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„Das Fremde zu entfremden: Das ist mein Ziel“

Von Von Gerhild Niedoba, 20. März 2010, 00:04 Uhr
„Das Fremde zu entfremden: Das ist mein Ziel“
Brigita Supukovic (l.) beim Kroatisch-Unterricht mit ihrer Schülerin und Freundin, Gabriele Daniel. Bild: lebe

PERG. Vor 18 Jahren ist Brigita Supukovic vor dem Balkan-Krieg geflüchtet. In Oberösterreich wollte die Kroatin nur vorübergehend Schutz finden – wurde aber sofort als Lehrerin engagiert. Jetzt hilft sie selbst Migranten.

Das Land war damals, im Jahr 1992, im Ausnahmezustand. Panzer und Soldaten bestimmten den Alltag im früheren Jugoslawien – ein „normales“ Leben war nicht mehr möglich.

Brigita Supukovic, damals 26 Jahre alt, hat das einzig Mögliche in dieser Situation gemacht. Sie besorgte für sich und ihre beiden einjährigen Zwillingssöhne Nikola und Tade ein Visum für Deutschland. Nur für ein paar Monate wollten sie dorthin flüchten, um danach, wenn „alles wieder vorbei ist“, in die kroatische Heimat zurückzukehren. Einem Zufall verdankt die heute 44-Jährige, dass dann alles ganz anders gekommen ist.

Zwischenstopp für immer

„Es sollte nur ein kurzer Zwischenstopp werden“, sagt Supukovic. „Wir wollten auf der Fahrt nach Deutschland kurz meine Cousine in Linz besuchen.“ Dort angekommen, hat sich die junge Mutter aber sofort in die Linzer Innenstadt verliebt. „Das Zentrum war dem in Sarajewo sehr ähnlich. Ich war begeistert.“

Und dann ging alles Schlag auf Schlag: Die drei kamen vorerst im Pfarrheim in Katsdorf unter. Zwei Wochen später erhielt die studierte Germanistin überraschenden Besuch. „Der Schulinspektor fragte mich, ob ich nicht als Deutschlehrerin für bosnische und kroatische Kinder arbeiten möchte.“

An die ersten Unterrichtsstunden erinnert sich die 44-Jährige genau. Obwohl die Pädagogin dank ihres Deutsch-Studiums die Sprache bereits gut beherrschte, verstand sie im Lehrerzimmer kein Wort. „Der Dialekt war schlimm für mich“, muss sie heute lachen. Von ihren Kollegen wurde Supukovic aber sofort akzeptiert und geschätzt – auch deshalb, weil sie auf die neue Kollegin angewiesen waren. „Sie freuten sich, dass ich den ausländischen Schülern den Unterricht übersetzen konnte.“

Gab’s Lampenfieber vor dem ersten Einsatz? „Nein“, sagt sie, „darüber hab’ ich gar nicht nachgedacht – sondern nur an den Krieg und meine Familie. Außerdem dachte ich ja, dass es nur eine Übergangszeit hier ist.“ Doch an ein Zurückkehren war nach Kriegsende nicht zu denken. „Alles war zerbombt.“

Gemeinsam mit ihrem Mann baute sich Supukovic in Perg eine neue Existenz auf, jetzt hält sie zusätzlich Kroatisch-Kurse für Erwachsene.

Eine ihrer Schülerinnen ist die gebürtige Linzerin Gabriele Daniel. Die Musikschullehrerin erinnert sich mit einem kleinen Schaudern an das erste Zusammentreffen mit der Lehrerin. „Sie hat eine sehr tiefe Stimme, dazu der dunkle Teint und die schwarzen Haare – das war im ersten Moment schon respekteinflößend“, beschreibt die 48-Jährige ihren „ersten intensiveren Kontakt mit einer Ausländerin“.

Heute weiß die Pergerin, dass sie dieser erste Eindruck getäuscht hat. Längst verbindet die beiden Frauen eine Freundschaft. Dass sich aber viele Österreicher von Vorbehalten gegen „das Fremde“ leiten lassen, weiß Daniel aus ihrer nächsten Umgebung. „Mein Vater ist ihr gegenüber zwar freundlich – verhält sich aber dennoch reserviert. Ich glaube, so geht es vielen Menschen.“

Auch wenn sich ihr Leben ganz anders entwickelt hat als geplant, ist Brigita Supukovic dankbar. „Österreich hat uns eine menschenwürdige Existenz mit Arbeit und dem Schulbesuch für die Kinder ermöglicht hat. Das gab uns Halt und Sicherheit.“

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1  Kommentar
1  Kommentar
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( Kommentare)
am 30.03.2010 00:04

Damals in Sarajevo, Brigita war meine Zimmerkamerad. Als ein paar Jahren alter Germanistikstudent, im Scherz die Rolle der meiner Mutter spielend, sie kümmerte sich um mich, Erstsemesterin. Unvergessliche Zeiten und... "the beginning of a beautiful friendship". Zo, aus eigener Erfahrung:

Brigita ist ein Gewinn für jeden Umgebung!!!

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