Das leere Nest - was jetzt?
Paarberater sind mit vielen Fragen rund um die Beziehung konfrontiert. Für die OÖN-Serie "Paare, wie sie lieben, wie sie leben" beantworten die Expertinnen und Experten von "beziehungleben.at", der Ehe- und Familienberatung der Diözese Linz, die wichtigsten Fragen aus der Praxis.
Frage: Die Kinder sind jetzt aus dem Haus und wir wissen gar nicht mehr, was wir miteinander reden sollen. Ist das normal?
Gerlinde Poimer: Alltag und Erziehungsaufgaben nehmen Eltern oft so in Anspruch, dass sie auf die Paarbeziehung ganz vergessen. Manche Paare haben aufgrund der Überlastungen auf "Funktionsmodus" geschaltet, das heißt, es wird nur das kommuniziert, was für das Bewältigen des Familienalltags nötig ist. Die Anliegen auf der Paarebene werden nicht mehr wahrgenommen. Das ist eine sehr sensible Phase in der Paargeschichte, in der es häufig zu Trennungen kommt. Wenn die Kinder flügge werden, bekommen Eltern aber auch die Chance, ihre Paarbeziehung neu zu entdecken. Sie müssen wieder lernen, dem inneren Monolog Ausdruck zu geben und über das zu sprechen, was sie bewegt. In dieser Nach-Kinder-Phase ist wieder mehr Raum für eigene Wünsche, Träume und Lebensvisionen. Erzählen Sie einander und überlegen Sie, was jede/r für sich und Sie gemeinsam davon umsetzen möchten. Auch ein Blick auf die Anfangsphase der Beziehung lohnt sich. Gab es damals Unternehmungen, die bereichernd für Sie waren, die dann im anstrengenden Familienalltag keinen Platz mehr hatten? Eine Möglichkeit wäre, miteinander bewusst den Blick auf all das Gelungene in ihrer schon langjährigen Geschichte zu richten und zu überlegen, wie können Sie Ihren persönlichen "Erntedank" miteinander feiern.
Gerlinde Poimer ist dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberaterin, Trainerin für Paarkommunikation, Erwachsenenbildnerin bei BEZIEHUNGLEBEN Beratung.