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Jugendstil: A schene Leich!

Von Marlis Stubenvoll, 04. Jänner 2011, 00:04 Uhr

Unser Dialekt ist eine schöne Leiche. Seit Jahren wird ihm das endgültige Ableben prophezeit, und doch nehmen wir ihn jeden Tag wieder in den Mund. Mehr noch, seine grabeskalten Finger schreiben wieder Slogans für Tiefkühlgemüse und gewisse Zeitungen, ...

Unser Dialekt ist eine schöne Leiche. Seit Jahren wird ihm das endgültige Ableben prophezeit, und doch nehmen wir ihn jeden Tag wieder in den Mund.

Mehr noch, seine grabeskalten Finger schreiben wieder Slogans für Tiefkühlgemüse und gewisse Zeitungen, Mundart-Gedichte, die über holprige Geburtstags-Gstanzln hinausreichen, und Lieder, die sich schon ein paar Wochen in den österreichischen Charts halten.

Inhaltlich ist zwar ein „Oida Taunz“ von den Trackshittaz seinen englischsprachigen Ohrwurm-Brüdern um nichts voraus, und beide werden mit gleicher Vehemenz in die Ohrgänge der Radio-Opfer gestopft. Aber der Mühlviertler Dialekt ist doch eine nette Verpackung, außerdem teilt er den Vorteil des Englischen, nämlich, dass ihn die meisten nicht unbedingt verstehen müssen, wenn sie nicht wollen.

Der Dialekt wird also langsam wieder als Form der Sprache angesehen, und nicht bloß als Zustand. Ein Zustand ist vielmehr das Abquälen mit dem Standarddeutschen mancher Dialekt-Muttersprachler, wenn zum Beispiel bei „Musi“-Konzerten von „die Lieder, die was als nächster kommen“ eine Ansage gemacht wird.

Nicht dass Standarddeutsch keine Berechtigung hätte – wie sonst sollten wir uns mit unseren deutschen Skiurlaubern verständigen? Außerdem erspare ich Ihnen mit standarddeutscher Schriftsprache viel Rätseln und Stirnrunzeln, weil S‘ net darodn miasn wos i mid meina mundoat moan.

Ein bisschen zu kämpfen habe ich bloß mit der Sinnhaftigkeit einer besonders komplizierten und somit unwahrscheinlich klug klingenden deutschen Wissenschaftssprache. Da bleibe ich lieber bei dem, was mein Sprachwissenschaftsbuch definiert als „primär mündlich gebrauchte Sprachsysteme mit soziologisch niedrigem Rang und räumlich geringer Verbreitung, die diachronisch auf Grund gemeinsamer Herkunft aus einem Protosystem genetisch miteinander verwandt sind und synchronisch in der Schriftsprache als gemeinsames Bezugssystem ihren sprachlichen Deckungsbereich besitzen“.

Kurz und unkompliziert: Mundarten.

Info: Der Leondinger „Sprichcode“ ist der größte Literatur-Wettbewerb für Jugendliche im deutschen Sprachraum. Die OÖNachrichten vergaben diesmal einen Kolumnen-Preis, den Marlis Stubenvoll gewann. Die 19-Jährige maturierte im Stiftsgymnasium Schlierbach, im Herbst hat sie ein Germanistik-Studium begonnen und schreibt alle zwei Wochen in den OÖNachrichten.

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