Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Oberösterreichs vergessene Olympia-Helden

Von Günther Mayrhofer, 10. Februar 2018, 00:05 Uhr
Oberösterreichs vergessene Olympia-Helden
Franz Fuchsberger gewann mit Österreich Silber bei den Spielen in Berlin. Im Teambild bei den Spielen in Berlin ist er Fünfter von links Bild: OÖN

Kennen Sie den Kainzweg in Linz oder die Alfons-Dorfner-Halle in Lembach? Benannt sind sie nach zwei oberösterreichischen Olympioniken: Dorfner/Kainz paddelten bei den Sommerspielen 1936 in Berlin zu Gold im Kajak.

Bäcker wollte Alfons Dorfner werden. Der österreichische Nationaltrainer versuchte, den "Kraftlackl" für das Boxen zu gewinnen. Doch der gebürtige Lembacher ließ sich zum Paddeln überreden – von Adolf Kainz, der sich auch erst über Umwege in das Kajak setzte. Der gelernte Goldschmied aus Linz, eins von 17 Kindern, war ein vorzüglicher Skiläufer. Aus der erträumten Karriere als Motorrad-Rennfahrer wurde nichts, weshalb er sich mit 26 Jahren beim Arbeiterverein "Donau" zum ersten Mal in das Boot setzte.

Mit großem Vorsprung gewannen sie in Berlin im Kajak-Zweier über 1000 Meter vor dem deutschen Boot. "Wir haben schon vor dem Bewerb gewusst, dass diese beiden unsere gefährlichsten Gegner sein würden. Bis 700 Meter lagen wir gleichauf, haben aber dann im Endspurt klar gewonnen", erzählte der 1982 verstorbene Dorfner.

Oberösterreichs vergessene Olympia-Helden
Lorbeerkränze für Alfons Dorfner und Adolf Kainz nach ihrer Gold-Fahrt in Berlin mit dem Kajak. Bild: OÖN

Als "ganzen Stolz der Linzer" bezeichnete der damalige oberösterreichische Landeshauptmann Heinrich Gleißner die beiden, als er sie bei der Rückkehr mit der gesamten Olympiamannschaft zum Frühstück im Volksgartensaal empfing. Es gab "kalte Platten und nach Wahl auch Kaffee und Wein", wie die "Tagespost", Vorgängerin der OÖN, damals berichtete.

Anfeindung statt Anerkennung

Aus der Anerkennung wurde nach dem zweiten Weltkrieg Anfeindung: Als Folge des Bürgerkriegs 1934 mussten Dorfner/Kainz vom Arbeiterverein "Donau" zu "Schnecke Linz" wechseln, was ihnen genauso übelgenommen wurde wie die Teilnahme an den Spielen in Adolf Hitlers Deutschem Reich. Kainz starb verbittert 1948, Dorfner überlebte 1946 nur knapp eine Trainingsfahrt auf der Donau – ein russischer Besatzungssoldat hatte ihn angeschossen. Heute sind Dorfners Medaille und weitere Trophäen im Heimathaus Lembach ausgestellt, zur Halle ist auch eine Straße nach ihm benannt.

Österreich dominierte die Kajak-Bewerbe in Berlin. Das Duo Viktor Kalisch/Karl Steinhuber kehrte mit Silber heim, hinter einem deutschen Boot. "Die Deitschn! Die ham uns den schlechtesten Startplatz gebn, weils g’wusst ham, mir san für sie die g’fährlichsten", erinnerte sich der 1976 verstobene Kalisch.

Oberösterreichs vergessene Olympia-Helden
Viktor Kalisch Bild: privat

Es wurde alles getan, um Hitler bei seinen Propaganda-Spielen möglichst viele Olympiasieger zu bescheren. 33 wurden es für das Deutsche Reich, die meisten der 49 teilnehmenden Länder. "Dem Sport ist zu allen Zeiten und vor allem von Regierungen aus gutem Grunde immer die größte Bedeutung beigemessen worden", schrieb Thomas Bernhard später in "Die Ursache". "Er unterhält und benebelt und verdummt die Massen, und vor allem Diktaturen wissen, warum sie immer und in jedem Fall für den Sport sind. Wer für den Sport ist, hat die Massen auf seiner Seite."

Oberösterreichs vergessene Olympia-Helden
Viktor Kalisch und Karl Steinhuber, Silbermedaillengewinner im Kajak. Bild: OÖN Archiv

Parkbad-Gutschein als Prämie

Einen Gutschein für einen mehrmaligen Eintritt ins Parkbad bekamen Kalisch/Steinhuber als Prämie für die Silbermedaille. Zeit für das Baden blieb wenig – Schneidermeister Steinhuber trainierte nur in den Morgenstunden und am späten Abend – wenn er sein Geschäft in der Stifterstraße zugesperrt hat. Bis 2000 war er regelmäßig als Vorbild dabei, wenn Oberösterreichs Olympia-Starterinnen und Starter verabschiedet wurden. 2002 starb er im Alter von 96 Jahren.

Schon acht Jahre vor den Spielen in Berlin, 1928 in Amsterdam, hatten der Braunauer Viktor Flessl und der Rieder Leo Losert Medaillen aus dem Wasser gefischt. Im Doppelzweier ruderte das Wiking-Linz-Duo zur Bronzemedaille.

Losert, promovierter Jurist, war auch nach dem zweiten Weltkrieg bei den Olympischen Spielen dabei – 1964 und 1968 als Trainer der Ruderer, darunter sein Sohn Dieter. Leo Losert "erfand" das Höhentraining – danach Standard bei Ausdauersportarten.

Silber für den LASK

An Land waren 1936 sechs Oberösterreicher an den Silbermedaillen im Fußball und im Feldhandball beteiligt. Ein Fotoalbum, ein Olympia-Buch und einen Satz Sonderbriefmarken erhielten Franz Fuchsberger, Karl Wahlmüller (beide SV Urfahr), Josef Kitzmüller (Admira Linz) und Leo Schaffelhofer (LASK) aus der Amateur-Fußball-Nationalmannschaft, die das Finale gegen die als Studenten getarnten Profis der Italiener mit 1:2 verlor. Der Ennser Fuchsberger erzielte das zwischenzeitliche 1:1. Vor dem Anstoß hatte ihn Hitler gefragt: "Was gibt es Neues in Linz?"

Oberösterreichs vergessene Olympia-Helden
Franz Fuchsberger gewann mit Österreich Silber bei den Spielen in Berlin. Bild: OÖN

Nicht einmal eine Medaille bekamen hingegen Franz Berghammer und Siegfried Powolny von der Feldhandball-Sektion des LASK – weil sie im Endspiel gegen Deutschland (6:10) nicht aufgestellt waren.

Nachfolger von Dorfner/Kainz?

82 Jahre später sind neun Athletinnen und Athleten aus Oberösterreich in Pyeongchang dabei. Michael Hayböck holte 2014 in Sotschi Silber mit dem Skispringer-Team. Skifahrer Vincent Kriechmayr zählt neben Skicross-Ex-Weltmeisterin Limbacher und Hayböck zu den heißesten Eisen aus oberösterreichischer Sicht. Ob sie in die Fußstapfen von Dorfner, Kainz und Co. treten können?

 

OÖ-Medaillen

1928 in Amsterdam
Silber: Viktor Flessl/Leo Losert Rudern Doppelzweier

1936 in Berlin
Gold: Alfons Dorfner/Adolf Kainz Kajak Doppel 1000 m
Silber: Viktor Kalisch/Karl Steinhuber Kajak Doppel 10.000 m
Silber: Fußball mit Franz Fuchsberger, Karl Wahlmüller, Josef Kitzmüller und Leo Schaffelhofer
Silber: Handball mit Franz Berghammer und Siegfried Powolny

 

Zeittafel: Die Olympischen Spiele der Neuzeit

Seit 1896 werden wieder Olympische Spiele ausgetragen. Der Hintergrund war freilich militärischer Natur. Der französische Pädagoge Pierre de Coubertin sah den Grund der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 in der mangelnden körperlichen Ertüchtigung. Olympische Winterspiele werden seit 1924 ausgetragen. Auch wenn sie damals nicht olympisch waren ... (wm, beli)

Sommerspiele

Antwerpen (Belgien) 1920 - Die ersten Spiele nach dem Krieg: Wegen ihrer Rolle im 1. Weltkrieg waren Österreich, Deutschland, Ungarn, Bulgarien, und die Türkei ausgeschlossen. Die Olympische Flagge mit den fünf Ringen und der olympische Eid feierten Premiere. Mit Eiskunstlauf und erstmals Eishockey gab es auch Wintersport. Zwischen 1912 und 1948 wurden Medaillen für künstlerische Leistungen (z. B. Dichtung, Architektur) vergeben. Den Bewerb im Tauziehen gewann das Vereinigte Königreich.

Paris (Frankreich) 1924 - Österreich wieder dabei: Während die Deutschen nach wie vor verbannt waren, errangen österreichische Athleten vier Medaillen – alle im Gewichtheben. Vor der Brust des finnischen Wunderläufers Paavo Nurmi baumelten fünf Goldene, US-Schwimmer Johnny Weissmüller, später als Tarzan-Darsteller im Kino weltberühmt geworden, erkraulte drei Mal Gold. „Schneller, höher, weiter“, erdacht vom französischen Pater Henri Didon, wurde als olympisches Motto eingeführt. Im Turnen wurde auch der Bewerb Tauhangeln ausgetragen.

Amsterdam (Niederlande) 1928 - Erstes Olympisches Feuer entfacht: Ein Sportfest mit Premieren: Das olympische Feuer wurde entzündet, Tauben stiegen auf, die griechischen Athleten marschierten zur Eröffnung als Erste ein, das Team des Gastgeberlandes bildete das Schlusslicht – und Deutschland durfte seit Ende des 1. Weltkriegs erstmals wieder teilnehmen. Der Wiener Ruderer und Bildhauer Edwin Grienauer holte Gold im Kunstwettbewerb „Medaillen & Plaketten“.

Los Angeles (USA) 1932 - Im Zeichen der Krise: Wegen der Weltwirtschaftskrise kamen nur halb so viele Aktive (1332) wie vier Jahre davor zu den Spielen in die Stadt der Engel, da sich viele Teams die Reisekosten nicht leisten konnten. Erstmals wurde ein olympisches Dorf mit 550 Häusern für die männlichen Sportler errichtet – die Frauen wurden in Luxushotels einquartiert. Zum ersten und einzigen Mal wurde Fußball gestrichen.

Berlin (Deutsches Reich) 1936 - Hitlers Propaganda-Show: Die Nazis missbrauchten die Spiele, um ihr Regime in ein positives Licht zu rücken. Erstmals wurde das olympische Feuer in einem Fackellauf vom griechischen Olympia bis zum Austragungsort gebracht. Auch das Abspielen der Nationalhymnen der Sieger war neu. US-Leichtathlet Jesse Owens gewann in vier Disziplinen, der Wiener Kutschera den Kunstbewerb Architektur.

Winterspiele

Chamonix (Frankreich) 1924 - Rückwirkend Olympisch: Als Internationale Wintersportwoche in sieben Sportarten ausgetragen, wurden diese Wettkämpfe erst zwei Jahre danach rückwirkend zu den I. Olympischen Winterspielen erklärt. Frauen traten ausschließlich im Eiskunstlauf an, drei Wiener – Herma Szabó (Damen), Helene Engelmann und Alfred Berger (Paare) – holten Gold. Erstmals wurde ein Ehrenpreis für Alpinismus vergeben, diese Auszeichnung erhielten die Teilnehmer der britischen Mount-Everest-Expedition von 1922.

St. Moritz (Schweiz) 1928 - Im Föhn zerrinnen Bewerbe: Aus geografischen Gründen verzichteten die Niederlande auf das damals geltende Recht, neben den Sommer- auch die Winterspiele auszutragen. Das einspringende St. Moritz hatte mit ungewöhnlich warmem Wetter zu kämpfen. Föhn trieb die Temperaturen am 14. Februar auf 25 Grad, der 50-Kilometer-Langlauf und der 10.000-Meter-Eisschnelllauf mussten abgebrochen werden.

Lake Placid (USA) 1932 - Die Erfindung des Stockerls: Die weltweiten finanziellen Probleme ließen die Zahl der Teilnehmer auf 252 schrumpfen, die sich in fünf Sportarten (Eishockey, Eisschnelllauf, Eiskunstlauf, Ski nordisch, Bob) maßen. Die Kür des Wiener Eiskunstläufers Karl Schäfer wurde mit Gold gekrönt. Als Demonstrationsbewerbe wurden u.a. Curling und Hundeschlittenrennen eingeführt. Neu war das dreistufige Siegerpodest.

Garmisch-Partenkirchen (Deutsches Reich) 1936 - Zu professionelles Österreich
Für die Zeit der Spiele wurden die im Ort angebrachten Schilder mit der Aufschrift „Juden kein Zutritt“ entfernt. Zum ersten Mal wurden alpine Skirennen gefahren. Weil das IOC Skilehrer als Profis nicht zuließ, boykottierte Österreich die Herren-Bewerbe, bei denen ursprünglich Heinrich Harrer in der Kombination hätte starten sollen. Schäfer wiederholt sein Gold.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

mehr aus Olympia 2018

Aus für Olympia 2026 in Graz

Olympia 2026: Calgary plant Volksabstimmung - Grazer Bürgermeister ist gegen eine

Ihm wurde sein Bein ohne Narkose amputiert

Wann Graz über eine Olympia-Bewerbung abstimmt

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen