Eigene Flügel
Man liest es mit Erschaudern und Bedenken. Jeder Zehnte soll sich in der Arbeit unterfordert fühlen. Doch wie beurteilt man „Unterforderung“? Ein Mail an die Frau? Ein kurzes Tratscherl mit dem Kollegen? Ein klares Urteil gibt es nicht.
Man liest es mit Erschaudern und Bedenken. Jeder Zehnte soll sich in der Arbeit unterfordert fühlen. Doch wie beurteilt man „Unterforderung“? Ein Mail an die Frau? Ein kurzes Tratscherl mit dem Kollegen? Ein klares Urteil gibt es nicht. Nur soviel: Nicht jeder, der nicht wie ein Irrer pausenlos durcharbeitet ist notgedrungen „ge-boreoutet“. Und natürlich gibt es zahlenmäßig mehr Burn-out als Boreout-Geplagte.
Wenn das Papierflieger-Basteln allerdings zum Highlight des Arbeitstages wird, sollten die Alarmglocken läuten. In unserer stressgeplagten Gesellschaft zuzugeben, eine Unterforderung oder gar Langeweile zu empfinden, ist eine Herausforderung und braucht Mut. Auch, für einen Chef, der damit bei einem Mitarbeiter konfrontiert ist.
Kann man den Mitarbeiter oder vice-versa den Chef darauf ansprechen? Ich sage: ja. Denn ein Mitarbeiter sollte schließlich auf dem Platz sitzen, wo er die Arbeit bestmöglich machen kann. Dazu muss der eine vom anderen auch wissen, was er kann und zu leisten im Stande ist. Man sollte meinen, das ist nicht zu viel verlangt. Ein Mitarbeitergespräch ist ein Anfang. Denn so kann man mehr erreichen, als nur dem Papier im Büro Flügel zu verleihen.