Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Matthias Walkner: "Ich glaube, dass ich nicht so der arg wilde Hund bin"

Von Christoph Zöpfl, 31. Dezember 2014, 00:04 Uhr
"Ich glaube, dass ich nicht so der arg wilde Hund bin"
Ganz auf der Höhe: Auf dem Kitzsteinhorn tankte Walkner beim Höhentraining viel Kondition, die er auf der rund 9000 Kilometer langen Rallye Dakar brauchen wird.

KAPRUN. Der wüste Sohn: Dakar-Starter Matthias Walkner über das Restrisiko, seine wilde Schwester und Marcel Hirschers harten Job.

Ab Sonntag ist er auf seiner KTM 450 bei der Rallye Dakar auf Achse. Beim Gipfelgespräch auf dem Kitzsteinhorn wird deutlich, warum Matthias Walkner nicht übertreibt, wenn er dieses Rennen als das größte Abenteuer seines Lebens bezeichnet.

 

Deine* Schwester Eva stürzt sich in der Freeski-Szene die ärgsten Steilhänge hinunter, und du fährst jetzt die Dakar. Wie gehen deine Eltern damit um, dass ihre Kinder so wilde Sachen machen?

Matthias Walkner: Meine Mama hat mir schon gesagt, dass sie jetzt jeden Tag auf d'Nacht für mich betet. Der Papa sitzt selber ganz gern auf dem Motorrad und meint halt, dass ich aufpassen soll. Klar ist das, was wir machen, gefährlich, aber die Eltern können das halt nicht ändern. Aber sie vertrauen darauf, dass wir vernünftig sind.

Ist dieses Vertrauen gerechtfertigt?

Ja, schon. Ich bereite mich sehr genau auf meine Rennen vor und auch meine Schwester ist ja keine Wahnsinnige. Die hat alle möglichen Lawinen-Ausbildungen. Dass natürlich überall ein gewisses Restrisiko im Spiel ist, wissen wir alle.

Hast du dich als kleines Kind auch nicht einbremsen lassen?

Eher nicht. Ich finde es auch nicht gut, wenn Eltern Kinder am liebsten in Watte einpacken würden. Ein Kind soll schon auch seine eigenen Erfahrungen machen können – natürlich alles in einem gewissen Rahmen.

Wie viel Draufgängertum braucht es bei einer Dakar-Rallye? Kann man sich es da überhaupt leisten, vorsichtig zu sein?

Ich glaube, dass ich nicht so der arg wilde Hund bin. Da ist meine Schwester sicher ärger und mit Abstand die Wildeste in unserer Familie. Teilweise hab' ich beim Motocross vielleicht zu wenig riskiert, was langfristig betrachtet auch nicht so verkehrt war. Bein Rallye-Fahren ist es halt so, dass du immer auf dein Road-Book aufpassen musst. Wenn du da einmal die Orientierung verlierst, wird es echt gefährlich.

Du sprichst jetzt aus Erfahrung, oder?

Ja, bei der Marokko-Rallye hab' ich drei, vier Leute überholt und dabei eine im Roadbook eingezeichnete Gefahrenstelle übersehen. Ich hab' eine Maß'n gehabt, dass ich so schnell dran war, dass ich über das Loch d'rübergesprungen bin. Im ersten Moment hab' ich mir gedacht, das war jetzt cool und die werden sich denken, dass ich ein wilder Hund bin. Mit Abstand betrachtet muss ich sagen, das hätte g'scheit blöd ausgehen können. Im Endeffekt war es mir eine Lehre.

Wie wichtig ist dir die Platzierung bei deiner ersten Dakar?

Ich weiß, dass ich sicher so ein guter Motorrad-Fahrer bin, wie die ersten fünf, zehn Leute. Bei mir fehlt halt die Erfahrung und der Umgang mit dem Roadbook. Wenn das alles gut passt, dann sollte ich gut dabei sein, wenn nicht, ist das auch nicht so tragisch. Wichtig ist, dass ich keinen Rettungshubschrauber von innen sehe und ins Ziel komme.

Die Dakar kann eigentlich nur ein Langzeitprojekt sein, um den Rückstand in Sachen Erfahrung aufzuholen. Weißt du schon, wie oft du dabei sein wirst?

Für KTM und mich ist es ein längerfristiges Projekt, aber ich habe schon vorher allen fairerweise gesagt, wenn ich bei der Dakar dreimal am Tag denke, "bist du deppert, das ist zu viel Risiko, das kann nicht gut gehen", dann werde ich kein zweites Mal starten.

Viele träumen davon, in einem Werksteam die Dakar zu fahren. Du würdest so eine Chance auf Ruhm um Ehre wirklich sausen lassen?

Ja, wenn ich das Gefühl hab', das pack' ich nicht. Ich will mich ja nicht umbringen. Was hab' ich von Ruhm und Ehre, wenn ich mich schwer verletze? Da ist es jedem nach zwei, drei Jahren scheißegal, dass ich einmal bei der Dakar vorne gewesen bin. Das Sportlerleben ist – wenn es lange dauert – ein Viertel deines ganzen Lebens. Es gibt ein Nachher auch noch ...

Geht es dir eigentlich auf den Keks, dass du oft nicht als Motorsportler wahrgenommen wirst, sondern als enger Freund von Marcel Hirscher?

Jein. Das mit dem Marcel ist echt eine lange Freundschaft, und ich bin der Letzte, der sich in seinem Ruhm suhlen möchte. Du wirst auch kaum ein Selfie mit mir und Marcel finden. Wenn ich in jedem Artikel als Hirscher-Freund bezeichnet werde, dann geht mir das schon gegen den Strich. Wenn es die Journalisten so wenig interessiert, was ich mache, dann sollen sie halt gar nichts schreiben.

Würdest du gerne mit Marcel Hirscher tauschen?

Da gibt es wenige, die das nicht gerne tun würden. Was aber viele Leute vergessen, ist, dass Marcel extrem viel für seinen Erfolg getan hat. Was der alles dem Sport unterordnen muss, weiß niemand. Sein ganzer Tagesablauf ist durchstrukturiert, er muss auf viel verzichten. Er zahlt eine extrem hohen Preis für seinen Erfolg.

Warum hast du eigentlich deine Ski-Karriere beendet? Du warst im Nachwuchs schneller als der Marcel ...

Ja, aber nur weil er um drei Jahre jünger ist. Meine Eltern haben es mich entscheiden lassen, ob ich in die Skihauptschule gehe oder nicht. Ich wollte lieber daheim bleiben, auch weil meine Schwester, die in der Skihauptschule war, so oft Heimweh gehabt hat.

Gab es Momente, wo du es bereut hast, mit dem Skisport aufgehört zu haben?

Nein, eigentlich nicht. Hätte ich einen Garantieschein gehabt, dass ich ab 18 im Weltcup fahr', dann wär es natürlich lässig gewesen,weiter zu machen. Aber so eine Garantie gibt es nicht. Es bleiben so viele Talente auf dem Weg zur Spitze liegen oder kommen nach Verletzungen nicht mehr zurück – dem Skirennsport weine ich keine Träne nach. Jetzt kann ich machen, was mir am meisten Spaß macht, und ich kann davon leben.

Hat Matthias Walkner ein sportliches Lebensziel?

Es wär extrem cool, so eine Dakar-Trophäe einmal daheim stehen zu haben.

So eine gibt es aber nur für die ersten drei.

Genau, du sagst es.

*im Gipfelgespräch sind wir mit unserem Interview-Partner per Du.

 

Zur Person

Matthias Walkner (28) aus Kuchl (Salzburg) ist seit zehn Jahren Testfahrer für KTM. Seinen größten Erfolge als Motocrosser feierte er 2012, als er Weltmeister in der MX3-Klasse wurde.

Seine Schwester Eva (35) ist Freeride-Profi, sein Bruder Gerald (36) half früher als Mechaniker und Manager. Der Gmundner Unternehmer Wolfgang Hillinger ist Walkners Mentor.

 

Das Horn und die Hornochsen

Das Gipfelgespräch mit Matthias Walkner fand Mitte Dezember statt. Das heißt, im Tal war noch Frühling. Oben, auf dem Kitzsteinhorn, hatte der Salzburger sein Trainingslager aufgeschlagen, damit war unser Tourenziel klar.
Dass aufgrund des Schneemangels täglich die Massen das Kitzsteinhorn stürmten, ließ jene Menschen, die von der Langwiedboden-Station auf Tourenski aufwärts stapften, wie Hornochsen ausschauen. Wir keuchten am Pistenrand wie Geisterfahrer gegen die Fahrtrichtung Tausender Skifahrer den Berg hinauf.

Immerhin: Auf dem Kitzsteinhorn sind Tourengeher willkommen (es gibt eigene, beschilderte Routen), außerdem war das Wetter schön. Weiter oben, im Bereich des Maurerkogels auf rund 3000 Meter, hat man die Pistenfahrer dann endlich abgeschüttelt.

Walkners Höhencamp befand sich im Bundessportheim Kitzsteinhorn, einem empfehlenswerten Basislager für sportliche Aktivitäten. Täglich absolvierte er mit Freunden ein hartes Trainingsprogramm. Konditionell wird Walkner bei der Rallye Dakar auf der Höhe sein.

 

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen