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Das Gefühl, wenn sich Menschen um andere kümmern

Von Christoph Etzlstorfer   08.Februar 2013

Markus G. wird sein Haus umbauen. Es wurde von seinen Eltern in den 60er- Jahren gebaut. Nach dem Tod seines Vaters lebt seine Mutter im ersten Stock, Markus G. mit seiner Frau Gerda und den Söhnen Gregor und Martin im Erdgeschoss. Er arbeitet als Schlosser in einem kleinen Betrieb, und der Umbau wird den Haushaltsplan der Familie arg strapazieren, aber er ist notwendig.

Gregor, der jüngere der beiden Burschen, geht in die zweite Klasse Volksschule. Er ist lernbegierig, manchmal etwas vorlaut. Erst wenn es beim Training im Sportverein anstrengend wird, hört er zu reden auf. Gregor hat eine Besonderheit: Er ist mit dem Rollstuhl unterwegs. Über die Stufen des Elternhauses haben ihn die Eltern bisher getragen, aber Kinder wachsen und werden schwerer. Außerdem möchte er auch alleine aus dem Haus kommen, um in die Schule zu gehen oder Freunde zu treffen. Das wird erst durch einen Treppenlift möglich werden.

Die bessere Alternative, eine Hebebühne, wäre nur mit großen Umbauten am Haus möglich. Der Treppenlift ist zwar langsam, aber man kann ihn an einer normalen Treppe montieren. So weit, so gut. Er kostet 16.000 Euro, und das belastet das Budget der Familie ernorm.

Wenn ich in dieser Kolumne schon über gedankenlose Menschen geschrieben habe und auch noch weiter schreiben werde, so möchte ich dieses Mal ans andere Ende dieser Skala der Eigenschaften von Menschen gehen, zu denen, die sich über andere Gedanken machen und Hilfe anbieten. Ein Unternehmer hat von der Zwangslage der Familie G. gehört. Gemeinsam mit einigen Freunden entwickelt er ein Projekt für eine Benefizaktion, bei der Geld für den Treppenlift gesammelt werden soll. Ein Veranstaltungsort wird gefunden, Sportler zu einer Autogrammstunde eingeladen, Preise für eine Tombola und eine Versteigerung gesammelt. Viele, viele Einladungen werden ausgeschickt, Plakate gedruckt und aufgehängt. Und es gelingt den Veranstaltern dieser Aktion tatsächlich, Menschen zu bewegen, sowohl körperlich als auch emotional. Viele kommen und tragen zum Erfolg der Aktion bei. Mit dem gesammelten Betrag lassen sich die Kosten für den Lift zur Hälfte abdecken. Darüberhinaus vermittelt die Aktion das gute Gefühl, dass Menschen sich sehr wohl um andere kümmern und Zeit und Energie einsetzen, wenn es erforderlich ist. Trotzdem bleibt für Familie G. immer noch eine hohe finanzielle Belastung über, die sie alleine tragen muss.

Dr. Christoph Etzlstorfer ist Behindertensportler und schreibt regelmäßig für die OÖNachrichten.

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28. März 2024