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Robert Wagner, der Mann der "alten Schule"

Von Christoph Zöpfl   21.Dezember 2017

Es war vor drei Wochen, als der ehemalige OÖNachrichten-Mitarbeiter, der sich seit dem Ende der 1980er Jahre als Sport-Manager verselbstständigt hat, bei einem Besuch in der OÖN-Redaktion von einem interessanten Filmprojekt erzählte. Er sei als Berater einer Produktion über einen Sprinter vorgesehen, die Geschichte sei spannend und lukrativ. Seit Dienstag weiß man, dass dieses Angebot an den 57-jährigen Scharnsteiner eine Finte von Undercover-Journalisten des englischen "Telegraph" gewesen ist. Wagner hat sich in heimlich mitgefilmten Gesprächen als Doping-Fachmann präsentiert, die gesamte Sprinter-Szene inklusive 100-Meter-Weltmeister Justin Gatlin angepatzt und von österreichischen Vertrauensärzten berichtet, über die er leicht und locker verbotene Treibstoffe organisieren könne. Wagner hat inzwischen verlautbaren lassen, diese Aussagen seien Angebereien und leeres Gerede gewesen. Er wollte die mutmaßlichen Film-Produzenten beeindrucken, um den Auftrag zu bekommen. Szene-Kenner wiederum glauben, dass der Manager und Leichtathletik-Insider im Glauben, dass ein "Off the Records"-Modus aktiviert sei, Klartext gesprochen hat.

Einer dieser Kenner ist der deutsche Journalist Hajo Seppelt, ein vielfach preisgekrönter Aufdecker von unsauberen Praktiken im Umfeld des Hochleistungssports. Seine Filmreihe zur "Geheimsache Doping" hat in den vergangenen Jahren die Sportwelt erschüttert und zuletzt das russische Staatsdoping ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Wenn man Seppelt auf Robert Wagner anspricht, erzählt er gerne eine Anekdote aus dem Jahr 1993. Damals hatte er Kanadas Sprint-Star Ben Johnson im Studio zu Gast, Robert Wagner verfolgte das Interview mit zunehmender Verärgerung im Regieraum. "Ich stellte für seinen Geschmack zu viele Fragen über Doping, Wagner war knapp davor, mit Johnson das Studio zu verlassen", erinnert sich Seppelt. Zwei Wochen nach dem Interview wurde Johnson des Dopings überführt.

Die aktuellen Aussagen Wagners über die gängigen Dopingpraktiken im Umfeld der Leichtathletik hält Seppelt jedenfalls für glaubwürdig. "Die Mentalität im Spitzensport hat sich nicht verändert. Aber man ist raffinierter als früher geworden." Wie weit der Scharnsteiner selbst im Dopingsumpf steckt, möchte Seppelt nicht beurteilen. Sein knapper Kommentar ist aber vielsagend. "Wagner ist ein Mann der alten Schule. Er kennt das Geschäft des Spitzensports aus dem Effeff."

Die aktuelle Affäre löst jetzt einen Dominoeffekt aus. Die Welt-Antidoping-Agentur hat angekündigt, zahlreiche ältere Dopingproben Gatlins mit neuen Methoden zu untersuchen, der Internationale Leichtathletikverband könnte Wagner als Athleten-Manager aus dem Rennen nehmen. Auch das FBI soll Ermittlungen aufgenommen haben. Die Sache mit dem fiktiven Kino-Projekt ist filmreif. Eine Komödie wird’s nicht, und so, wie die Dinge aussehen, spielt Wagner seine Rolle eher auf der dunklen Seite der Macht.

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