„Spuren der Verirrten“: Was schreiben andere über die Linzer Uraufführung?
Wiener Medien wussten mit der Glass/Handke-Oper am wenigsten anzufangen.
Mit der Premiere von Philip Glass‘ „Spuren der Verirrten“ habe „das Landestheater gezeigt, dass es fähig ist, das Neue Musiktheater mit ebenso neuem, auch wirklich funktionierendem Leben zu füllen“, schrieb OÖNachrichten-Musikkritiker Michael Wruss über die Uraufführung dieser Oper als überhaupt erste Produktion im neuen Haus. Die gesamte Kritik war in der Samstag-Ausgabe der OÖNachrichten zu lesen.
Und weiter: „Eine Produktion, die tatsächlich Musiktheater sein will, die alle Sparten des Theaters von Schauspiel über Tanz bis zum Kinderchor miteinbezieht und sowohl szenisch als auch musikalisch ein gewaltiges Kaleidoskop künstlerischen Ausdrucks bietet. Ein Musiktheaterprojekt, das vor allem Regisseur David Pountney gefordert hat. So gibt Peter Handkes Text, den Rainer Mennicken überzeugend in ein Libretto verwandelt hat, keine Handlung vor, sondern ist ein rhythmisch-poetisches Fantasieren über das Leben, das Werden, das Kommen, das Gehen, das Ende...“
Die Meinung der anderen
The Telegraph: Die Menschheit ist verloren und ringsum ist Chaos. „Wo sind wir?“, singen sie auf der finsteren, rot beleuchteten Bühne, wohl wissend, dass sie keine Antwort bekommen werden. Mit „Die Spuren der Verirrten“ zeigt Philip Glass, dass er einer der größten lebenden Komponisten ist und ein Mann für alle musikalischen Jahreszeiten. Dirigent Dennis Russell Davies führt das Bruckner Orchester mit genau jener Autorität und Kraft, die diese Musik verlangt.
Der Standard: Glass schrieb einen trivialen Mix aus simpler Motivik und sich blockhaft verschiebenden rhythmisierten Flächen... Regisseur David Pountney demonstriert dazu in bunten Szenen, was die neue Drehbühne kann und wie viele Darsteller sie fassen kann. Platz war auch fürs diszipliniert spielende Orchester unter Dennis Russell Davies. Schade: Was als erster Höhepunkt gedacht war, produzierte szenisch-musikalische Langeweile.
Kurier: „Man hätte leichter, zugänglicher, konventioneller starten können“, war im Kurier zu lesen. „Man startete aber mutig im neu gebauten Linzer Musiktheater: Als erste Premiere gab es einen großen Befreiungsschlag, der die Operngeschichte eigentlich für beendet erklärt. Und das ist schon originell für ein neues Opernhaus, ein würdiger Start, wenn auch mit Schwächen...
Kleine Zeitung: Gerade in den Massenszenen, in denen sich Solisten, Großchor, Kinderchor, Ballett und Schauspieler zu den fanfarischen Klängen aus dem Graben zu Mysterienprozessionen vereinen, wird das Spiel zur musikalischen Trance. Und wenn zum Finale Orchester und Darsteller wie von Zauberhand die Plätze und Rollen tauschen, zeigt Pountney als Zeremonienmeister, was Oper alles sein kann: Hochamt, Wunder, Weltmaschine.
Wiener Zeitung: "Handkes in Mikroszenen gepresstes Philosophieren über Frieden und Beziehungen wird durch einen kulturhistorischen Abriss von Abraham zu Alice im Wunderland unterfüttert. Hierfür bringt Pountney als David im Wunderland bei seinem Vorzeigeprojekt der neuen Theatermaschinerie alle im Haus tätigen Sparten zum Einsatz – von Tanz bis Schauspiel, von Chören bis zum Bruckner Orchester..."
Das Publikum auf den „Spuren der Verirrten“
OÖN-Umfrage nach der Uraufführung bringt vor allem Zustimmung zur Musik von Philip Glass.
Mit gefällt generell die Musik von Philip Glass – so auch diesmal wieder – sehr gut. Die Inszenierung war großartig. Ich halte es für eine sehr gute Entscheidung, diese Oper zur Eröffnung uraufzuführen, weil es ein Zeichen dafür ist, dass dies eben kein Opernhaus, sondern ein Musiktheater ist.“
Elke Herbsthofer, Zahnärztin, Linz
Die Musik ist super, mit der Inszenierung kann ich nicht so viel anfangen. Das Musiktheater insgesamt ist genial, die Sitze sind spitze, an die Größe muss man sich gewöhnen. Die Darsteller sehen kleiner aus, weil man weiter weg sitzt.“
Peter Burgstaller, Rechtsanwalt, FH-Professor, Linz
Imposant, sehr bunt, Endzeitstimmung. Die Produktion verschafft einen guten Überblick über die gesamte Technik, die sich im Haus befindet. Und zur Musik? Ich mochte vorher schon die Arbeiten von Philip Glass – insofern hat das für mich auch sehr gut gepasst.“
Corinna Antelmann, Schriftstellerin, Drehbuch-Autorin, Linz
Die Musik von Philip Glass finde ich sehr gut, auch die Inszenierung hat mir sehr gut gefallen. Aber der Text ist völlig schräg – und auch die Stimmen des Sängerensembles kommen manchmal schräg und auch ein wenig scharf daher.“
Wolfgang Stütz, Rechtsanwalt, Linz
Die Musik ist wunderbar, die Bühne ist mitunter gewöhnungsbedürftig, die Texte sind verwirrend und beklemmend – alles zusammen trifft die heutige Zeit. Wer sich auf diese Produktion einlässt, vergeudet keine Minute seiner Zeit.“
Michaela Ruß, Direktorin der Kursana-Residenz, Linz
Ich bin wirklich schwer begeistert. Von der Musik von Philip Glass bin ich ohnehin ein Fan, und auch diese Komposition begeistert mich wieder wie damals schon die „Kepler“-Oper. Er ist für dieses Libretto der perfekte Komponist. Die Inszenierung geht gar nicht besser.“
Martin Buchmann, Leonding
haben sich die Verantwortlichen mit einem nochmaligem Kompositionsauftrag (nach Linz 09) an den innigen Freund unseres Dirigenten Phillipp Glass, das merken nicht nur die Wiener, das stört nicht nur mich und eine Menge anderer Leute aus OÖ, das schreibt auch NZZ uva. - dünne Musik, trotz starker Bemühungen vieler Beteiligter ist das - einfach nicht zum Hören - wer will, wer hat noch nicht, noch schlimmer (ohne Video) auf Ö1 7 Tage zum Nachhören - die Oper, die Musik selbst ! Wer sich das antut bzw. das aushält.. hat einen sehr eigenartigen Musikgeschmack ! Meinetwegen manches von Phillipp Glass, wenn´s passt, aber eher nicht für Oper und schon gar nicht diese Oper ! Auch in der nächsten Spielzeit noch am Programm, oje, wer wird sich das antun und was wird uns das kosten und wie uns das frustriert und schlechtes Bild nach außen abgibt !
Spuren der Verirrten ist der treffende Titel für jene Politiker, welche das Jahrhundertprojekt "Theater im Berg" verhindert haben . Jetzt wurde uns ein völlig aus den Fugen geratenes Musiktheater beschert, die Folge-, Betriebs und Erhaltungskosten dürften uns Steuerzahler sicher noch einige Euro kosten.
Und übrigens: die Wiener Kritiker haben dieses Spektakel zurecht nicht wohlwollend aufgenommen. Dem Kommentar von User "Eigentlich" betreffend Regierungspropaganda ist voll beizupflichten.
versteht es ja doch nicht......
Alles was über Biertischgegröle und Carmen Nebel hinausgeht, ist euch doch nicht nahezubringen....
Ergo erübrigt sich die Diskussion mit euch!
Schön daß wir das neue Opernhaus haben, ich freue mich auf viele schönen Stunden dort.
mir fällt zu den ganzen negativen Kommentaren nur ein Zitat ein:
Versuche nie, einem Schwein das Klavierspielen beizubringen. Du verschwendest deine Zeit und verärgerst das Schwein. (Mark Twain)
Mich würde interessieren, wieviele zahlende Zuschauer sich in diese Aufführung "verirrt" haben. Es gibt da einerseits Jubelmeldungen, andererseits kursieren Fotos, die halbleere Sitzreihen zeigen. Jetzt ist die Frage, haben sich diese Reihen bis zur Vorstellung noch gefüllt oder war nichteinmal die Eröffnungsvorstellung "ausverkauft"?
Projekt war das Drüberfahren über eine ganz klar ausgegangene
Volksbefragung mit einer ganz klaren Frage. Die lautete nämlich wortwörtlich:
Soll in Linz ein neues Musiktheater gebaut werden ?
Die Antwort war eindeutig, mehr als 60 % waren dagegen. Im Nachhinein wurde dann behauptet, dass es nur um das Projekt im Berg gegangen sei, was durch die Fragestellung ganz klar widerlegt wird. Wer die Fragestellung überprüfen will, der braucht nur unter RIS und Neues Musiktheater Volksbefragung im Internet nachzusehen. Jedenfalls ist das Ganze ein feines Lehrstück, was manche unter Demokratie verstehen, die handelnden Personen sind ja zur Genüge bekannt.
übrigens ein passender Titel für diesen ganzen Schwachsinn im Zusammenhang mit diesem Wahnsinnsprojekt.....
ist ja alles super wenn es im Zusammenhang mit dem neuen Musiktheater steht.Weil nicht sein kann,was nicht sein darf.Die OÖ:Nachrichten ziehen eine Regierungspropaganda durch die an schlimmste Vorbilder aus einer dunklen Zeit erinnern.Selten ist eine so unverblümte Kampagne einer Zeitung für ein Projekt gemacht worden,das jeder wirtschaftlichen Vernunft Hohn spricht,und außerdem von 60 Prozent der befragten Bevölkerung abgelehnt wurde.Ein einmaliger antidemokratischer Vorgang im rot-schwarzen Machtrausch mit Beteiligung einer abhängigen Presse.
kann man sich zur gänze anschließen ob der abhängigen presse