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"Unsere ureigene Angelegenheit"

09. Februar 2016, 17:16 Uhr
Karl-Markus Gauß  Bild: (ORF)

Karl-Markus Gauß, Schriftsteller

33.Das Letzte, was die zerfallende Gesellschaft in Österreich noch zusammenhält, ist der Hass, den es gar nicht mehr kümmert, wogegen er sich richtet: Die einen sind empört, dass die Steuern so hoch sind, die anderen, dass der böse Nachbar noch immer viel zu wenig davon zu zahlen hat. Für die einen ist der Zentralismus der Urgrund alles Bösen, für die anderen der Föderalismus: Egal wofür oder wogegen, einig sind wir uns darin, dass es jedenfalls ein Skandal ist. Was? Na, alles halt.  

Wenn man den Medien glaubt und den Leuten so zuhört, könnte man meinen, Österreich hätte die originellsten Intellektuellen, die besten Journalisten, die kühnsten Industriellen, die fleißigsten Arbeiter und würde für diese Auserwähltheit mit den dümmsten Politikern bestraft werden. Wahrscheinlich ist Thomas Bernhard deswegen unser populärster Volksautor geworden, weil seine Kritik rhetorisch radikal, sprachlich witzig und allumfassend beliebig war.

Irgendetwas kann an unserer Sicht der Dinge nicht stimmen, und ein erster Schritt zur Besserung ist es, wenn wir wider den täglich ausgerufenen Notstand wie gegen dessen Gegenstück, die gewohnheitsmäßige Schönfärberei, zu einem kritischen, und das heißt: die Dinge abwägenden Selbstbild kämen. Dann würden wir begreifen, dass ein ganzer Staat, der es nicht nur auf widerwärtige Fälle von Korruption, sondern auch auf beträchtliche soziale Errungenschaften gebracht hat, nicht von einer kleinen Schicht inkompetenter Politiker alleine heruntergebracht werden kann, sondern nur von einer apathisch gewordenen Gesellschaft; also von uns allen, die wir es uns in der allgemeinen und gleichen Verdrossenheit gemütlich eingerichtet haben und fast schon erleichtert davon ausgehen, dass das österreichische Verhängnis nur immer ärger werden könne.

Darauf zu warten, dass die Regierung mit ihrer auf nichts als gegenseitiger Verachtung gegründeten Koalition die Dinge für uns auf den richtigen Weg bringen werde, ist müßig. Unerwartet hat sich im letzten krisenhaften Jahr jedoch die Gesellschaft mit hunderterlei Initiativen in der Republik zurückgemeldet. Egal, ob man in der Flüchtlingsfrage die Dinge so sieht wie ich oder nicht: Dass die Bürger und Bürgerinnen sich selbst dafür zuständig erklären, was in ihrem Land geschieht, das ist es, was ich für einen echten Aufbruch halte. Nichts verheißt auch bei ganz anderen Problemen solche Hoffnung wie dies, dass die Österreicher und Österreicherinnen beginnen, die Dinge, die sie selber betreffen, nicht als Domäne der Obrigkeit, sondern als ihre ureigene Angelegenheit zu verstehen.

 

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