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Lehrerkommunikation in der Krise

Von Von Peter Filzmaier*, 09. März 2009, 00:04 Uhr

Die sich zurücktretende Claudia Schmied gegen die betonierende Lehrergewerkschaft. Nun versuchen alle, ihre Kurven zu kratzen, doch anfangs war auf beiden Seiten Schlammcatchen mit Eigenbeschmutzung angesagt.

Die sich zurücktretende Claudia Schmied gegen die betonierende Lehrergewerkschaft. Nun versuchen alle, ihre Kurven zu kratzen, doch anfangs war auf beiden Seiten Schlammcatchen mit Eigenbeschmutzung angesagt. Boulevardschlagzeilen, Leserbriefe und Stammtischdebatten hatten allerdings eine Gemeinsamkeit: Die Unterrichtsministerin wusste satte Mehrheiten hinter sich, dass Lehrer zwei Stunden mehr unterrichten sollen.

Das ist verblüffend, weil – entgegen der oft von Jammerkultur oder Verfolgungswahn gekennzeichneten Selbsteinschätzung –Lehrer als ehrenwerter und beliebter Berufsstand anerkannt sind. Sowohl europaweit als auch in Österreich haben knapp drei Viertel der Bevölkerung sehr hohes Vertrauen in Lehrer. Besser liegen nur Feuerwehrmänner und Krankenschwestern. Rechtsanwälte, Wissenschaftler und Journalisten etwa rangieren dahinter. Das Politikerimage ist sowieso im Bereich von Faröer-Fußballverlierern und Waffenhändlern.

Steigt man also im Konflikt mit der Ministerin kommunikativ schlecht aus, macht die Lehrergewerkschaft medial jede Menge falsch. Zugegeben sind Lehrer Opfer von klischeehaften Negativkampagnen. Sie hätten 13 Wochen Urlaub im Jahr und würden nur 20 Stunden pro Woche arbeiten. Es ist traurig, extra erklären zu müssen, dass unterrichts- nicht arbeitsfrei bedeutet. Trotzdem sind nicht böse Polit- oder Medienmonster, sondern Lehrer und deren Interessenvertreter an ihrer Misere in der öffentlichen Meinung schuld bzw. agieren zumindest unbedarft.

Ein Meinungsbild zu verstehen, das heißt über den Blickwinkel der Anderen nachzudenken. (Be-)lehrende Gewerkschafter sehen dabei nicht ein, warum manches für viele ein Affront ist. Drei Beispiele dazu: Unkündbare und sogar schulfeste Stellen sind erstens wegen des Schutzes vor politischer Willkür wichtig. Dennoch ist das gegenüber allen, die morgen gekündigt oder wenigstens versetzt werden können, ein riesiges Privileg.

Genauso ist zweitens die freie Zeiteinteilung in der unterrichtsfreien Zeit angenehmer als Schichtdienste an der Werkbank oder Supermarktkassa. Also werden Arbeiter und kleine Angestellte neidvoll auf den Lehrerberuf blicken. Drittens sind Lehrer nicht überbezahlt, wenn es um die Zukunft unserer Kinder geht, verdienen jedoch mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt. Sowohl aus taktischen als auch prinzipiellen Überlegungen muss man das zugeben, bevor – vielleicht zu Recht – gegen Schlechterstellungen gewettert wird. Ansonsten bekommen Lehrergewerkschafter in der Öffentlichkeit stets ihr schlechtes Fett ab.

PS: Das echte Dilemma im Lehrerstreit ist freilich viel tiefer gehend. Es ist eine Grundregel der politischen Kommunikationsarbeit, den Weg nach außen über Medien und öffentliche Meinung nur zu beschreiten, wenn intern alle Gesprächskanäle als hoffnungslos verstopft gelten. Das hat die Ministerin quasi offiziell verkündet, und es wurde von den Lehrergewerkschaftern indirekt bestätigt. Niemand glaubt, dass es beim nächsten Diskussionsfall anders sein wird.

* Der Politologe Peter Filzmaier analysiert in den OÖN einmal wöchentlich das politische Geschehen in Österreich.

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