichzeitig auch an der Ausstattung der Rosenburg im Zaubertal arbeitete (die großen Bilder sind heute in Privatbesitz).

1909 gestaltete Balzarek die nicht erhaltenen Bauten der Landes-Handwerkerausstellung. Von seinen Häusern und Villen hat die „Landesvilla“ in Bad Hall noch einen Teil der Ausstattung bewahrt. Sein Kraftwerksbau von Steyr-Durchbruch fügt sich behutsam der Landschaft ein. Während er etwa am ehemaligen TEG-Gebäude in der Museumstraße Jugendstil-Ornamentik verwendete, gehört sein Spätwerk bereits der klassischen Moderne an.

Vieles blieb unausgeführt, so 1913 der Neubau der Handelskammer. 1913/14 setzten er und Gustav Steinberger mit der Gartensiedlung am Froschberg, wo er auch selbst wohnte, einen städtebaulichen Akzent. Weitere sezessionistische Bauten in Linz und Urfahr entstanden nach Entwürfen von Ludwig Berger, Ignaz Derndorfer und Josef Ertl.

Auch die 1911 von Franz Kowarik erbaute Zweigstelle des Dorotheums besticht durch ihren sezessionistischen Fassadendekor. 1909 nahm der später in Amerika tätige Michael Rosenauer mit seinem eigenen Wohnhaus in Linz bereits die Neue Sachlichkeit vorweg. Gleichzeitig wurde Julius Schulte Architekt des Stadtbauamtes. Er machte sich vor allem mit seinen palaisartigen Schulbauten und der Umgestaltung des Urfahrer Rathauses einen Namen. 1910 baute Hans Feichtlbauer seine eigene Villa auf der Gugl, deren hervorragende Ausstattung ebenso erhalten blieb wie jene von John Hernert Rosenthals Villa Sliwinski am Attersee.

Während die Städte „modern“ bauten, verbot die Kirche den Sezessionsstil und blieb dem Historismus treu. Trotzdem konnte ein Jugendstil-Juwel wie die von Leopold Forstner und Wilhelm Bormann gestaltete Altarwand der Kirche von Ebelsberg entstehen. Auch einige Glasfenster von Josef Raukamp waren ausgesprochen „modern“.

Denkmal für Stelzhamer

Zu den schönsten Werken des Jugendstils in Linz gehören der aus der zerstörten Villa Hatschek stammende Brunnen von Josef Hoffmann und Richard Luksch sowie das Geschäftsportal der Schneiderei Wieland (Spittelwiese 13). 1907 gewann der junge Hellmer-Schüler Anton Hanak den Wettbewerb für den „Freude am Schönen“-Brunnen im Linzer Volksgarten, was ihm den künstlerischen Durchbruch brachte. Gleichzeitig schuf Franz Metzner, der Bildhauer des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig, für den Volksgarten das monumentale Denkmal Franz Stelzhamers.

1913 schloss sich die von Michael Powolny und Bertold Löffler gegründete Wiener Keramik mit der seit 1909 bestehenden Gmundner Keramik zusammen. In dieser Blütezeit entstanden viele der berühmten Werke Powolnys, der auch Entwürfe für die Firma Sommerhuber in Steyr lieferte. Steyr war durch das von Michael Blümelhuber und Hans Gerstmayr aufgebaute Meisteratelier auch ein Zentrum des Stahlschnitts.

Von 1900 bis 1916 verbrachte Gustav Klimt regelmäßig die Sommer am Attersee, wo ein Großteil seiner Landschaftsgemälde entstand. Auch Sigmund Walter Hampel und der Universal-Künstler Richard Teschner lebten zeitweise dort.

1896 ließ sich der Salzburger Arzt und Landschaftsmaler Alfred Poell in Linz nieder. Er wurde hier bald zum künstlerischen Mittelpunkt und förderte junge Talente wie Matthias May. Die von ihm organisierten Kunstausstellungen fanden meist im 1903 errichteten, nach dem Krieg abgetragenen Volksgartengebäude statt.

1906 kaufte der bis dahin in München tätige Alfred Kubin das Schlösschen Zwickledt bei Wernstein, das zum Mittelpunkt seines faszinierenden Schaffens wurde: Es verkörpert die andere, dämonische Seite des Stils und bereitete Malern wie Carl Anton Reichel und Franz Sedlacek den Weg.

Unter den in Oberösterreich geborenen Künstlerinnen verbindet die 1908 aus der Blüte ihres Schaffens gerissene Emilie Mediz-Pelikan in ihren visionären Landschaften Romantik, Symbolismus und Jugendstil.

Besonders tragisch war das Schicksal des genialen Zeichners Klemens Brosch. Wie der ihm geistesverwandte Dichter Georg Trakl zerbrach er letztlich am Trauma des Ersten Weltkriegs. Brosch gründete 1913 mit seinem Bruder Franz sowie Anton Lutz, Franz Sedlacek, Hans Pollack und Heinz Bitzan die Künstlervereinigung „Maerz“, die zur Wiege der Moderne in Linz wurde.

Gustav Klimt am Attersee
Zwischen 1900 und 1916 verbrachte Gustav Klimt den Sommer am Attersee und widmete sich der Landschaftsmalerei.
Von den rund 230 Gemälden, die heute von Gustav Klimt bekannt sind, sind mehr als 50 Landschaftsbilder, die meisten davon aus der Landschaft des Attersees. Gustav Klimt verbrachte die Sommer zwischen 1900 und 1916 im Salzkammergut, zuerst in St. Agatha bei Goisern. Dort hat er Hühner gemalt. Später logierte er entweder im Brauhof in Litzlberg oder in Kammer und in Weißenbach. Klimt malte den Attersee, Bäume und Wiesen, die Insel des sagenhaft reichen Bankiers Eduard von Springer, das Schloss Kammer, das Forsthaus in Weißenbach oder den Stier aus dem Brauhofstall.

An seine produktiven Sommeraufenthalte in Litzlberg, Kammer und Weißenbach erinnert mittlerweile ein wunderbarer „Themenweg“, der rund um den Attersee führt, von Seewalchen ins Naturschutzgebiet des Gerlhamer Moors, in Kammer von der Villa Oleander über das Strandbad zum Schloss Kammer, zum Schlossteich und auf den Gahberg oberhalb von Weyregg oder von Steinbach südwärts nach Weißenbach und zum „Unterachblick“ in Burgau (siehe auch „Wandern“).

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