Ein Mann und seine Kopfarbeit

Von Von Sarah Ecklmayr   16.Februar 2010

„Früher hat die Mama geschimpft, wenn ich beim Rausgehen keine Haube aufgehabt hab’. Heute schimpft sie, wenn ich meine Beanie nicht einmal beim Essen runternehme“, sagt Stefan Dorfner. Der 25-jährige Linzer ist selbst der größte Werbeträger seiner Kunst. So kann es passieren, dass er zwar mit Mütze das Haus verlässt, jedoch ohne wieder nach Hause kommt. Einfach, weil sie ihm unterwegs ein Freund „abgequatscht“ hat.

Dorfner steht – auch als Mann – zu seiner Häkel-Leidenschaft: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich ein Knäuel Wolle in Händen halte und weiß, dass ich es zu einer Beanie veredeln kann. Eine, die außer mir niemand hat.“ Zwei bis vier Stunden arbeitet er an einer seinen Kreationen. Manchmal ist der ganze Tag mit Häkeln ausgefüllt. Der Ort ist ihm dabei egal, Hauptsache im Hintergrund läuft Musik.

Hauben mit Charakter

Seine Freunde stehen voll hinter dem Mann mit der Haube, tragen alle selbst eine „Dorfner/Zelch“-Kreation auf dem edlen Haupt. „Sie finden das cool, was ich mache“, sagt der Häkel-Fan. Was das für ein Gefühl ist, wenn ihm jemand auf der Straße mit einer „seiner“ Mützen begegnet? „Es ist noch immer total unwirklich. Macht mich jedoch auch stolz, denn jede meiner Beanies ist ein Unikat, hat Charakter“, sagt er.

Hauben sind für den 25-Jährigen längst zum modischen Accessoire geworden. Der funktionelle Schutz vor der Kälte ist dabei nur ein angenehmer Nebeneffekt. „Im Winter braucht man eine Haube, im Sommer ist sie ein Style-Faktor“, sagt der Mützen-Fetischist. Denn, so wie Frauen von Schuhen, kann Stefan von Beanies einfach nicht genug haben. An die 15 Stück hat der Linzer zu Hause herumliegen. Je nach Lust und Laune pickt er sich dann beim Weggehen ein Exemplar aus dem farbenfrohen Wollhaufen heraus.

Der Wunsch nach einer individuell designten Haube war es, der Stefan und Steffi motivierte, sich selbst eine Haube zu häkeln. Freunde und Bekannte waren von den Ergebnissen gleich begeistert. Das ursprüngliche Spaß-Projekt hat somit Ausmaße angenommen, mit denen anfangs niemand gerechnet hat: 40 Beanies haben die beiden diesen Winter für Freunde und Familie hergestellt. Fast 400 Mitglieder zählt ihre Fanseite „Kopfarbeit – Handmade Beanies“ auf Facebook. Einige davon sogar aus Deutschland. „Da muss man fast mehr draus machen. Konkrete Pläne gibt es jedoch noch nicht“, so Dorfner.

Häkeln mit Youtube

Ein langer Weg? Keineswegs. Steffi und Stefan haben erst im Herbst Häkeln gelernt. Oder vielmehr wieder gelernt, wenn man die Handarbeitsstunden aus der Volksschulzeit berücksichtigt. Wie? Ganz einfach, über das Internet, Youtube. Nur die Feinheiten haben sie sich von Steffis Mutter zeigen lassen. „Alles Übung“, sagt der heutige Häkel-Profi.

Aber es gibt sie noch: seine allererste Haube, das Urgestein quasi. Zwar noch ein wenig unförmig und mit unregelmäßigen Maschen, doch der Meister ist zufrieden: „Ich finde, die hab’ ich gut hinbekommen. Ein Freund wollte sie mir sogar abkaufen, aber die geb’ ich nicht her.“