"Ein Kern-Effekt ist statistisch nachweisbar"
LINZ/WIEN. Meinungsforscher und Politologen sind überzeugt, dass der Kanzler-Wechsel die Präsidentenwahl deutlich beeinflusst hat.
"Wäre Werner Faymann Kanzler geblieben, dann hätte Alexander Van der Bellen die Präsidentenwahl heute Abend verloren", sagte gestern zu später Stunde der Politologe Peter Filzmaier. Da lagen Van der Bellen und der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer beide bei exakt 50,0 Prozent der Stimmen.
Die Aufholjagd Van der Bellens sei durch den Wechsel von Faymann zu Christian Kern kräftig unterstützt worden, glaubt auch Meinungsforscher Peter Hajek: "Der Kern-Effekt ist statistisch nachweisbar." Hajek hat für ATV eine Wahltagsbefragung durchgeführt und parallel dazu auch eine Sonntagsfrage zu den aktuellen Parteipräferenzen. Die SPÖ hat dabei im Vergleich zur Umfrage von Anfang Mai deutlich zugelegt – um acht Prozentpunkte von 18 auf 26 Prozent.
Dieser Stimmungsaufheller für die SPÖ und damit auch für die Bundesregierung hat auch die Verdrossenheit bei den Wählern etwas gedämpft. Sogar ein Drittel der Hofer-Wähler seien laut einer von Filzmaier zitierten Umfrage überzeugt gewesen, dass sich die rote Rochade positiv auf das Land auswirken werde.
Auch in Oberösterreich haben Meinungsforscher in der vergangenen Woche einen Effekt des Regierungswechsels auf die Präsidentenwahl gemessen – offiziell vorhersagen wollte das freilich keiner. Aus Vorsicht, weil man beim ersten Wahlgang doch weit vom tatsächlichen Ergebnis entfernt lag.
Der blaue Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer hatte sich noch am Abend des ersten Wahldurchgangs heftig auf Ex-Kanzler Werner Faymann eingeschossen und auch eine Entlassung des Kanzlers nicht ausgeschlossen.
Die FPÖ lag nach dem ersten Hofburg-Wahlgang in der Umfrage von Peter Hajek schon bei 39 Prozent. In der gestrigen Hajek-Umfrage ist sie auf 34 Prozent gefallen, aber immer noch mit Abstand auf Platz eins. Die ÖVP konnte laut dieser Umfrage leicht zulegen, von 17 auf 18 Prozent.
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