Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Vom Märtyrer zum Patron

03. Mai 2008, 10:06 Uhr

Koloman, Adalbero, Leopold, Florian ...

Der heilige Florian, Österreichs ältester Heiliger und Märtyrer, der von der Feuerwehr bis zu den Bierbrauern hohe Bekanntheit und Akzeptanz besitzt, ist seit 2004 Oberösterreichs Landesheiliger. Vorgänger Leopold war im Lande nie wirklich populär.

Der Weg zum eigenen Landespatron für Oberösterreich dauerte lange. Dabei ist die Liste an Heiligen länger als in den anderen Bundesländern. Sie führt von Florian, Maximilian und Severin über die Bischöfe und Äbte Wolfgang, Adalbero und Berthold bis zu den NS-Opfern wie dem erst jüngst kanonisierten Franz Jägerstätter.

Rudolf Zinnhobler, der renommierteste Kirchenhistoriker des Landes, hat dieser Liste mit gutem Grund weitere Namen hinzugefügt, die es aber nicht zu einer offiziellen Anerkennung durch den Vatikan geschafft haben. Darunter sind auch Personen, die mit der Kirche in erhebliche Konflikte geraten waren. Zum Beispiel Leonhard Käser, der 1527 in Schärding als Ketzer verbrannt worden war, für Zinnhobler ein „wahrer Heiliger“, oder Georg Friedrich Koller (1586–1653), ein Vertreter der Toleranz in der Intoleranz der Gegenreformation.

Jedes Land Europas und jede Dynastie suchte sich einen heiligen Spitzenahn: ob Wenzel in Böhmen, Stephan in Ungarn, Alfons in Kastilien, Edward in England, Kasimir in Polen und Litauen, die drei nordischen Patrone und heiligen Könige Olaf, Knut und Eric in Norwegen, Schweden und Dänemark oder Karl der Große im Reich. Auch Leopold der Heilige gehört in diese Reihe.

Landespatron des babenbergischen Österreich war ursprünglich der heilige Koloman gewesen: 1014 war der Leichnam dieses wenige Jahre vorher bei Stockerau als vermeintlicher Spion erschlagenen und seither als Märtyrer verehrten Pilgers ins Kloster Melk gebracht worden, dem Sitz und Begräbnisort der frühen Babenberger.

Die Habsburger als Herrschaftsnachfolger der Babenberger in Österreich konnten mit Koloman als Landespatron nicht viel anfangen. Sie wollten vielmehr mit einem heiligen Babenberger ihre Landesherrschaft legitimieren, indem gleich nach der Belehnung mit Österreich der um 1290 geborene dritte Sohn König Albrechts I. auf Leopold getauft und Leopold habsburgischer Traditionsname wurde.

1485 wurde Leopold III. heiliggesprochen und 1663 Landespatron der beiden Länder Österreich ob und unter der Enns. Seine Verehrung konnte sich aber in Oberösterreich nie wirklich durchsetzen.

Im 17. Jahrhundert war den Habsburgern der heilige Leopold ohnehin bereits etwas zu minder geworden. Ein Kaiser oder König war er ja nicht. Deshalb suchte Kaiser Leopold einen noch nobleren Heiligen und fand ihn im heiligen Josef, dem „Nährvater“ Christi. Der Herrscher erhob Josef zum Schutzpatron. 1654 wurde der Josephitag in allen österreichischen Erblanden zum gebotenen Feiertag ausgerufen und Joseph der Landespatron in Inner- und Vorderösterreich.

Der bis dahin wenig verehrte Heilige und wenig gebräuchliche Vorname wurde rasch populär, die Sepperln und Pepperln im Lande häufig. Kaiser Leopold ließ seinen ältesten Sohn auf diesen Namen taufen. Joseph wurde ein Traditionsname der Habsburger – von Kaiser Joseph I. bis Kaiser Franz Joseph.

Es deutet manches darauf hin, dass man sich zu der Zeit, als die Eigenständigkeit des Landes ob der Enns immer konkreter wurde, auch auf die Suche nach einem eigenen Landesheiligen machte. Man glaubte, ihn in Otto von Machland finden zu können. Otto und seine Gattin Jeuta oder Jutta von Peilstein, eine Nichte Leopolds des Heiligen, hatten 1141 das Kloster Baumgartenberg und 1147 das Kloster Säbnich/Sarmingstein gestiftet, das später nach Waldhausen verlegt wurde

Es ist recht wahrscheinlich, dass die vielen Darstellungen von Otto um 1500 auf Versuche hindeuten, diesen Klostergründer und Ahnherrn unseres Landeswappens parallel zum niederösterreichischen Landesheiligen Leopold als Oberösterreichs Landesheiligen zu etablieren. Doch es setzte sich der deutlich höherrangige Leopold durch.

Als 1783 das Bistum Linz von Passau abgetrennt wurde, suchte man einen Diözesanpatron und fand ihn rasch im hl. Maximilian, von dem die Legende berichtete, dass er 280 als Erzbischof von Lauriacum als Märtyrer hingerichtet worden sei. Er wäre so der weitaus älteste bekannte Heilige aus dem Gebiet des heutigen Österreich gewesen und hätte Linz mit Lorch zum Bistum mit der ältesten Tradition weitum gemacht. Zu diesem Zweck war ja die Maximilianslegende im 13. Jahrhundert erfunden worden, um Passau in der Nachfolge eines uralten Erzbistums Lorch gegenüber Salzburg endlich den Vorrang zu verschaffen.

Standhaft und treu

Weil aber Bischof Maximilian historisch so dubios war und wohl nie existiert hatte, erwirkte Bischof Gföllner, dass 1935 der hl. Severin zum Diözesanpatron gemacht wurde. Dieser war zwar eine historisch gut abgesicherte, schon lange verehrte Person – allerdings mehr in Süditalien, woher er wohl stammte und wo er begraben ist, als in Österreich, und schon gar nicht in Oberösterreich.

Hier stand mit dem heiligen Florian eine weitere Persönlichkeit mit besten Voraussetzungen für einen Landespatron zur Verfügung: ein populärer Mann, der von vielen Berufsgruppen verehrt wurde, im Kloster St. Florian eine sehr lebendige Tradition und regionale Verankerung hatte und als hoher römischer Beamter und erster namentlich bekannter Märtyrer im heutigen Österreich auch Vorbild für Standhaftigkeit und Treue war.

Ein historischer Kern

Als die Geschichtsforschung mit historisch-kritischen Methoden nachweisen konnte, dass im Unterschied zur Maximiliansgeschichte in der Märtyrergeschichte des hl. Florian ein sehr konkreter historischer Kern steckt, stand seiner Ernennung zu Oberösterreichs Landespatron nichts mehr im Wege.

1971 wurde Florian offizieller Patron des Bistums Linz. Am 4. Mai 2004 trat ein Beschluss der Landesregierung vom 17. März in Kraft, mit dem Florian neben dem schon bisher „regierenden“ Landespatron Leopold zum oberösterreichischen Landespatron ernannt wurde.

Er sei wie kein anderer Heiliger dem Land eng verbunden und der einzige namentlich bekannte Märtyrer Österreichs aus frühchristlicher Zeit und bereits Hauptpatron der Diözese Linz, lautete die Begründung. Die Promulgation durch Landeshauptmann Josef Pühringer erfolgte im Rahmen eines Festaktes in der Stiftsbasilika St. Florian bei Linz.

mehr aus Wir Oberösterreicher

Oberösterreich lernt fahren

Nobelessen und Notnahrung

Tausend Jahre Eisen-Zeit

Auf zu den heiligen Stätten

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen