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Oberösterreich brennt

Von Von Roman Sandgruber, 12. März 2011, 00:04 Uhr

Brände haben auch heute ihre Zerstörungskraft und ihren Schrecken nicht verloren. Aber die Schäden, die das Feuer früher anrichten konnte, in Kriegs- wie Friedenszeiten, sind heute kaum noch vorstellbar. Nur wenige Orte, die nicht mehrere schwere Brandkatastrophen in ihrer Chronik hätten.

Der Heilige Florian ist Oberösterreichs Landespatron. Die Zahl der Brände im Lande war dennoch nicht geringer als anderswo. Die Gefahren durch offene Feuerstellen, Stroh- und Schindeldächer und ganz oder hauptsächlich aus Holz gebaute Häuser waren enorm.

Brandschatzung war die unweigerliche Begleiterscheinung der vielen Kriege und das wichtigste Mittel der Kriegsführung. Abbrändler zu sein bedeutete nahezu unweigerlich völlige Verarmung. Die Mittel der Brandbekämpfung waren bis ins 19. Jahrhundert recht ineffizient. Doch Vorbeugen ist auch heute immer noch besser als Löschen.

Die Brandursachen und Katastrophenszenarien haben sich stark geändert. Sicher, das Blitzschlagrisiko war auch früher vorhanden. Doch das unvorsichtige Hantieren mit dem Feuer war angesichts der Bauweise der Häuser die größte Gefahr. Dazu kam die Brandstiftung, die früher sicher deutlich häufiger war als heute, durch umherstreifende Vaganten, rachsüchtige Angehörige und Dienstboten, vor allem aber in den vielen lokalen und überregionalen Auseinandersetzungen. Ob die Brandstifterin als typisch weibliches Täterprofil ein Klischee der Sozialgeschichte ist, müsste einmal sorgfältig untersucht werden.

Die große Zahl der Brandstiftungen in den 1930er-Jahren hängt nicht nur mit der Not, sondern auch den politischen Konflikten zusammen. Neue Brandursachen kamen im Verlauf der Geschichte dazu: die Zündhölzer und Feuerzeuge, die das Feuerlegen sehr viel leichter machten, das Tabak- rauchen, das zu vielen Bränden führte, vor allem aber die neuen Maschinen und technischen Entwicklungen, der Funkenflug der Dampfmaschinen, das Überhitzen von Treibriemen und Wellen beim „Maschindreschen“ und Brände durch fehlerhafte Elektroinstallationen.

Die Bedrohungsszenarien sind ganz andere geworden. Dass ganze Städte abbrennen, kommt nicht mehr vor. Aber Fabriksbrände, Chemieunfälle und Hochhausbrände stellen ganz neue, viel größere Herausforderungen dar.

Erster Großbrand 1189

Archäologisch können Brandkatastrophen bis weit in die Vorzeit nachgewiesen werden. Immer wieder zeigen Brandschichten, die sich für die Ausgräber im Boden abzeichnen, die verheerende Kraft des Feuers. Aus dem Jahr 1189 nach Christus kennen wir den ersten schriftlichen Beleg für einen Großbrand in Oberösterreich. Damals ließ Kaiser Friedrich Barbarossa den Markt Mauthausen in Brand stecken, weil die unklugen Mauthausener sich erdreist hatten, vom durchziehenden Kreuzfahrerheer mit dem Kaiser an der Spitze Maut kassieren zu wollen.

Frühe Großbrände kennen wir von den alten Klöstern: Im Jahr 1200 brannte das Stift Kremsmünster ab, 1235 das Stift St. Florian. Die Kette größerer und kleinerer Brände wäre eine eigene Chronologie für sich. Jede Ortschronik hat ihre Brandgeschichte.

Die Hussitenkriege führten im Mühlviertel zwischen 1424 und 1432 fast in jedem Ort zu verheerenden Verwüstungen. Aber auch die zahlreichen Fehden und Kämpfe, die die Habsburger unter sich und mit ihren Rivalen austrugen, wurden bevorzugt mit Brandstiftungen geführt. Die Türken brannten 1532 den Markt Weyer und zahlreiche Ortschaften entlang der Enns nieder.

Besonders viele Brandschatzungen kennen wir aus den Franzosenkriegen. Ebelsberg wurde 1809 völlig zerstört. 60 Häuser bildeten einen großen Aschenhaufen. Zahllose Soldaten und Pferde verbrannten, erstickten oder ertranken auf der Flucht in der Traun. Im Ersten Weltkrieg, wo Oberösterreich überhaupt nicht von Kampfhandlungen berührt war, nahmen die Brände dennoch signifikant zu. Und der Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs stellte die Feuerwehren vor unlösbare Herausforderungen.

In den Bauernkriegen waren die Verwüstungen besonders hoch. In Linz wurden 1626 bei der Belagerung durch die Bauern 87 Häuser niedergebrannt. Die vernichteten Werte wurden auf 44.610 Gulden geschätzt. Die Stadt Linz schrieb sogar von einem Schaden von 80.000 Gulden. Auch in Steyr wurde fast die Hälfte der Häuser zerstört, in Wels noch mehr. Im Reichensteiner Robotaufstand gingen im Jahr 1568 die zwei Maierhöfe in Flammen auf. Der Bauernführer Simon Gaißrucker, der auch den Schlossherrn Freiherr von Haym erschossen hatte, sagte den Herren Fehde auf Mord, Raub und Brand an.

In den großen Städten Steyr, Linz und Wels gab es naturgemäß die zahlenmäßig größten Katastrophen. Steyr, die größte Stadt des Landes, wurde besonders oft von Feuerkatastrophen heimgesucht: 1302, 1522, 1554, 1727. Vom Stadtbrand 1727 gibt es einen ausführlichen Bericht. Wegen der sommerlichen Hitze hatte sich das Feuer besonders rasch ausgebreitet, alle Häuser hätten nahezu zur gleichen Zeit zu brennen begonnen. Das Feuer hatte gleich am Anfang den Wasserturm ruiniert und die Feuerspritze unbrauchbar gemacht. Auch die Enns- und die Steyr-Brücke wurden zerstört. 18 Personen kamen ums Leben, in einem Hauskeller sechs Personen, die dort Zuflucht gesucht hatten.

Am schlimmsten aber sei es dem „gemeiner Stadt Ordinarii Linzer boten“ ergangen, der „mehr als halb gebraten“ auf offener Straßen in einem recht erbarmungswürdigen Zustand tot gefunden worden sei. Drei Tage dauerte der Brand. Erst nach 10 Tagen war die Glut völlig gedämpft. Neben dem Lambergschen Schloss und dem Frauenkloster waren 143 Bürgerhäuser zerstört, die ganz kleinen und die vielen Scheunen gar nicht gerechnet.

„Innsbruckerische Bauweise“

Nach dem großen Brand in Freistadt (siehe auch Grafik) sicherte der Kaiser seine Unterstützung des Wiederaufbaus zu, weil sich die Freistädter bereit erklärt hatten, die Häuser in „innsbruckerischer Bauweise“ mit hohen Brandschutzmauern wieder aufführen zu lassen. 1516 brannte es schon wieder in Freistadt. Wieder waren die Pfarrkirche und der Kirchturm mit den Glocken schwer betroffen. 1520 war eine Kommission des Kaisers in Freistadt, um die erfolgten Feuerschutzmaßnahmen zu inspizieren: 31 Häuser hatten Zinnen gebaut. Acht weitere hatten Vorbereitungen dazu getroffen. Bei 100 Häusern aber fehlten sie noch.

Die Räte empfahlen dem König, die Fördermaßnahmen noch für etliche Jahre zu verlängern, weil Freistadt die einzige feste Stätte gegen Böhmen sei und dem ganzen Land an dieser Stadt viel gelegen sei.

Der letzte große Ortsbrand in Oberösterreich war der Brand von Schenkenfelden – nahe Freistadt – im Jahr 1951, bei dem die Kirche und dreizehn Häuser betroffen waren. Verschärft wurde die Situation durch die Lage in der sowjetischen Zone und durch die weitgehend noch fehlenden Feuerversicherungen.

Von den Anfängen der Feuerwehr

Linz hatte die erste Freiwillige Feuerwehr in der Habsburger Monarchie – nämlich 1851.

 In der mittelalterlichen Stadt war die Hilfeleistung bei Bränden allgemeine Pflicht der Bewohner. Die Löschtaktik war einfach, mit Feuerhaken wurden Dächer, ja ganze Häuser eingerissen, um eine Brandausbreitung zu verhindern. Die mit Eimern geförderte Wassermenge war für die gewaltigen Brandlasten meist viel zu gering.

Prävention stand im Vordergrund: Der Besitzer eines Hauses, das abbrannte, war zu bestrafen. Spätere Feuerordnungen schrieben die Bereithaltung von einfachen Löschgeräten wie Eimern, Bottichen oder Feuerhaken vor. Ziegeldächer und Brandschutzmauern wurden vorgeschrieben. Doch manche Hausherren täuschten nur mit rot bemalten Schindeln Ziegel vor.

Unter Kaiser Josef II. wurde der gesamte Brandschutz neu geregelt – für Oberösterreich mit 28. Juli 1786. Die Feuerwehren waren ein Resultat der Revolution von 1848. Linz hat den Ruhm, die erste Freiwillige Feuerwehr der gesamten Habsburgermonarchie besessen zu haben. 1851 wurde eine „Feuerwehr für die Stadt Linz“ gegründet, an deren Spitze der spätere Bürgermeister Vinzenz Fink (1856–1861) stand. Fink meinte, „die Kräfte der Linzer Stadtgemeinde würden nicht hinreichen, um ein ‚Korps von Pompiers‘ zu besolden, aber eine Feuerwehr von Freiwilligen, Unbesoldeten kann gebildet werden“. Am 16. Februar 1851 beschlossen 26 Männer die Statuten.

Im Neoabsolutismus erschienen solche Vereine aus Gründen der Staatssicherheit verdächtig. Erst die schrittweise Liberalisierung ab 1860 ermöglichte die Neu- beziehungsweise Wiedergründung von Feuerwehren.

1932 beschloss Linz, eine Berufsfeuerwehr ins Leben zu rufen. Ihr standen 25 Mann mit drei Löschfahrzeugen zur Verfügung. 1938 wurde die Angleichung des oberösterreichischen Feuerwehrwesens an das des Deutschen Reiches durchgeführt. In jeder Gemeinde gab es nun nur noch eine Feuerwehr. Die Berufsfeuerwehren wurden zur Feuerschutzpolizei, die Freiwilligen Feuerwehren zur Hilfspolizeitruppe erklärt. Die Zusammenlegungen wurden nach 1945 wieder rückgängig gemacht, die seinerzeit gebildeten Löschzüge waren wieder selbstständige Feuerwehren.

Ausgelöst durch die Hochwasserkatastrophe 1954, bei der die Feuerwehren Oberösterreichs pausenlos im Einsatz standen, erließ der oberösterreichische Landtag am 15.12.1955 ein Gesetz über den Karastrophenhilfsdienst, aufgrund dessen die Feuerwehren mit der Durchführung des Katastrophenhilfsdienstes betraut wurden.

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