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„Fuchs war armselig und genial“

Von Von Helmut Atteneder, 03. Dezember 2008, 00:00 Uhr

GRAZ. Am 3. Dezember 1993, um 11.05 Uhr, explodierte in den Händen von Pfarrer August Janisch ein Brief. Das erste Opfer von Franz Fuchs 15 Jahre später im Interview.

OÖN: Welche Erinnerungen haben Sie an den 3. Dezember 1993?

Janisch: Dieser Tag ist ein Stück meiner Lebensgeschichte. Ich kam von einem Termin mit Kosovo-Albanern um 11.05 Uhr in mein Büro im Hartberger Pfarrhof. Meine Köchin sagte: Die Post liegt schon am Schreibtisch.

OÖN: Wo lag die Briefbombe?

Janisch: Ganz oben. Es war ein dicker Brief. Ich dachte, das seien Dokumente. Ich nahm den Brieföffner in die rechte Hand, mit der linken hielt ich den Brief. Dann ist die Sache in die Luft geflogen.

OÖN: Und dann?

Janisch: Die linke Hand hat stark geblutet, auch das Gesicht. Die Brille war kaputt. Ich hatte viel Glück. Ein kleiner Teil des Daumenknochens war weggesprengt, ein paar Tage später wurde Haut transplantiert. Heute sieht man kaum mehr etwas.

OÖN: Wie hat Ihre Umgebung reagiert?

Janisch: Die einen sagten: Herr Pfarrer, du sollst dich mit deiner Ausländer-Hilfe nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Andere waren stolz auf mich.

OÖN: Haben Sie je mit Franz Fuchs gesprochen?

Janisch: Ich habe es zwei Mal versucht, er hat beide Male abgelehnt. Für meine Psyche wäre das Gespräch nicht notwendig gewesen, denn ich hatte nie Albträume wegen der Sache. Ihm hätte ein Gespräch gut getan. Aber er war auch im Gefängnis ein Eigenbrötler. Marschierte allein im Hof, empfing nicht einmal seine Eltern.

OÖN: Was empfinden Sie für Franz Fuchs?

Janisch: Mitleid. Er war ein armseliger Mensch, ein Unglücklicher, den die Gemeinschaft nicht gebraucht hat, aber auch ein genialer, der Universitätsprofessor hätte sein können. Fuchs war ein Einzeltäter. Sein Selbstmord war eine fast logische Folge.

OÖN: Wie wichtig war es für Sie, dass Franz Fuchs erwischt wurde?

Janisch: Es war eine große Erleichterung, dass es ein Mensch war und keine große politische Kraft.

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