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Die Sicht der Anderen: Der Besuch einer Ausstellung

Von Christoph Etzlstorfer   29.Juni 2012

Machen wir einen Ausflug und besuchen wir eine Messe. Keine Messe in der Kirche, sondern eine Ausstellung, eine Verkaufsmesse. Der Ort ist nicht wichtig, Ereignisse dieser Art passieren immer wieder. Wir begeben uns dazu in ein großes Veranstaltungsgebäude mit drei Etagen. Die Messe findet in der mittleren Ebene statt, weil dort große Glasflächen einen wunderbaren Blick auf die Stadt bieten und viel Licht hereinlassen.

Die Besucher betreten das Gebäude durch den Haupteingang, steigen über großzügige Treppen ins Obergeschoß und besuchen die Messestände. Von dort kann man über eine Treppe ins oberste Stockwerk oder auch gleich wieder über Stiegen im hinteren Teil des Gebäudes ins Erdgeschoß und dort wieder ins Freie gelangen. Auf dem Weg dorthin kann man noch die Toiletten aufsuchen, die sich in einem Zwischenstock befinden.

Besuchen Sie diese Ausstellung als Rollstuhlfahrer. Sie betreten bzw. berollen das Gebäude durch den Haupteingang und stehen vor Treppen. Gibt es einen Lift? Den gibt es, allerdings ganz versteckt beim Hintereingang. Er ist auch gar nicht als Personenlift konzipiert, sondern wurde in erster Linie für die Küche und den Gastronomiebereich gebaut. Aber er ist da. Also führt der Weg wieder hinaus ins Freie und durch den Hintereingang wieder hinein und mit dem Lift ins Obergeschoß. Beim Schlendern durch die Ausstellung sieht man Hinweistafeln auf einen Vortrag im obersten Stockwerk. Nur wo ist ein Lift? Der, mit dem man ins Obergeschoß gekommen ist, führt nicht weiter hinauf. Nach einigem Fragen findet man freundliches und ortskundiges Personal und gelangt über enge Gänge und verschlossene Türen zu einem weiteren Lift, der für das Restaurant in der obersten Etage gebaut wurde. Auf dem gleichen Weg geht es auch wieder hinunter und mit dem zweiten Lift schließlich bis zum Ausgang. Halt, da war noch etwas, die Toilette. Natürlich gibt es eine barrierefreie Toilette. Sie befindet sich im Mittelteil des Erdgeschoßes, der gesperrt ist, weil man ja die Besucher gleich ins Obergeschoß leitet. Auch hier findet man schließlich den Hausmeister, der die Türen öffnet. Man kommt also überall hin, solange man fragt und ortskundiges Personal findet.

Fazit: Als Rollstuhlfahrer hat man das Gleiche erreicht wie jeder gehende Besucher, allerdings war der Aufwand an Zeit und Energie bedeutend höher. Was passiert mit all denen, die diese Energie nicht aufbringen?

Dr. Christoph Etzlstorfer ist erfolgreicher Rollstuhlsportler, ehemaliger Sportler des Jahres in Oberösterreich und schreibt regelmäßig für die OÖNachrichten.

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