Sieben Schüsse vor den Bug
Den Fußballfans am Steyrer Rennbahnweg wehte am Freitagabend ein kaltes Lüftchen ins Gesicht. Die Rapid Amateure hingegen fegten bei der 1:7-Testspiel-Niederlage wie ein Orkan über Vorwärts Steyr hinweg.
Es war eine desolate Vorstellung der Mannschaft von Edi Glieder. Vor immerhin 200 Zuschauern am Rennbahnweg. So mancher Fan haderte an diesem Winterabend mit seiner Vorwärts. "Ich will nächste Saison nicht nach Sierning fahren", sagte ein Anhänger. Auch, wenn es nur ein Testpiel war: nach dieser Leistung ist es schwer vorstellbar, dass der Mannschaft im Frühjahr der Klassenerhalt gelingt.
Trainer Edi Glieder konnte dem Debakel noch etwas Positives abgewinnen. "Wir haben das Spiel gefilmt und kommende Woche genügend Videomaterial zu analysieren." In den 90 Minuten davor sah er seine Mannschaft dem Gegner in allen Belangen unterlegen. Es schien, als ginge der Vorwärts Elf alles zu schnell gegen die flinken Rapid Amateure. Doppelpass - langer Querpasss - Haken - und schon zappelte der Ball wieder im Netz hinter Torhüter Haas. Nie kam Steyr in die Zweikämpfe - die Verteidigung zeigte sich erschreckend zahnlos. Speziell die Außenverteidiger Manfred Rabenhaupt und Denis Rosca waren ihren Gegenspielern an diesem Freitagabend nicht gewachsen.
In der ersten Halbzeit traf für Rapid Kristijan Dobras zwei Mal. Der 20-Jährige wurde in Wolfern groß, der Ort liegt sieben Kilometer von Steyr entfernt. Er ist einer jener Kicker, die den Bewerbungsbogen auf der Homepage der Vorwärts Steyr ausfüllen sollten. Doch Dobras entschied sich 2010 nach seiner Ausbildung in der Linzer Fußballakademie für die Rapid Amateure.
Nach einem 0:5 in der ersten Halbzeit konnten die Steyrer das Debakel noch einigermaßen in Grenzen halten. Es hätte schlimmer kommen können. Auch, weil Rapid im zweiten Durchgang einen Gang zurückschaltete. Jan Urban gelang in der 82. Minute mit einem sehenswerten Halb-Volley das Ehrentor. Der tschechische Mittelfeldspieler und Stürmer Peter Orosz waren die einzigen Lichtblicke im tristen Steyrer Spiel.
„Die Rapid Amateure haben eine junge, bissige Mannschaft. Die Spieler wollen unbedingt Profis werden“, sagte Edi Glieder nach dem Spiel. Nicht mehr jeder Spieler der Vorwärts-Elf ist jung. Bissig sollten sie alle sein.
1999, im letzten Bundeliga-Jahr von Vorwärts Steyr traf das Team zum letzten Mal auf Rapid. Nach einem 0:3-Rückstand trotzte man dem Rekordmeister ein 3:3 ab. Damals kämpfte sich Vorwärts trotz aussichtsloser Lage ins Spiel zurück. Mit Einsatz, den die Mannschaft beim Testspiel gegen Rapid vermissen ließ. Doch vielleicht waren die Gegentreffer sieben Schüsse vor den Bug. Vielleicht gelingt es der Mannschaft bis zum Meisterschaftsauftakt am 11. März gegen den GAK, den rot-weißen Geist wieder zu beschwören. Die Unterstützung der Fans ist ihr sicher.