Johannes Dürr: Sein Spiel ist aus
Langläufer Johannes Dürr stolpert in Sotschi über eine Doping-Kontrolle, Österreichs Spitzen-Funktionäre sind schockiert und greifen hart durch.
Das Bild war an Skurrilität nicht zu überbieten, als OÖC-Präsident Karl Stoß gestern im Österreicher-Haus in Krasnaja Poljana um 9.45 Uhr Ortszeit vor die österreichische Presse trat. Hektisch wurde die sonst immer in den Vordergrund gerückte Sponsoren-Wand mit einer weißen Folie überklebt, damit die Förderer nicht ins Bild der TV-Kameras rücken. Genau hier, wo ein paar Stunden zuvor eine rauschende rotweißrote Medaillenparty (fünf Medaillen wurden bis fünf Uhr gefeiert) über die Bühne ging, sprach Stoß nun von "einem schwarzen Sonntag". Langläufer Johannes Dürr, der als einer der Favoriten beim abschließenden 50-km-Langlaufrennen gehandelt wurde, war des EPO-Dopings überführt worden. Noch in der Nacht wurde der 26-jährige Niederösterreicher, der Vater eines einjährigen Kindes ist und in Antholz seine Zelte aufgeschlagen hat, aus dem OÖC-Team und später vom ÖSV ausgeschlossen.
Es ist ein weiteres Kapitel in der unrühmlichen Geschichte des österreichischen Langlaufsports. 2002 in Salt Lake City war der Blutbeutelskandal ein Thema. Vier Jahre später machte die Razzia im Quartier der Langläufer und Biathleten in Turin sowie die spektakuläre Flucht des damaligen Trainers Walter Maier Schlagzeilen.
Dürr galt als Hoffnungsträger im ÖSV-Team. Um ihn sollte eine Mannschaft aufgebaut werden – mit dem Ziel, dass Rotweißrot bei einer möglichen Heim-WM (Seefeld hat sich für 2019 beworben) eine starke Staffel stellt. "Ich möchte den Österreichern zeigen, dass Langlauf nicht gleich Doping ist", sagte Dürr. Doch in der Nacht auf Sonntag wurde das OÖC vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) von der positiven Probe informiert.
Während Mario Matt und Co. feierten, fuhr ÖOC-Ärzteteam-Leiter Wolfgang Schobersberger kurz nach Mitternacht ins Athletendorf zu Dürr. Laut OÖC-Präsident Stoss habe dieser seine Verfehlung sofort zugegeben. Der Sportler wurde aus dem Team ausgeschlossen und nach Hause geschickt. Auf dem Flughafen gestand Dürr wie einst der gefallene Radheld Bernhard Kohl mit Tränen in den Augen, dass er zu unerlaubten Mitteln gegriffen habe: "Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die mir geholfen haben. Und ich hoffe, dass mir meine Familie und meine Frau verzeiht." Laut ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel habe Dürr zugegeben, seit sechs Monaten zu unerlaubten Mitteln zu greifen.
Die Enttäuschung innerhalb der Mannschaft war riesig. ÖSV-Sportdirektor Markus Gandler nahm mit Tränen in den Augen die Worte "Schurke" und "Betrüger" in den Mund: "Wir haben uns den Arsch aufgerissen für den Hund, und dann wirst du so betrogen." Schröcksnadel sagte, dass er überlege, "die Langläufer aus dem Skiverband auszuschließen".
Kurios: Erst vor wenigen Tagen hatten Gandler und Schröcksnadel von einem italienischen Gericht die Verständigung bekommen, dass die Vorfälle von Turin 2006 abgeschlossen seien. Gandler: "Da bekomme ich ein Schreiben mit lauter Freisprüchen. Und jetzt das." Der neuerliche Schaden für den heimischen Langlaufsport – er ist noch nicht absehbar.
26 Dopingfälle gab es in der Geschichte der Olympischen Winterspiele, neun Mal flogen Österreicher auf: Achim Walcher, Marc Mayer (Langlauf, 2002), Wolfgang Perner, Wolfgang Rottmann (Biathlon), Roland Diethard, Johannes Eder, Jürgen Pinter, Martin Tauber (Langlauf, 2006).
2631 Doping-Kontrollen wurden bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi durchgeführt.
6 Dopingsünder wurden in Sotschi erwischt: Neben Österreichers Langläufer Johannes Dürr konnte Evi Sachenbacher-Stehle (D/Biathlon), Vitalijs Pavlovs (Lat/Eishockey), William Frullani (Ita/Bob), Marina Lisogor (Ukr/Langlauf) und Nicklas Bäckström (Swe/Eishockey) die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen werden.
Zitiert
"Ein Paukenschlag, der uns wie eine Keule getroffen hat. Wir sind zutiefst erschüttert. Diese Betrügereien hätten wir nie in unseren Reihen erwartet.“
Karl Stoss, ÖOC-Präsident
"Das ist nicht irgendwas, das ist schwerstes Doping. Das gehört verurteilt bis zum Letzten.“
Markus Gandler, ÖSV-Sportdirektor
"Wenn man mit den Langläufern nur Probleme hat, muss man überlegen, wie weit die noch gefördert werden.“
Peter Schröcksnadel, ÖSV-Präsident
"Es bleibt mir nichts anderes über, als mich bei allen zu entschuldigen, bei meiner Familie, bei meiner Frau. Ich bin auf der anderen Seite froh, dass das ein Ende hat.“
Johannes Dürr, Dopingsünder
"Es ist schade, dass Athleten immer wieder den gleichen Fehler machen und Abkürzungen nehmen. Diese Leistungsexplosionen von jungen Athleten in Ausdauerdisziplinen sind halt doch immer mit einem Beigeschmack versehen. “
Stefan Matschiner, Ex-Dopingdealer
Wenn die Herren Schröcksnadel und Gandler ihre Verantwortung ernst nehmen würden, so wäre deren Rücktritt die einzig richtige Antwort. Der Rundumschlag mit solchen Bezeichnungen zeigt nur von deren mangelnder Kompetenz.
überlegt, die Langläufer aus dem Skiverband auszuschließen.
Schon diese Überlegung ist extrem ungerecht oder bedeutet, dass es besser für den Herrn Schröcksnadel sein könnte, sich mit einem Mittel zu dopen, das vor Senilität schützt.
kennt sich doch gar nicht aus. Wer an seine Aussage bei den Bordern kennt, dann muss man schön sagen, dass ein Wechsel in die Pension von diesem verdienten Mann für alle super wäre.
Nur ungeschickte, die werden dann erwischt.
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überbewertet wird und sich schon fast alles nur noch um s Geld dreht.....
von den schmalen Broten und den großen Spielen gehört?
Unsere zivile Gesellschaft schafft sich doch ab, denn das Unwichtige wird aufgeblasen bis zum Gehtnichtmehr und das wirklich Wichtige wird ganz klein gemacht und gehalten!
Hier regiert doch die Wirtschaft und die Rendite, da tut die sportliche Abwechslung ja mehr als not!
Das Einzige was uns noch retten könnte, wäre Bildung, Bildung und nochmals Bildung, aber gerade das wird vorrangig zerstört...wann ist eigentlich das nächste gemeinschaftliche mediale Madenfressen angesagt?
...die tägliche gehirnwäsche in den massenmedien im auftrag der politik funktioniert doch blendend. (presseförderung). ein skandal wird durch den nächsten skandal zugedeckt. wer mit der muttermilch den sozialismus nicht aufgesaugt hat, bekommt ihn dann im pflichtkindergarten, gesamtschule etc. eingedrillt.
Schublade! Ich versteh diese Leute nicht, erst schinden sie sich jahrelang (hoffentlich) "normal", um überhaupt auf ein internationales Level zu kommen und dann machen sie sich das kaputt? Normal ist das bestimmt nicht und zu entschuldigen gibt es da auch schon dreimal nichts, wenn diese Herrschaften sonst ja auch voll geschäftsfähig(!) sind!
Es werden auch genug Steuergelder dort investiert und ein jeder, der sich da unlauter verhält, ist nicht nur kein Sportsmann, sondern auch ein Betrüger, wenn auch ein Winzling im Vergleich zu den anderen staatlichen Gaunern!
Wer ohne Sünde ist werfe den ersten Stein
Sprach schon Jesus und traf damit den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf! Wo sind wir heute angekommen wenn man Menschen als "Hunde" bezeichnet und sie verteufelt als hätten Sie einen Mord oder ein wirklich schlimmes Verbrechen begangen hätten.
Aber wahrscheinlich lenkt man von eigenen Fehlern ab wenn man andere so durch den Dreck zieht.
Wer noch immer glaubt Spitzensport "funktioniere" ohne jegliche Art Doping und nur jene die "erwischt" werden würden durch diverse Mittelchen nachhelfen sollte mal aufwachen.
Gerade jene die jetzt am lautesten schreien und Dürr verteufeln sollten mal vor der eigenen Türe kehren, gell Herr Gandler.
Es hat ja vor Dürr noch nie jemand etwas Anderes als Traubenzucker genommen um seine Leistung zu steigern.
Andere Nationen sind zumindestens so intelligent, dass sie die Athleten national testen und denen Unregelmäßigkeiten berichten, statt sie selbst ans Messer zu liefern.
Beispiele dessen gibt es genug....
Stein auf Verdacht!
Es geht nicht um die Größe des Steines, sondern ums generelle Werfen und Schuldfrei sein..
Ich dachte der heisst Johannes... ich hoffe ihr nicht den selben Fehler in der Printausgabe
Ich bin der Meinung, dass in diesem Sport sehr viele gedopt sind. Allerdings dürfte das Doping in Österreich zu wenig professionell durchgeführt werden. Sonst hätten sie ihn vermutlich nicht erwischt...
wieviele letztendlich übrig bleiben
medailliengewinner ohne doping an den start gegangen sind? im dlf war am der leiter der doping kontrolle zu gast und er gab unverblümt zu, dass sie 75% der neu eingesetzten wirkstoffe beim test nicht erkennen können, da sie entweder bereits vom körper abgebaut und ausgeschieden wurden oder beim screening nicht erkannt werden können. - herr schröcksnadel tut so, als ob "seine" sportler nur durch traubenzucker zur lesitung kämen...
ps: dlf = deutschlandfunk
sind noch immer zu wenig intensiv .....
Aber kein Problem, die 3 Russen über die 50 km gestern waren blitzsauber, mit dem großen Riesen gereinigt.
Das klingt ja nach einem Edelwestern mit Doc Holliday ....
In vier Jahren startet er wieder in Südkorea und holt eine umjubelte Medaille. Na und hatten wir doch schon alles.
...das sie gerade bei ihm nicht draufkommen werden ? Dumm, Naiv oder beides ?