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Das Bierland ob der Enns

19. März 2008, 11:40 Uhr

Wer hierzulande Bier sagt, muss auch Oberösterreich sagen. Denn in keinem anderen Bundesland gibt es so viele Brauereien wie im Land ob der Enns. Dabei ist über die Biertradition bis vor dem 12. Jahrhundert wenig bekannt. Bis dahin dominierten die Weintrinker.

Als bäuerlicher Haustrunk war Bier im Mittelalter in Oberösterreich offenbar weit verbreitet. Dieses „Steinbier“, durch Hineinwerfen glühend heißer Steine in Holzbottiche zum Sieden gebracht, wurde im 19. Jh. noch in Kärnten gebraut. Es schäumte und moussierte wie Champagner und war meist ganz trüb.

Die entscheidenden geschmacklichen Veränderungen begannen im Spätmittelalter, als die Zugabe von Hopfen üblich wurde, der dem Bier den bitteren Geschmack verleiht, und als das Brauen aus dem häuslichen Bereich herausgelöst wurde.

In einem unvollständigen Abgabenverzeichnis des Klosters Mondsee für das ausgehende 12. Jh. steht, dass von 19 Untertanen je eine halbe bis zu einer ganzen „carrada“, d. h. Wagenladung Bier, abzuliefern war. Im Kremsmünsterer Urbar von 1299 sind 145 Bauern mit insgesamt 102 Fudern und 5 Eimern Bierabgaben verzeichnet. Wenn die Mönche das alles getrunken haben, müssten die Bierbäuche ziemlich groß geworden sein.

Im Spätmittelalter setzte mit dem Wechsel von der Stein- zur Kesselbrauerei eine Professionalisierung ein. Das Bier wurde nicht mehr in den bäuerlichen Haushalten, sondern in städtischen, klösterlichen und adeligen Brauhäusern gebraut. Braurechte wurden zu einem umkämpften Privileg, mit dem man viel Geld machen konnte.

Enns: 150 Liter pro Kopf

„Schafzucht, Brauhaus und Teich, machen die böhmischen Herren reich“, sagte man. Das Braugewerbe wurde zu einer Branche, wo der Prozess der Kapitalisierung und Industrialisierung schon um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit einsetzte, also vor etwa 500 Jahren.

Enns und Freistadt scheinen eine besondere Vorreiterrolle gespielt zu haben. 1376 mussten die Ennser bereits ermahnt werden, nicht mehr Bier zu brauen, als man in der Stadt und dem umliegenden Land benötigte. Im späten 14. Jh. sollen es in Enns bereits 150 Liter pro Kopf gewesen sein. Dort gab es damals schon eine Hopfenstraße und in der Stadtmauer ein Hopfentürlein.

In Freistadt durfte jeder Bürger Bier brauen und es ausschenken. Gebraut wurde in einem gemeinsamen Brauhaus der Reihe nach, jeder kam dran. Daraus entwickelten sich Braukommunen. Kommunebrauereien gab es im Mühlviertel in großer Zahl. Auch das Linzer Brauhaus war so eine.

Die Städte hatten Bannmeilen, innerhalb derer nur ihr Bier ausgeschenkt werden durfte. Die Grundherrschaften außerhalb der Städte versuchten, den Städtern ihre Privilegien streitig zu machen, da sie sich davon mehr Einnahmen erhofften.

In Linz wurde erst 1637 mit der Errichtung eines Brauhauses begonnen und 1638 der Braubetrieb aufgenommen, trotz heftiger Proteste der Stände. In weiterer Folge wurde das Brauhaus mehrmals vergrößert, vor allem 1719. Erwähnt wurde damals schon die Qualität des Märzenkellers, während die übrigen Keller des an der Donaulände gelegenen Brauhauses nur mittelmäßig waren. In Linz durfte eine Meile rund um die damalige Burgfriedensgrenze neben Bier aus dem Stadtbrauhaus auch Bier aus 26 herrschaftlichen und klösterlichen Brauereien abgezapft werden.

Bier setzte dem Wein zu

Auffallend ist, dass gerade im oberösterreichischen Weinbaugürtel, den es um 1700 noch gab, die Brauhäuser rasch mehr wurden: etwa Aschach (Graf Harrach), Auhof (Schallenberg), Hagen (Kronpichl), Steyregg (Weißenwolff), Hartheim (Khufstein), Luftenberg (Schallenberg), Ottensheim (Stift St. Florian) oder Pulgarn (Jesuiten).

Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts war der Bierverbrauch stark steigend und beeinträchtigte den Weinabsatz immer mehr. Die möglichen Gründe: geschmackliche Verbesserungen, die Klimaverschlechterung, die den Wein verteuerte, steuerliche Vorteile für das Bier und neue Konsumvorlieben.

Mit dem Lagerbier des Anton Dreher seit den 1830er-Jahren und der Verbreitung des Pilsener Bieres gegen Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts fand eine Revolution statt. Bier wurde besser und billiger. Der technische Fortschritt im Brauereiwesen ging im 19. Jh. sehr rasch vor sich. Bier wurde zum Modegetränk. In den Brauereien setzte ein starker Konzentrationsprozess ein.

Linz wurde zum Zentrum der Konzentration im Brauwesen: 1869 wurde das Linzer Stadtbrauhaus an die aus Olmütz stammenden Brüder Jacob und Filipp Hatschek aus einer Hopfenhändler- und Brauerfamilie verkauft. Sie waren 1866 wegen der Kriegsbedrohung nach Linz übersiedelt. In der Kapuzinerstraße wurde 1878 ein neues Brauhaus eröffnet. 1892 erfolgte die Umwandlung des Stadtbrauhauses in die „Linzer Aktienbrauerei und Malzfabrik“.

Jacob Hatscheks Sohn Ludwig, zur Nachfolge bestimmt, trat allerdings aus dem Unternehmen aus und begann die Erzeugung von Asbestwaren. Mit der Entwicklung des Asbestzements (Eternit) um 1900 hatte er sich ein neues Standbein geschaffen.

Neue Phase der Bierkultur

Der Konzentrationsprozess der Brauwirtschaft ist inzwischen an einem Endpunkt angelangt. Neue Abnehmerkreise lassen sich nur noch mit Spezialangeboten erschließen. Frauen sind ein Hoffnungsmarkt. Das Flaschenbier hat seinen Zenit überschritten, das Dosenbier sich nie wirklich etabliert.

Die Wirte führen wieder mehrere verschiedene Sorten Bier, möglichst vom Fass. Der Beislboom eröffnet für Spezialitäten, innovative Kleinbetriebe und Gasthausbrauereien neue Marktchancen. Eine neue Phase der Bierkultur abseits der Dosen- und Flaschenflut zeichnet sich ab.

Bierpreise im Wandel der Zeit

1948 (1 Liter): 2 Schilling

1958 (1 Liter): 5 Schilling

1968 (1/2 Liter): 3,55 Schilling

1978 (1/2 Liter): 5,55 Schilling

1988 (1/2 Liter): 7,50 Schilling

2008 (1/2 Liter): 0,90 Euro

(Durchschnittlicher Bierpreis im Einzelhandel bzw. Supermarkt, Quelle Statistik Austria)

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