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Steirisches Oberösterreich

Von Roman Sandgruber   03.März 2012

Zwischen Traun, Enns und Ybbs liegen die Geburtsorte dreier Länder: Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark. Der Raum war sozial und wirtschaftlich eng verflochten. Zwischen Enns und Wienerwald liegt das Kernland der babenbergischen Mark, für die 996 erstmals der Name Österreich urkundlich belegt ist.

Westlich der Enns entwickelte sich das Herrschaftsgebiet der aus dem Chiemgau stammenden Otakare, die um etwa 1050 in der Nachfolge der Wels-Lambacher zwischen Traun und Enns zu reichen Besitzungen gekommen waren. Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt hatten sie ihren Hauptsitz auf der Styraburg in Steyr genommen, nach der sie sich spätestens ab 1074 auch nannten.

Die steirischen Otakare

Nachdem sie auch mit der Kärntner Mark an der mittleren Mur belehnt worden waren, trachteten sie nach einer Verknüpfung ihrer Besitzungen im heutigen Oberösterreich mit jenen an der mittleren Mur und gingen daran, ihren Herrschaftsbereich ennsaufwärts und murabwärts zu einem Land auszubauen. Die Gründung und reiche Dotation ihres Hausklosters Garsten am Ende des 11. Jahrhunderts spielte dabei eine wichtige Rolle.

Die steirischen Otakare beherrschten über ihre Dienstleute weite Gebiete Oberösterreichs im Salzkammergut, im Kremstal und an der Pyhrnlinie, zwischen Traun und Enns, an der Trattnach und am Innbach. Der Otakarische Einflussbereich reichte bis Steyregg und Haselbach/St. Magdalena bei Linz. Auch das Ennser Wappen zeigt bis heute den steirischen Panther.

Von Slowenien bis ins Friaul

Zuletzt war der Machtbereich der Otakare, der nunmehr Steiermark genannt wurde, weit größer als jener der Babenberger und reichte von der Donau bis weit ins heutige Slowenien und vom Traisental und der Buckligen Welt bis nach Kärnten und Friaul. Der Schwerpunkt der Macht und auch der Sitz der Fürsten war Graz.

Es zählt zu den Unwägbarkeiten der Geschichte, wie wohl diese so glänzende Entwicklung, die 1180 mit der steirischen Herzogswürde für den jungen Otakar IV. den Höhepunkt erreicht hatte, sich weiter gestaltet hätte, wäre nicht der junge Herzog von einer nicht näher bekannten unheilbaren Krankheit – vermutlich Aussatz – befallen worden. Diese veranlasste den kinderlosen Herzog zu der am Georgenberg bei Enns im Jahre 1186 mit den Babenbergern vereinbarten Erbfolgeregelung.

Oberösterreich entsteht

Als 1192 nach dem Tode des kinderlosen, erst 29-jährigen Herzogs der Machtbereich der steirischen Otakare tatsächlich an die österreichischen Babenberger überging, bedeutete dies, dass sich die Gravitationszentren verschoben. Es war nicht unlogisch, dass die steirischen Herren und Prälaten nördlich der Alpen es bald praktischer fanden, sich an österreichischen statt an steirischen Gerichtstagen ihrer neuen Landesherren, der Babenberger, zu beteiligen. Dies hat wesentlich zum Werden des Landes Oberösterreich beigetragen. Damals zeichnete sich erstmals die bis heute geltende Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Steiermark ab: Dachstein, Pötschenpass, Totes Gebirge, Pyhrnpass, Laussabach, Ennsfluss. Diese Grenzziehung zwischen Steiermark und Österreich verfestigte sich 1254, als der südliche Teil der damaligen Steiermark kurzfristig an König Bela IV. von Ungarn kam, der nördliche an König Ottokar II. von Böhmen.

Vertrag von Neuberg

Die Trennung verfestigte sich mit den habsburgischen Länderteilungen. Im Vertrag von Neuberg an der Mürz wurden die habsburgischen Länder geteilt: Albrecht III. behielt Österreich ob und unter der Enns, die Herrschaft Steyr, das Salzkammergut und Grafschaft Neuburg am Inn. Leopold III. erhielt die Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, die Vorlande und italienisches Gebiet. Die Länderteilung stärkte nicht nur das Landesbewusstsein der einzelnen Länder. Es führte auch zu Konflikten zwischen den Ländern.

Wegen der vor allem im Eisenwesen wirtschaftlich engen Verflechtung kam es immer wieder zu Interessensgegensätzen zwischen den steirischen und oberösterreichischen und niederösterreichischen Parteien. Die beiden alten Hauptorte Steyr und Leoben rivalisierten um die Vorherrschaft im Eisenhandel.

Die Eisenwurzen um den steirischen Erzberg zerfiel in drei Teile: in eine steirische, eine niederösterreichische und eine oberösterreichische. Auch im Salzwesen wurden die Absatzgebiete aufgeteilt: Aussee durfte nur nach Süden liefern, Hallstatt nur nach Norden, was wegen der Preisunterschiede den Schmuggel immer wieder zu einem lohnenden Geschäft machte.

Das Ende der zweiten Länderteilung 1619 brachte mit dem neuen, streng gläubigen Herrscher Ferdinand II. die Gegenreformation nach Oberösterreich. Graz hatte gegenüber Linz durch den Hof an kulturellem Gewicht gewonnen, es hatte eine Universität erhalten, die Jesuiten hatten von Graz aus die Reformation vorangetrieben. Kepler, der in Graz gearbeitet hatte, war vor der Gegenreformation nach Linz abgewandert und musste schlussendlich auch hier weichen.

Verbindung Linz und Graz

Was lange nicht zustande kam und bis heute ein Problem geblieben ist, ist eine leistungsfähige Verkehrsverbindung zwischen Linz und Graz. Pläne, Oberösterreich durch einen Verkehrsweg von Böhmen über Linz nach Triest besser in das internationale Handelsnetz einzubinden, blieben unausgeführt.

Die Forderung nach einer Eisenbahnverbindung über die Pyhrnlinie war 1848 von den Kremstaler Sensengewerken massiv deponiert worden. Aus touristischen Gründen, wegen der Sommerresidenz des Kaisers in Ischl, aber auch wegen der Kohlenversorgung der Salinen wurde die Strecke von Attnang-Puchheim über Ischl nach Stainach-Irdning durch das Salzkammergut realisiert und 1877 eröffnet.

Seit 1867 hatte die Stadt Wels das Projekt der sogenannten Oberösterreichischen Nordbahn forciert, die vom steirischen Rottenmann über Wels und Aschach durch das Mühltal weiter ins Moldautal führen sollte. Das stieß auf den Linzer Widerstand.

Bahnbaupläne lebten auf

1872 erwarb die Bank für Oberösterreich und Salzburg die Baukonzession. Dazwischen kam der Börsenkrach von 1873, der die Oberbank an den Rand des Konkurses brachte. Als sich die Nebel der Börsenspekulation lichteten, lebten zwar die Bahnbaupläne wieder auf, allerdings nunmehr unter Linzer Führung. Das Kremstal musste sich vorerst mit der 1881 von Linz bis Kremsmünster fertig gestellten Kremstal-Lokalbahn begnügen.

Das Pyhrn-Projekt wurde wegen der großen technischen Anforderungen lange aufgeschoben. Technisch war der Bau der 42,5 Kilometer zwischen Klaus und Selzthal schwierig und erwies sich wegen des Bosruck-Tunnels als finanzielles Fass ohne Boden. Aber erst damit war Linz zu einem überregionalen Eisenbahnknoten geworden.

(Ende der Serie)

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