So liebt Oberösterreich ;-)
Ein frecher und augenzwinkender Blick wie wir lieben.
Vorab möchte ich sagen: Den typischen Oberösterreicher, den gibt’s so nicht. Wenn wir verliebt sind, werden wir eiwendi (sinnlich, gefühlvoll). Und wenn wir nicht mehr so verliebt sind, werden wir gfeanzt (heimtückisch, gemein). Meist lieben wir hinter verschlossenen Türen – un(d)treu. Ein wenig unbeholfen, wertkonservativ, burlesque (leicht bekleidet, nicht alles zeigend).
Auf dem Land lernen wir uns beim Zeltfest kennen und in der Stadt am Arbeitsplatz und – generell – immer öfter online. Wenn dann die Rollläden zu sind, lieben wir den eigenen Partner – manche aus Leidenschaft, andere aus Gewohnheit, einige aus Angst. Wenn der eigene Partner nicht genug ist, gibt’s da ja die nette Kollegin, die wir heimlich unheimlich lieben. Oft rein platonisch, aber – wenn’s geht – real. So wie wir essen, haben wir auch Sex: Deftig, würzig und was Siaßes zum Nachtisch. Wir sind zugeknöpft und wünschen uns nichts sehnlicher, als dass uns endlich jemand das Gewand vom Leib reißt. Die paar Oberösterreicher, die sich das dann trauen, sind entweder so geschickt, dass es niemand merkt – oder verschrien.
Schwule und Lesben haben’s auf dem Land immer noch schwerer als in der Stadt, und wer wissen will, was BDSM bedeutet, fragt besser in Wien nach. Es gibt vier namhafte Swingerclubs in Oberösterreich. Für die ganz argen Fantasien fährt Mann gerne nach Tschechien, München oder Thailand. Frauen jetten lieber mit Freundinnen in den Süden, wo nach dem dritten Sangria-Kübel ein Bisschen was möglich ist. Schade eigentlich, denn – z. B. in Linz – vereint, könnten diese TouristInnen auch in Oberösterreich vü Gaudi haben. So könnte Oberösterreich lieben:
Franz sucht nicht nach der besseren Resi, sondern konzentriert sich auf die, die er zu Hause hat. Das fällt ihm neuerdings leichter, denn Resi hört auf, zu keppeln. Schenkt ihm Aufmerksamkeit und Anerkennung. Erzählt ihm ihre geheimsten Fantasien. Franz verschlägt‘s nur kurz die Rede – weil: Er war ja schon mal in Wien. Nein, die Wiener lieben nicht besser, nur anders. Franz schreibt ihr jetzt wieder öfter – ohne Grund und zwischendurch. Anfangs noch etwas holprig (aber das wird schon, Franz!) Oberösterreich könnte sein volles erotisches Potenzial zur Geltung bringen durch Tempel der Sinnlichkeit, Liebeslauben und ein bisschen mehr Offenheit.
Eines könnten wir uns auch endlich abgewöhnen: Hören wir auf, an Liebesmythen zu glauben! Wie: Männer geben Liebe für Sex, Frauen Sex für Liebe. Denn, vertrauen Sie mir: Resi steht auf guten Sex – und Franz wird so gerne geliebt. Ich liebe Oberösterreich!